Freitag, 3. Juni 2016

Argumentesammlung für einen gezielten Völkermord an den Armeniern

New York Times Schlagzeile, 15. Dezember, 1915
Kaum einer kann sich mit einen historischen Thema intensiver beschäftigen, da den meisten einfach die Zeit fehlt. Um eine Ahnung davon zu bekommen, worum es konkret eigentlich geht, gibt es hier einen Schnellkursus eines mir bekannten vertrauenswürdigen Wikipedia-Autoren (türkischsprachig) mit Belegen (!), der mal kurz und bündig einige der gängigsten Argumente auflistet, wieso die internationale Forschung mehrheitlich von einem geplanten Genozid ausgeht - nicht von der gesamten jungtürkischen Regierung ausgehend, sondern aus dem inneren Kreis ausgehend, warum es auch manchmal widersprüchliche Signale und Handlungen gab. Den oberen Abschnitt kann sich jeder mal in einer Minute durchlesen, diese Punkte können einfach meist mit gesundem Menschenverstand beurteilt werden, also ohne jegliche Vorkenntnisse, danach folgen viele weitere Belege. Diese Liste ist übrigens unvollständig und teilweise auch nicht ganz aktuell (ist von 2008), denn es gab in den letzten knapp zehn-fünfzehn Jahren viele weitere Belege und Erkenntnisse, die nicht eingeflossen sind. Hier meine vor Jahren gemachte Einschätzung in einem Blogartikel, auch die muslimischen Opfer berücksichtigend.
Folgendes ist nicht meine Arbeit, ich zitiere sie nur freundlicherweise mit Genehmigung und kleinen Ergänzungen hieraus:

"Argumentsammlung Gezielte Auslöschung


Hans-Lukas Kieser definiert den Armeniermord als "Zusammenspiel zentraler und lokaler Kräfte" und als "Prozess kumulativer Radikalisierung vor dem Hintergrund langfristiger ideologischer Optionen".[11] Gedanken, die meine Zustimmung finden

Argumentesammlung für ein planvolles Vorgehen:
  • November 1914 (vor Beginn der Deportationen) wurden erste Dörfer geplündert.[8]
  • Ende Februar ((vor Beginn der Deportationen) verloren Armenier ihre Stellung in osmanischen Behörden.[8]
  • Ebenfalls vor dem eigentlichen Beginn der Deportationen befahl Enver Pascha der Armee, die armenischen Soldaten zu entwaffnen.[2] [3]
  • Die Deportationen wiesen trotz regionaler Unterschiede überall das gleiche Grundmuster auf.[3]
Militärische Notwendigkeiten?
  • Auch frontferne (siehe Devletarsivleri (Abschnitt techir kararinin uygulandigi bölgerler) Armenier aus Westanatolien und Thrazien wurden vertrieben.[2][3]
  • Die Armenier aus dem Westen wurden in Richtung Front deportiert.
  • Von den Deportationen waren auch Frauen und Kinder betroffen.[15] (Frauen und Kinder, militärisch notwendig??)
  • keine landesweite Erhebung der Armenier [11] regionale Rebellionen unterschiedlicher Völker waren zu jener Zeit in nahezu allen Regionen des Reiches zu beobachten.[8] Vgl. auch die Augenzeugenberichte zum Aufstand in Van in den Akten des Auswärtigen Amtes, laut Talat Bey kamen bei diesen militärischen Auseinandersetzungen auf armenischer Seite 400 Menschen [17]ums Leben (Massenaufstand??)
  • Die Armenier wurden nicht aus dem Frontgebiet heraus, sondern in Richtung der Frontlinien transportiert (Taner Akcam: A shameful Act, S. 10)
Argumente
  • Vorkehrungen für eine mögliche Wiederansiedlung der deportierten Armenier wurden nicht getroffen.[3] (ohne Wiederansiedlung keine "Deportation")
  • Bei den Zielorten handelte es sich um unwirtliche und wüstenähnliche Regionen. (Das eigentliche Ziel der Deportation muss demnach die Vernichtung gewesen sein)
  • Angebote anderer Staaten den Deportierten humanitäre Hilfe zu leisten, lehnte Istanbul strikt ab.[3]
  • Mit persönlichen Emissären wurden zuvor erteilte Dekrete, die Deportierten gut zu behandeln, aufgehoben. [2][3]
  • Warum wurden osmanische Landräte und Gouverneure, die sich der Deportation widersetzten abgesetzt[19]oder beseitigt[20][21]
  • Aussagen und Beweismittel aus den Istanbuler Prozessen (vgl. die Kapitel in Taner Akcam)
  • Dutzende und Aberdutzende Augenzeugenberichte in deutschen Akten, Mitarbeiter der Bagdad-Bahn, Missionare, Krankenschwester, deutsche Soldaten im osmanischen Heer etc. etc., Berichte amerikanische Konsulare, amerikanische Botschafter. Bücher etc.


Aleppo Governor Mehmet Celal Bey stated that the goal of the Ottoman government was "to annihilate" the Armenians.[119]
Due to his defiance of the deportations, he was removed from his post as governor.[120]