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Freitag, 5. November 2010

Abraham und die Kaaba in Mekka

Die Kaaba in Mekka

Jeder kennt die Kaaba (auch Kaba, Ka'bah, Ka'ba, Kabah, Qaba, Qa'ba geschrieben). Aber was hat es eigentlich mit der Kaaba auf sich, wer errichtete sie? Was hat der Prophet Abraham damit zu tun, der im Arabischen Ibrahim genannt wird? Was hat es mit dem schwarzen Stein in der Ecke auf sich? Wie sah Mekka vor dem Islam aus? Wann könnte Muhammad geboren worden sein?

Zu diesen und weiteren Fragen hier mal einige seriöse Antworten:

Eine sehr gute Anlaufstelle, wenn es um islamische Architektur geht, ist Archnet.

The Ka'ba is a cubical structure located at the center of Masjid al-Haram in Mecca. The Baqara verse, revealed to the Prophet Muhammad, established the Ka'ba as the direction (qibla) towards which Muslims must address their five daily prayers, and as the destination of annual pilgrimage, or hajj, required once in the lifetime of every Muslim. Each year, worshippers gather in the courtyard of Masjid al-Haram and encircle the Ka'ba seven times (tawaf), during which they kiss and touch the Black Stone (al-Hajar al-Aswad), a Muslim object of veneration embedded in the eastern corner of the Ka'ba. As it stands today, the cubical structure is fifteen meters tall and measures ten and a half meters by twelve meters on the exterior. It is oriented such that its four corners align roughly with north, south, east and west.
The structure predates Islam and is believed to have been first built by the Prophet Abraham and his son Ismail, although there are no archaeological findings to support this argument. It is known, however, that the pre-Islamic Ka'ba was rebuilt several times by the tribes ruling Mecca, who used it to house sacred objects, including the Black Stone. During the lifetime of Prophet Muhammad, the Quraysh tribe rebuilt the Ka'ba with alternating courses of stone and wood. The inner space was divided into two rooms, one of which housed the Black Stone. The interior walls were decorated with paintings of Abraham, Mary, Jesus, angels, prophets and trees; and the exterior was covered with the habrat cloth from Yemen.

During the conflict between Ibn Zubayr, ruler of Mecca, and Umayyad Caliph Mu'awiyah, the Ka'ba was set to fire. The Black Stone broke into three pieces and its parts were reassembled with silver by Ibn Zubayr. Ibn Zubayr also ordered the rebuilding of the Ka'ba in stone, in accordance with its original dimensions believed to be set by Abraham, and paved the open space around it. The shrine at this time had two doors and a wooden staircase for roof access. In 692, after taking over Mecca, Umayyad Caliph Abdul Malik bin demolished the Ka'ba and rebuilt it based on the Qurayshi version.

The Abbasid Caliphs contributed to the design of the Ka'ba by covering it with the kiswa, a black cloth brought from Tanis in Egypt. The kiswa comprised of eight curtains (a pair on each side of the cube) embroidered with gold calligraphy expressing the Muslim shahada, or oath, "There is no God but Allah and Muhammed is the Prophet of Allah."

Following Mamluk rule of the Hijaz, which lasted from 1269 to 1517, Mecca came under the control of the Ottoman Sultans. In 1553, Sultan Süleyman I (1520-1566) renovated the roof of the Ka'ba and ordered the wooden ceiling painted with golden calligraphy and floral patterns. Damaged in a flood in 1611, the Ka'ba was rebuilt once again by Sultan Murad IV (1623-1640) in 1629. The new foundation was laid according to Abraham's plan, while the upper structure was built with large granite blocks resting on a twenty-five centimeters high marble base. Three columns were built to support the roof on the inside; they were covered with golden decorations. Silver and golden lamps were suspended from the ceiling. At this time, the silver door offered by Sultan Süleyman I was placed off-center on the northeast wall, two meters above ground level. The Ka'ba was then covered with two kiswas, a red cloth covered with a black one, that were annually replaced.

On the southwest side of the Ka'ba is a semi-circular wall about one and a quarter meters tall, which represents its border (al-hatim) as built by Abraham. The Black Stone is embedded in the eastern corner, one and a half meters above the ground. During the first Saudi extension to Masjid al-Haram in 1976, the interior of the Ka'ba was decorated with gold geometric motifs and inscribed with Quranic verses.
 aus: Archnet

hier noch ein weiter führender interessanter Artikel als PDF von Archnet:

Khoury, Nuha N.N. 1993. The Dome of the Rock, the Ka'ba, and Ghumdan: Arab Myths and Umayyad Monuments. In Muqarnas X: An Annual on Islamic Art and Architecture. Margaret B. Sevcenko (ed.). Leiden: E.J. Brill.
(Link ggf. direkt in einen Downloadmanager einfügen.)

 
aus dem Kapitel:

Arabien vor dem Islam

(...) Zumindest in Mekka ergab sich daraus eine Götterhierarchie, an deren Spitze ein oberster Gott, Allah, stand, der in dieser Stadt eine besondere Verehrung genoss. Diesem Gott war eine Reihe von weiblichen Gottheiten zugeordnet, die als seine Töchter betrachtet wurden. Darüber, inwieweit diese Göttinnen mit Gestirnen wie dem Mond zusammenhingen, können nur Vermutungen angestellt werden. Allah war in Mekka ein besonderes Heiligtum gewidmet, die Kaaba. Zu Ehren dieses höchsten Gottes fanden regelmäßig festliche Rituale statt, die mit Handelsmessen verbunden waren. Während dieser Zeit standen die Händler unter dem besonderen Schutz dieser höchsten Gottheit, was auch für ihre Anreise nach Mekka und die Rückkehr in ihre Herkunftsorte galt, sodass es zu einer engen Verbindung zwischen religiösen und wirtschaftlichen Aktivitäten kam. (...)

Die Pilgerfahrt

(...) Nach der Ankunft in Mekka beginnt zunächst der individuelle Teil der Pilgerfahrt. Der Pilger besucht die Kaaba, die er bei dieser Gelegenheit siebenmal umwandert. Während dieser Ambulation küsst er einmal den schwarzen Stein, der in der Ostwand der Kaaba eingemauert ist. Dabei handelt es sich um einen Meteoriten, der schon in vorislamischer Zeit verehrt wurde. Nach der muslimischen Überlieferung war er zunächst weiß und ist durch die Sünden der Menschen, die ihn berührt haben, schwarz geworden. Danach bewegt sich der Pilger eiligen Schrittes oder laufend siebenmal zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwa hin und her.
Dieser Teil des Rituals erinnert an die Suche der Hagar nach Wasser für ihren Sohn Ismael. Damit wird die geistige Verbindung zum so verstandenen Urmonotheismus Abrahams (arabisch: Ibrahîm) hergestellt und an Ismael, den Stammvater der Araber, erinnert. (...)

(Elefanten und Vögel?)

(...) Mekka muss eine so große wirtschaftliche Bedeutung entwickelt haben, dass um 570 n. Chr. der äthiopische Statthalter im Jemen versuchte, die Stadt unter seine Kontrolle zu bringen [Anm. von mir: Ich denke bei der Jahreszahl irrt der Autor, wenn man sich Hartmut Bobzin's Ausführungen weiter unten durchliest.].

In seinem Heer führte er auch einen oder mehrere Kriegselefanten mit. Seine Expedition blieb erfolglos, ging aber in die islamische Überlieferung als das »Jahr des Elefanten« ein, das Muslimen als das Geburtsjahr des Propheten Muhammad gilt. (...)

(Änderung der Gebetsrichtung von Jerusalem nach Mekka)

(...)  Ein weiteres Problem stellten zwei jüdische Stämme dar, die seit undenklichen Zeiten in Medina ansässig waren. Bei seiner Ankunft in Medina war Muhammad noch davon überzeugt, dass er ein Prophet wie Moses oder Jesus sei und dass seine Botschaft mit der seiner Vorgänger übereinstimme. Auf seine entsprechenden Angebote zur Kooperation reagierten die Juden von Medina allerdings ablehnend. Die Gründe dafür lagen im religiösen Selbstverständnis der Juden von Medina. Sie sahen keine Übereinstimmung oder Verwandtschaft zwischen ihren Glaubensvorstellungen und den Lehren Muhammads. Wichtig war darüber hinaus auch die Tatsache, dass die jüdischen Stämme von Medina mit wichtigen mekkanischen Familien enge Wirtschaftsbeziehungen pflegten und durch eine Förderung der Position Muhammads in
Medina ökonomische Nachteile fürchteten. Die Juden sahen Muhammad also keineswegs als Propheten an. Damit veränderte sich die Haltung des Propheten gegenüber den anderen Offenbarungsreligionen. Er sah sich von nun an nicht mehr als Propheten, der von Gott allein zu den Arabern geschickt sei, sondern erhob jetzt einen universalen Anspruch. Dass das arabische Moment dennoch weiter eine Rolle spielte, in gewisser Weise sogar gestärkt wurde, erhellt die Tatsache, dass die Richtung, zu der gewandt die Muslime ihre Pflichtgebete verrichteten, nun nicht mehr Jerusalem war, sondern Mekka. Die Betonung Mekkas wirkte sich noch in einer anderen Hinsicht aus. Die Veränderung der Gebetsrichtung dokumentierte einen politischen Anspruch der Muslime auf die Ursprungsstadt ihrer Religion. Fortan wurde betont, dass der Stammvater Ibrahîm (Abraham) bei der Kaaba in Mekka einen monotheistischen Kult etabliert habe, der allerdings mit der Zeit in Vergessenheit geraten sei. Muhammad und die frühe muslimische Gemeinde sahen sich nun in der Tradition Abrahams und betrieben die Revitalisierung der aus ihrer Sicht wahren Traditionen und Rituale.
aus: Peter Heine: Islam zur Einführung Hamburg 2003.





aus dem Kapitel:

Koran und Prophetenüberlieferung

In Sure 2:127 wird Abraham zusammen mit seinem Sohn Ismail als Erbauer der Ka'ba in Mekka vorgestellt, des zentralen islamischen Heiligtums, in dessen Richtung sich die Gläubigen im obligatorischen Gebet verneigen und das sie bei der Pilgerfahrt aufsuchen.
aus: Ralf Elger: Islam. Frankfurt am Main, Oktober 2002.


aus dem Kapitel:

Die Historische Grundlagen des Islam

(...) Der Stadtgott von Mekka, Hubal, dessen Idol in einem würfelförmigen Gebäude (Ka‛ba) verehrt wurde, hieß in vorislamischer Zeit auch einfach Allāh (kontrahiert aus al-ilāh „der Gott“). Die altarabischen Götter und Göttinnen wurden in Form von Statuen, aber auch als einfache Steinsäulen oder Bäume in heiligen Hainen verehrt; ihr Kult war oft mit blutigen Opfern und periodischen Wallfahrten verbunden.

Ungeachtet der Verfälschungen ihrer ursprünglichen Botschaft durch manche ihrer Anhänger werden die früheren Propheten von den Muslimen geachtet und verehrt; der fromme Muslim fügt ihrem Namen stets die Formel „Heil ihm!“ (‛alaihis-salām) hinzu. Die von ihnen gegründeten Gemeinden mit ihren Gesetzen und Institutionen sind zu respektieren; aus diesem Grundsatz entwickelt sich später, zur Zeit der arabischen Eroberungen, das Rechtsinstitut der Schutzbürgerschaft (dhimma). Mohammed selbst hat nach der Inbesitznahme von Mekka das Beispiel dafür gegeben, indem er den Kult bei der Ka‛ba und dem Schwarzen Stein und die übrigen mit der Pilgerfahrt verbundenden Rituale in den Islam integriert hat, da der Prophet Abraham, zusammen mit seinem Sohn Ismael, die Ka‛ba erbaut und die Riten gestiftet habe
(Koran 2, 126f.).


Die fünf Säulen (arkān) des Islam
(...)


Das Ritualgebet und die Moschee

Moscheen im eigentlichen Sinne sind erst während der Zeit der ältesten islamischen Eroberungen in den Militärlagern der arabischen Heere entstanden: zuerst in al-Küfa und al-Basra im Irak, dann in al-Fustāt (Alt-Kairo) und später in al-Qairawān (Kairuan in Tunesien). Auch in den kleineren eroberten Städten sicherten sich die Muslime vertraglich bestimmte Plätze, an denen sie gemeinsam das Gebet verrichten konnten, und zwar grundsätzlich unter Schonung der christlichen Kultstätten. So blieb etwa in Jerusalem den Christen die Grabeskirche erhalten, während die Muslime sich auf dem verlassenen Tempelberg (an der Stelle der nachmaligen Aqsā-Moschee) einrichteten. Erst unter den Umayyaden-Kalifen kam es in einzelnen großen Städten zu Enteignungen – gegen Entschädigung – von Kirchen, etwa der Johannes-Kirche in Damaskus, an deren Stelle die Umayyaden-Moschee gebaut wurde; nach demselben Muster erfolgte ab 785 der Bau der Moschee von Cordoba an der Stelle der Andreas-Kirche. Entschädigungslos enteignet dagegen wurden die meisten Kirchen Syriens und Palästinas als Vergeltungsmaßnahme nach den Kreuzzügen, die die muslimische Seite als Bruch der dhimma-Verträge der Eroberungszeit auffaßte (...)

Die Pilgerfahrt


Ziel der Wallfahrt ist die „Heilige Moschee“ (al-masğid alharām) oder das „ehrwürdige Heiligtum“ (al-haram aš-šarīf) in Mekka, dessen Mittelpunkt die Ka‛ba (Würfel) bildet, ein etwa 15 m hoher, aus dunklen vulkanischen Steinen gemauerter Bau, der einen einzigen, jetzt leeren Raum umschließt. In seine östliche Kante ist der Schwarze Stein (al-hağar al-aswad) eingemauert, vermutlich ein Meteorit, den eine silberne Fassung umgibt. Die Ka‛ba war in vorislamischer Zeit ein heidnischer Tempel, der Götterbilder, vor allem des Stadtgottes Hubal, enthielt; auch die Wallfahrt (hağğ) selbst mit ihrem siebenmaligen Umlauf (tawāf) um die Ka‛ba ist vorislamischen Ursprungs. Nach seiner Einnahme der Stadt hat Mohammed das Heiligtum zwar von den heidnischen Idolen gereinigt, das Gebäude selbst und die damit verbundenen altehrwürdigen Riten aber nicht angetastet. Der ganze Komplex der Wallfahrt wurde in den Islam übernommen, und zwar aufgrund der oben zitierten Koranverse: Abraham, seine Magd Hagar und beider Sohn Ismael gelten als die Erbauer; der von Abraham eingeführte Kult des einen Gottes – „Er war kein Heide!“ – konnte im Sinne der durch Mohammed erneuerten Prophetie beibehalten werden, nachdem man die später dort etablierten heidnischen Greuel wieder entfernt hatte. (...)
aus: Heinz Halm: Der Islam. Geschichte und Gegenwart. München, Beck, 2000.



aus dem Kapitel:

Die Quellen für die Kenntnis vom Leben Mohammeds

(Elefanten und Vögel?)

(...) Dem steht jedoch als erschwerendes Hindernis entgegen, daß der Koran kein im eigentlichen Sinn historisches Werk, sondern Verkündigung ist. Er enthält zwar Geschichten, die sich auf bestimmte geschichtliche Ereignisse beziehen lassen, aber diese Geschehnisse werden in einer Art und Weise erzählt, die zwei Grundbedingungen historischer Darstellung außer acht lassen, nämlich genaue Angaben über Ort und Zeit.
Das soll an folgendem für die Mohammedbiographie wichtigen Beispiel erläutert werden, nämlich daß Mohammed angeblich im „Jahr des Elefanten“ geboren ist. Dafür berufen sich die Muslime häufig auf Sure 105 („Der Elefant“, al-fīl); sie lautet wie folgt (Übersetzung nach Rückert):
[1] Sahst du nicht, was dein Herr tat an denen mit dem Elefanten?
[2] Macht’ er nicht ihre List zu Schanden,
[3] Da er auf sie ein Heer von Vögel sandte,
[4] Das sie mit Steinen warf, gebrannten;
[5] So macht’ er sie gleich abgefress’nen Saaten.
In einem der unter Muslimen populärsten Korankommentare, dem von den beiden ägyptischen Gelehrten Dschalāl ad-Dīn al-Mahallī (st. 1459) und Dschalāl ad-Dīn as-Suyūtī (1445–1505) verfaßten sog. Tafsīr al-Dschalālain („Kommentar der beiden Dschalāl“), wird das historische Geschehen, das den Anlaß für den in der Sure geoffenbarten Text bildete, wie folgt geschildert:
Der Elefant [fīl] ist Mahmud und „die mit dem Elefanten“ [’ashāb alfīl] sind Abraha, der König des Jemen, und sein Heer. Abraha baute in Sanaa eine Kirche, um die Pilger von Mekka dorthin zu ziehen; da verrichtete ein Mann vom Stamm der Kinäna in ihr seine Notdurft und beschmutzte die der Heiligen Jungfrau geweihte Nische aus Geringschätzung ihr gegenüber; da schwor Abraha, die Kaaba zu zerstören, und kam mit seinem Heer, reitend auf Elefanten des Jemen, ihm voran Mahmūd. Und als sie sich anschickten, die Kaaba zu zerstören, schickte Gott das über sie, was er in seinem Wort [d. h. den Versen 3 bis 5] erzählt ... Dieses Jahr war das der Geburt des Propheten.
Tatsächlich ist ein aus Äthiopien stammender christlicher König Abraha (äthiop. Abreha) sicher bezeugt. Er war zunächst Feldherr im Heer des Herrschers von Aksum in Äthiopien, Ella Asbeha, der ab 525 das im heutigen Jemen liegende Königreich Himyar eroberte und dort einen Vasallenkönig namens Sumyafa‘ Ašwa‘ einsetzte. Gegen diesen revoltierte um 535 Abraha, machte sich selber zum König und herrschte bis zu seinem Tod um 560. Ein Feldzug Abrahas in nördlichere Regionen Arabiens (und womöglich nach Mekka) hat, entsprechend einer in Zentralarabien angebrachten Felsinschrift, 552 (nach anderer Deutung 547) stattgefunden. Die Verknüpfung zwischen diesen ziemlich sicher feststellbaren historischen
Daten und dem koranischen Text ist aber nun, wie man leicht sehen kann, problematisch, denn im Koran wird ja weder ein Name noch ein Datum genannt. Damit soll allerdings keineswegs in Frage gestellt werden, daß Sure 105 die Erinnerung an ein markantes historisches Ereignis enthält. Darauf weisen schon die ältesten Kommentare zu dieser Sure, z.B.von af-Tabarī (st. 923) hin, die zum Teil aber auch widersprüchliche Nachrichten enthalten. Problematisch ist auch die Schlußfolgerung im oben zitierten Kommentartext, das „Jahr des Elefanten“ sei das Geburtsjahr Mohammeds. Zwar ist diese Annahme im Islam weitverbreitet, aber es gibt seit altersher eine Reihe gewichtiger Traditionen dagegen, und sie werden durch die neuere historische Forschung, vor allem die erwähnten Inschriften, unterstützt. So ist z.B. von Ibn al-Kalbī (st. 819), dem Verfasser bedeutender Werke über die Genealogie und die vorislamische Religion der Araber, überliefert, der Prophet sei 23 Jahre nach dem „Jahr des Elefanten“ geboren. Wenn man den Koran als historische Quelle für das Leben Mohammeds heranziehen will, dann ergibt sich also aus Sure 105 nicht zwingend, daß Mohammed „im Jahr des Elefanten“ geboren ist, und ebensowenig läßt sich das genaue Geburtsdatum herauslesen. (...)

Die zentralarabische pagane Religion


Im Innern der Kaaba in Mekka stand das Standbild des Gottes Hūbal, vor dem man Lospfeile warf, wenn man ein Orakel begehrte. Interessant ist, daß sich im Koran keinerlei Polemik gegen Hūbal findet.
Nicht jede der Gottheiten hatte ein „Haus“, wohl aber einen Kultbezirk, in dem bestimmte Kulthandlungen wie z. B. die Opferung von Tieren oder der Umlauf (tawāf) um Idole, d.h. heilige Steine (’ansāb) oder (wesentlich seltener) Standbilder, vollzogen wurden. Der Kultbezirk war zugleich Asylbereich.
Zu jedem heiligen Bezirk konnte man „Wallfahrten“ veranstalten. Für Zentralarabien gewannen jedoch in dieser Hinsicht die Kultstätten von Mekka und seiner näheren Umgebung besondere Bedeutung. In Mekka war der ursprüngliche Gegenstand der Verehrung ein schwarzer Meteorit, der in die Nordostecke des würfelförmigen Kultgebäudes (daher der Name ka‘ba =„Kubus“) eingelassen war. In der Kaaba befand sich außerdem eine Taube aus Aloeholz und das schon erwähnte Standbild des Hübal. In unmittelbarer Nähe Mekkas befand sich als Ziel einer „Wallfahrt“ (hağğ) der Ort ‘Arafāt, den man im Zusammenhang mit jährlich stattfindenden Märkten (u.a. in dem nahe Mekka gelegenen ‘Ukāz) aufzusuchen pflegte. Während dieser Zeit herrschte drei Monate lang ein allgemeiner Landfrieden; in Sure 9,5 werden diese „unverletzlichen Monate“ insofern vorausgesetzt, als während dieser Zeit der Kampf gegen die „Beigeseller“ (mušrik) ausdrücklich verboten wird. Während der „Wallfahrt“ befand sich der Pilger in einem Weihezustand (’ihrām), in dem er seine Haare nicht schor. Dessen Beendigung symbolisierte das Scheren des Haares, das man an der Kultstätte zurückließ. Einige der hier nur kurz skizzierten Bräuche wurden später in die islamischen Riten des hağğ, der die beiden Wallfahrtsziele Mekka und ‘Arafāt zusammenfaßte, integriert.
aus: Hartmut Bobzin: Mohammed. München, Beck, 2000.

2 Kommentare:

  1. Was von dir ist, ist sehr schön geschrieben und fleißig Fakten zusammengetragen. Was mir aber etwas gegen den Strich geht, ist das Thema selbst. Frau Doktorspiel Merkel hat es doch zu einfach, wenn sie sogar den Bloggern ihr Thema diktiert. Die soll regieren und sie nimmt mit ihrem Zigarettenhändler als Ministerersatz das Volk mit dem nächsten Überfall auf das Gesundheitssystem aus. Sie reist auf Konferenzen ins warme Asien, weil sie sich um den Euro sorgt, aber sie sorgt nicht dafür, dass ihr Volk auch genug Euro hat, um sich um dessen Wert im Ausland einen Kopf machen zu können! Genug Themen, ohne die Religion zu bemühen. :)

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  2. Habe den Blog grade erst entdeckt und muss sagen, dass er mir wirklich sehr gut gefällt! Gute Recherche und faszinierende Artikel. Weiter so!

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