Ein unerhört erfolgreicher Nahost-Experte, doch dabei ein dreister Plagiator: Gerhard Konzelmann |
Manches ist so gut, dass man nochmals gesondert darauf aufmerksam machen sollte.
Ich schreibe ja mitunter recht lange Postings, die des öfteren nicht mal so eben schnell wie eine Zeitungsmeldung konsumiert werden können, erst recht nicht, wenn darin noch zahlreiche Links zur tieferen Lektüre ermuntern. So werden wohl auch einige Postings kaum mehr als nur überflogen, es sei denn, man beabsichtigt tatsächlich mal bei einem Kaffee gemütlich sich mal richtig Zeit in dieser schnelllebigen Internetära zu nehmen.
Diesen Abschnitt eines Artikels sollte man sich durchaus nochmals durchlesen, denn oft werden einem die Augen erst durch Satire, oder Umkehrung der Perspektive geöffnet. Manche sind so gefangen in ihrer eurozentristischen oder deutschen Perspektive, dass sie vielleicht erst dann die Sprache zur Beschreibung des Orients bemerken, wenn man dieselbe Sprache mal auf unser Land anwendet. Stichwort "Dönermorde"...
Aus dem Artikel:
Hilfe, die Türken gehen! Grundsteinlegung der Deutsch-türkischen Universität:
Manchmal wird ein Sachverhalt erst dann so richtig verdeutlicht, wenn man mal einfach die Perspektive wechselt. Dieses fällt aber vielen Diskutanten offensichtlich schwer. Ich erinnere mich noch an eine wirksamere Methode, die ich z.B. eindrücklich in dem Buch "Das Schwert des "Experten". Peter Scholl-Latours verzerrtes Araber- und Islambild" 1993 wieder einmal kennenlernte. Dort haben sich mal zwei der Autoren, Anis Hamadeh und Daniel Schwarz daran gemacht, alleine mit der Sprache des Scholl-Latour, mit der ihm eigenen Brille, wie er den Orient betrachtet, sich in die Rolle eines "Nahwest-Experten" zu begeben um eine Satire zu schreiben:
"Auge um Auge oder: Die wundersamen Erzählungen eines arabischen »Nahwest-Experten«auch komplett absolut lesenswert, obwohl von 1993:
Dumpf und monoton dröhnten die Kirchenglocken der christlichen Gemeinde im Gotteshaus zu Paderborn. Die westfälische Stadt ist eine religiöse Hochburg, die wie ein urbanes Relikt aus der Zeit Karls des Großen anmutet, der hier einst ein Bistum stiftete, um die Kirche als mächtiges Instrument des Heiligen Römischen Reiches einzusetzen. Die unverkennbare und nicht zu unterschätzende Solidarität zwischen der okzidentalen katholischen Kirche und der regierenden christlichen Partei beweist die Verstrickung von abendländischer Religion und Herrschaft, die bis zum heutigen Tage von Bedeutung ist. Unüberhörbar riefen die Glocken zum Kirchgang auf. Bedrohlich, obskur, ja fast apokalyptisch wirkte das Orgelspiel im Inneren; eine bucklige Gestalt hämmerte fanatisch auf das Instrument ein, damit die alemannischen Gläubigen - überwiegend blond und blauäugig - in ekstatischen Rhythmen und zu düsteren Gesängen ihrem Herrn huldigen konnten. Es war Sonntag, der christliche Freitag, und der Pfarrer, ein ganz in schwarz gekleideter Patriarch, stand auf der Kanzel, um das Gebet vorzusprechen, das die Gläubigen als raunender Chor wiederholten. Eingebettet in christliche Parolen hörten wir die Predigt. Der Geistliche verlas emphatisch einige Aussprüche des Propheten Jesus, der im Christentum ja bekanntlich die Rolle des Gottessohnes einnehmen muss. Ein Blick in die düsteren Gesichter der Menge verriet mir etwas über das historische Band, das diese Gemeinschaft zutiefst zusammenhält und alle Andersgläubigen ausschließt; und zwar nicht nur die muslimische Minderheit, die dem neuerstarkenden Germanien zu einem guten Teil zu seinem Wohlstand verholfen hat, sondern auch die undurchschaubar vielen anderen Konfessionen der Bibelreligion, die sich über jahrhundertelangen blutigen Zwist hinweg haben behaupten können. Im Religionsfrieden von Augsburg wurde 1565 die Kirchenspaltung festgeschrieben und den Herrschern das Recht gegeben, den Glauben ihrer Untertanen selbst zu bestimmen. Die unzähligen Kriege, die die Region dann noch lange zersetzen und erschüttern sollten, und auch die Hunderttausende von brutal ermordeten Ketzern während der Inquisition deuten auf die Instabilität der christlichen Dogmen hin, die allerdings von den Massen akzeptiert wurden, als der Reichtum späterer Kolonialzeiten den Wohlstand brachte.Dank meiner landesüblichen Kleidung wurde ich in der üppig verzierten Bartholomäuskapelle, die in Ausschmückung und Architektur nicht frei von Effekthascherei ist, kaum als Fremdkörper wahrgenommen, ja, es schien mir sogar, als könnte ich hinter dem martellischen Lächeln eines zahnlosen Alten in der letzten Reihe die Gewissheit spüren, für einen der Ihren gehalten zu werden (...)
[Nun beginnt ein Kommentar auf die Satire:]
Wer wäre ob dieser Wortgewalt nicht 'zutiefst' beeindruckt? Wir möchten allerdings anmerken, dass wir einige Satzfragmente, darunter die ersten drei Sätze, unverändert aus Peter Scholl-Latours Opus Das Schwert des Islam übernommen haben, um größtmögliche stilistische Authentizität zu gewährleisten. Für alle, die vielleicht selbst einmal durch journalistische Arbeit zur Meinungsbildung beitragen möchten, haben wir das "scholllatour'sche Geheimrezept für scharfsinnige Delikatessen" ermittelt. (...)"
Auge um Auge oder: Die wundersamen Erzählungen eines arabischen »Nahwest-Experten«
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