Dienstag, 9. November 2010

Was ist Dschihad und der Unterschied zum "Heiligen Krieg"? Teil 2


Belagerung einer Stadt durch die Osmanen
 Nachdem ich hoffentlich in dem vorigen Post schon ein wenig zur Aufklärung beigetragen habe (Was ist Dschihad und der Unterschied zum "Heiligen Krieg"? Teil 1), welches auch dazu gedient haben könnte, die Aussagen in der vorgestellten Dschihad-Doku einigermaßen korrekt einzuorden, kommt hier nun eine schon erwähnte Kapazität auf diesem Gebiet ausführlicher zu Wort: Albrecht Noth.

Er fasste 1993 einige seiner wichtigsten Erkenntnisse in diesem lesenswertem Sammelband zusammen:

Gernot Rotter (Hrsg.): Die Welten des Islam: neunundzwanzig Vorschläge, das Unvertraute zu verstehen. 1993.

Markierungen habe ich hinzugefügt, um Diagonallesern Hilfe zu bieten:

Der Dschihad: sich mühen für Gott

Ein handlich-banales Geschichtsbild


In der nichtmuslimischen, der christlichen/westlichen Welt vor allem, läßt sich eine Art Konsens darüber beobachten, was unter muslimischem Dschihad (Ǧihād) zu verstehen sei. Danach handelt es sich um

- den »Heiligen Krieg« des Islam,
- eingeführt durch den Propheten Mohammed im Koran,
- abzielend auf die Ausbreitung des Islam mit Waffengewalt;
- er sei die permanente treibende Kraft für die Expansion des Islam auf Kosten anderer Religionen
- und, da ein religiöser Dauerauftrag, Grund für die Friedensunfähigkeit von Muslimen.
- Er stellt somit auch heute noch eine beachtliche Gefahr für alle Nichtmuslime dar.

Diese Verbindung von banalem Geschichtsbild und handlichem Beurteilungsraster hat, soweit ich sehe, vor allem drei wesentliche Ursprungsfelder:

1. Historische Tatsachen, die man in diesem Zusammenhang anführen kann, d. h. Teile dieses Vorstellungskomplexes lassen sich - wirklich oder anscheinend - verifizieren.
2. Eine jahrhundertealte und bis heute entscheidend nachwirkende christlich-kirchliche Polemik gegen die »Kriegsreligion« Islam.
3. Aussprüche und Aktionen moderner Repräsentanten des politischen Islam, die solchen Vorstellungen entsprechen.

Zum ersten Punkt kann darauf verwiesen werden, daß umfangreiche Gebiete, die bereits christianisiert waren, durch kriegerische Aktionen, die unter religiösen Aspekten standen, von muslimischer Seite dem Christentum »entrissen« worden sind, sei es endgültig (wie Syrien/Palästina, Nordafrika, Anatolien /Türkei), sei es für längere Zeit (wie Spanien, Balkan). Im übrigen ist der Dschihad tatsächlich Gegenstand der islamischen Offenbarung (Koran) und kann somit als permanenter Auftrag verstanden werden.

Punkt zwei ist vor dem Hintergrund der Tatsache zu sehen, daß sich die abendländische Christenheit immer wieder, selbst in ihren Kerngebieten, wirklich bedroht fühlen mußte (schon früh in Spanien, im Franken-Reich, später in Südosteuropa), daß ferner der Islam theologisch durchweg als eine vom Christentum/Judentum abgespaltene, durch einen sogenannten Propheten (bewußt) in die Irre geführte Sekte qualifiziert wurde, die folglich verabscheuungswürdiger war als unwissendes, somit eher »schuldloses« Heidentum. Zudem erschien der kriegührende Islam als das negative Gegenkonzept zu dem auf dem absoluten Friedensgebot basierenden Christentum.

Zu Punkt drei kann auf die Dschihad-Propaganda und auf als Dschihad bezeichnete Aktionen der jüngsten Zeit verwiesen werden. Daß heutige Vertreter des politischen Islam nicht gerade zu den differenziertesten Geistern gehören, die die muslimische Kultur hervorgebracht hat, kann einer größeren Öffentlichkeit nicht unbedingt bekannt sein. Solch populistisches »Umfunktionieren« der islamischen Dschihad-Idee ist im übrigen - angesichts des Schadens, den es der großen Majorität von andersdenkenden Muslimen zufügt - sicher zu bedauern. Sich gegen derartigen Mißbrauch zu wehren, das muß jedoch den Muslimen selbst vorbehalten bleiben. (...)


Materieller oder geistiger Dschihad?

Im Folgenden soll der Versuch gemacht werden, die weitverbreiteten Klischees vom Dschihad durch ein wirklichkeitsgetreueres Bild zu ersetzen. Dabei geht es mir - dies sei von vornherein klargestellt - am allerwenigsten um Apologetik. Ich teile z.B. in keiner Weise die Ansicht mancher, sich heute zu Wort meldender muslimischer Dschihad-Apologeten, Dschihad sei von Anbeginn und wesentlich »nur« ein allgemeines Sicheinsetzen für die Religion des Islam gewesen, konkreter Kampf dagegen eher eine »Spielart« innerhalb dieses weitgefaßten Rahmens. Zudem - und hier wird ein angeblicher Ausspruch des Propheten angeführt (Koran-Verse stehen als Belege nicht zur Verfügung) - sei der Dschihad mit der Waffe in der Hand dem geistigen Dschihad, dem Kampf gegen die bösen Kräfte der eigenen Seele, immer nachgeordnet gewesen; der innere Kampf stelle somit den eigentlichen Dschihad dar. Nein: Dschihad meint in den koranischen Offenbarungen - und daran lassen auch die frühen muslimischen Kommentatoren, die unter keinerlei Rechtfertigungszwang standen, nicht den geringsten Zweifel - eindeutig kämpferischen Einsatz gegen die sich der Annahme des Islam verschließenden polytheistischen »Ungläubigen« (auf der Arabischen Halbinsel), ein kriegerisches Vorgehen, das sich in einer Vielzahl von militärischen Unternehmungen konkretisiert hat, von denen die bedeutenderen vom Propheten selbst angeführt worden sind. Der innere Dschihad andererseits ist allem Anschein nach ein aus dem konkreten kämpferischen Dschihad nachträglich abgeleitetes Bild: Das sündhafte Verlangen der Seele zu unterdrücken erfordert Anstrengungen wie der bewaffnete Kampf gegen einen gefährlichen und hartnäckigen Feind.

Gewiß wird also keine beschönigende Apologetik das Ziel der folgenden Ausführungen sein, wohl aber der Versuch, einen Eindruck davon zu vermitteln, daß Dschihad, ein zentrales Konzept des Islam, alles andere darstellt als ein undifferenziert-emotionales Gebilde aus Kriegslust und Beutegier mit den Nichtmuslimen als Objekt und Opfer. Basis unserer Beschreibung des islamischen Dschihad-Konzepts werden Koran, islamisches religiöses Gesetz/Scharia (šarīʿa) und historische Ausdrucksformen und Konsequenzen von Dschihad sein. (...)

Samstag, 6. November 2010

Was ist Dschihad und der Unterschied zum "Heiligen Krieg"? Teil 1

Muslime beim großen Dschihad


Was oftmals fehlt in den Diskussionen um diverse Islam-Themen, ist die Kenntnis der Begrifflichkeiten. Manche Begriffe wurden oft verwendet, und doch wenig durchdrungen. Manche auch nicht selten als Zerrbilder, als Schlagworte benutzt, dass diese Begriffe schon ein Eigenleben führen, aber eher wenig mit ihrer eigentlichen Bedeutung mehr gemein haben. Sie sind zu "Kampfbegriffen" verkommen. Und war soweit, dass zum Beispiel Eltern beim Elternabend ein schmerzverzerrtes Gesicht bekommen und fahl werden, sobald sie erfahren, dass Schüler ihrer Kinder Dschihad mit Vornamen heißen.
Nun muss man nicht unbedingt zu jedem Begriff eine akademische Vorbildung erhalten haben, um mitreden zu können, aber ein kleines bisschen tiefer als an der Oberfläche vieler Artikel in den Massenmedien darf es dann doch schon sein. Wenn, ja wenn man denn auch tatsächlich interessiert daran ist, warum vielleicht Missverständnisse bei Gesprächen von Muslimen und Nichtmuslimen auftreten könnten. Sofern man nicht nur unter seinesgleichen über den jeweils anderen redet, was ja zumindest in diesem Sommer und Herbst en vogue wurde.
Diese Begriffsverwirrung herrscht übrigens natürlich auch unter Muslimen. So machen sie sich nicht selten auch gerne mal Schlagworte der Massenmedien zu eigen, und denken, es wird schon richtig sein.

Daher hier mal einige Ausführungen zum Schlagwort Kreuzzug, und zum Schlagwort Dschihad:

Aus dem renommiertem Lexikon des Mittelalters:

Der Heilige Krieg im Christentum:

(...) Grundlage der Definition des 'hl. Krieges' waren die verbindlichen Ausführungen des hl. Augustinus über das Wesen des gerechten Krieges (bellum iustum), auf denen die kanonistische Lehre des Hoch- und Spät-Mittelalter (Gratian) fußte. Drei Kriterien für einen gerechten und gottgefälligen Krieg treten hervor:
1. Ein Krieg muß im Namen und auf Anordnung einer legitimen Autorität - z. B. Kaiser oder Papst - geführt werden, wobei aber schon Augustinus die Idee eines unmittelbar von Gott autorisierten Krieges kennt, die sich im Mittelalter mit der Vorstellung von Christus als dem König des transzendentalen Gottesreiches verbindet; dieses anzugreifen, kommt einer Störung des göttlischen Heilsplanes gleich.
2. Ein Krieg darf nur aus einem gerechten Kriegsgrund (iusta causa), hervorgerufen durch eine Unrechtshandlung (iniuria) eines Gegners, geführt werden; bei Augustinus findet sich jedoch bereits das Argument, daß ein auf göttlicher Autorität beruhender Krieg seiner Natur nach gerecht sei, doch gehen nur wenige mittelalterliche Apologeten so weit wie Henricus de Segusio, der einen Krieg gegen Ungläubige allein aus der Überlegenheit des christlichen Glaubens rechtfertigt.
3. Dem Krieg müssen gute Absichten (rectae intentiones) zugrundeliegen, d. h. er soll von der caritas, der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit, getragen sein, wobei die Apologeten der Kreuzzüge die Liebe zu den christlichen Brüdern und Schwestern betonen, nicht aber die den Zeitgenossen unverständliche Liebe zu den Feinden. (...)


II. Der Kreuzzug:

Der Kreuzzug wurde der Christenheit nach Auffassung der Zeitgenossen unmittelbar von Gott, durch den Mund des Papstes, befohlen; er war Bußübung und Kriegszug zugleich. Als Werk der Buße war er umrahmt von liturgischen Handlungen, wie sie ähnlich das Pilgerwesen kannte, und wurde auch bevorzugt mit Begriffen der Pilgerschaft (peregrinatio) umschrieben. In seiner Eigenschaft als Krieg diente er zum einen der Rückeroberung christlichen Besitzes, insbesondere Palästinas, das durch das Leben und den Kreuzestod Christi geheiligt war und zudem einst zum römischen Reich gehört hatte, zum andern der Verteidigung gegen echte oder vermeintliche Glaubensfeinde innerhalb und außerhalb der christlichen Welt (Muslime, heidnische Slaven und Balten, Mongolen, Schismatiker wie griechisch oder russisch Orthodoxe, Häretiker, aber auch politische Gegner des Papsttums). Neben den höchstes Ansehen gewährenden Kreuzzügen zur Befreiung oder Verteidigung Jerusalems wurden Kreuzzüge auch in anderen Teilen der mittelalterlichen Welt (Naher Osten, Spanien /Reconquista, Nordafrika, baltische Länder, Osteuropa, sogar in Westeuropa) durchgeführt. Bei starken regionalen Unterschieden - die Kreuzzüge in Spanien trugen bereits quasi-nationale Züge, die Kreuzzüge im Baltikum betonten stark das missionarische Element - gilt für alle Kreuzzüge, daß sie mit der Sache der gesamten Christenheit gleichgesetzt wurden und die Kreuzzugsheere (selbst wenn sie regional zusammengesetzt waren) als supranational galten. Von daher muß der Kreuzzug von anderen Formen des Kriegführens (wie der Verteidigung des lateinischen Ostens durch die dort ansässig gewordenen Christen oder den Kämpfen der Ritterorden, deren Brüder im übrigen kein Kreuzzugsgelübde ablegten) unterschieden werden. Eine Wandlung des Kreuzzugs im Spätmittelalter markieren seit dem 14. Jh. die 'Kreuzzugsligen', bestehend aus souveränen Staaten, die nicht mehr so sehr die gesamte Christenheit, sondern sich selbst repräsentierten. (...)
 aus: Der Islam: Geschichte und Gegenwart von Heinz Halm ist folgendes:

Ǧihād

Durch die islamistischen Bewegungen hat auch der mittelalterliche Begriff des Ǧihād eine Wiederbelebung und Umdeutung erfahren. Das Wort, das „Anstrengung, Einsatz“ bedeutet – also nicht „heiliger Krieg“ –, kommt in dieser Form oder in verschiedenen Formen des verwandte Verbum Ǧāhada „sich einsetzen“ mehrfach im Koran vor, aber durchaus nicht immer in kriegerischer Bedeutung. Allerdings wird auch der „Einsatz auf dem Wege Gottes“ (Ǧihād fī sabīl Allāh) den Muslimen als gottgefällig empfohlen; in Koran 9, 24 und 9, 81 werden diejenigen getadelt, die sich weigern, ihr Vermögen und ihre Person auf dem Wege Gottes, d. h. um Gottes willen, einzusetzen.
Welcher Art nun dieser „Einsatz“ sein soll, das war und ist vielfältiger Interpretation offen. Die Koranstellen beziehen sich meist auf den Kampf gegen die heidnischen Mekkaner. Später hat man die Eroberungskriege (futūh) ebenso als Ǧihād aufgefaßt wie alljährliche Raub- und Beuteexpeditionen an der Grenze oder Sklavenjagden. Aber schon der Theologe al-Ġazzālī (1058–1111) hat den bloß militärischen Einsatz für
den Islam als den „kleinen Ǧihād“, den Kampf gegen die eigene Triebseele als den „großen“ und eigentlich verdienstvollen bezeichnet.

Die Worthülse Ǧihād läßt sich also mit mancherlei Inhalt füllen. Im modernen Sprachgebrauch wird es oft wie unser Wort Kampagne gebraucht, das ja auch ursprünglich aus dem militärischen Jargon stammt: Ǧihād gegen die Armut, gegen die Krankheit, das Analphabetentum. Militante Gruppen kommen dagegen häufig wieder auf den militärischen Sinn zurück: jeder Befreiungskampf, jedes Kommandounternehmen, jeder Selbstmordanschlag oder revolutionäre Umsturzversuch läßt sich leicht mit dem Etikett Ǧihād versehen und so mit einer religiösen Legitimation ausstatten; dabei erhalten die bei solchen gewaltsamen Aktionen zu Tode Kommenden den Nimbus von Märtyrern. (...)
Peter Heine schreibt in seinem empfehlenswerten Werk Islam zur Einführung:

Freitag, 5. November 2010

Abraham und die Kaaba in Mekka

Die Kaaba in Mekka

Jeder kennt die Kaaba (auch Kaba, Ka'bah, Ka'ba, Kabah, Qaba, Qa'ba geschrieben). Aber was hat es eigentlich mit der Kaaba auf sich, wer errichtete sie? Was hat der Prophet Abraham damit zu tun, der im Arabischen Ibrahim genannt wird? Was hat es mit dem schwarzen Stein in der Ecke auf sich? Wie sah Mekka vor dem Islam aus? Wann könnte Muhammad geboren worden sein?

Zu diesen und weiteren Fragen hier mal einige seriöse Antworten:

Eine sehr gute Anlaufstelle, wenn es um islamische Architektur geht, ist Archnet.

The Ka'ba is a cubical structure located at the center of Masjid al-Haram in Mecca. The Baqara verse, revealed to the Prophet Muhammad, established the Ka'ba as the direction (qibla) towards which Muslims must address their five daily prayers, and as the destination of annual pilgrimage, or hajj, required once in the lifetime of every Muslim. Each year, worshippers gather in the courtyard of Masjid al-Haram and encircle the Ka'ba seven times (tawaf), during which they kiss and touch the Black Stone (al-Hajar al-Aswad), a Muslim object of veneration embedded in the eastern corner of the Ka'ba. As it stands today, the cubical structure is fifteen meters tall and measures ten and a half meters by twelve meters on the exterior. It is oriented such that its four corners align roughly with north, south, east and west.
The structure predates Islam and is believed to have been first built by the Prophet Abraham and his son Ismail, although there are no archaeological findings to support this argument. It is known, however, that the pre-Islamic Ka'ba was rebuilt several times by the tribes ruling Mecca, who used it to house sacred objects, including the Black Stone. During the lifetime of Prophet Muhammad, the Quraysh tribe rebuilt the Ka'ba with alternating courses of stone and wood. The inner space was divided into two rooms, one of which housed the Black Stone. The interior walls were decorated with paintings of Abraham, Mary, Jesus, angels, prophets and trees; and the exterior was covered with the habrat cloth from Yemen.

During the conflict between Ibn Zubayr, ruler of Mecca, and Umayyad Caliph Mu'awiyah, the Ka'ba was set to fire. The Black Stone broke into three pieces and its parts were reassembled with silver by Ibn Zubayr. Ibn Zubayr also ordered the rebuilding of the Ka'ba in stone, in accordance with its original dimensions believed to be set by Abraham, and paved the open space around it. The shrine at this time had two doors and a wooden staircase for roof access. In 692, after taking over Mecca, Umayyad Caliph Abdul Malik bin demolished the Ka'ba and rebuilt it based on the Qurayshi version.

The Abbasid Caliphs contributed to the design of the Ka'ba by covering it with the kiswa, a black cloth brought from Tanis in Egypt. The kiswa comprised of eight curtains (a pair on each side of the cube) embroidered with gold calligraphy expressing the Muslim shahada, or oath, "There is no God but Allah and Muhammed is the Prophet of Allah."

Following Mamluk rule of the Hijaz, which lasted from 1269 to 1517, Mecca came under the control of the Ottoman Sultans. In 1553, Sultan Süleyman I (1520-1566) renovated the roof of the Ka'ba and ordered the wooden ceiling painted with golden calligraphy and floral patterns. Damaged in a flood in 1611, the Ka'ba was rebuilt once again by Sultan Murad IV (1623-1640) in 1629. The new foundation was laid according to Abraham's plan, while the upper structure was built with large granite blocks resting on a twenty-five centimeters high marble base. Three columns were built to support the roof on the inside; they were covered with golden decorations. Silver and golden lamps were suspended from the ceiling. At this time, the silver door offered by Sultan Süleyman I was placed off-center on the northeast wall, two meters above ground level. The Ka'ba was then covered with two kiswas, a red cloth covered with a black one, that were annually replaced.

On the southwest side of the Ka'ba is a semi-circular wall about one and a quarter meters tall, which represents its border (al-hatim) as built by Abraham. The Black Stone is embedded in the eastern corner, one and a half meters above the ground. During the first Saudi extension to Masjid al-Haram in 1976, the interior of the Ka'ba was decorated with gold geometric motifs and inscribed with Quranic verses.
 aus: Archnet

hier noch ein weiter führender interessanter Artikel als PDF von Archnet:

Khoury, Nuha N.N. 1993. The Dome of the Rock, the Ka'ba, and Ghumdan: Arab Myths and Umayyad Monuments. In Muqarnas X: An Annual on Islamic Art and Architecture. Margaret B. Sevcenko (ed.). Leiden: E.J. Brill.
(Link ggf. direkt in einen Downloadmanager einfügen.)

 
aus dem Kapitel:

Arabien vor dem Islam

(...) Zumindest in Mekka ergab sich daraus eine Götterhierarchie, an deren Spitze ein oberster Gott, Allah, stand, der in dieser Stadt eine besondere Verehrung genoss. Diesem Gott war eine Reihe von weiblichen Gottheiten zugeordnet, die als seine Töchter betrachtet wurden. Darüber, inwieweit diese Göttinnen mit Gestirnen wie dem Mond zusammenhingen, können nur Vermutungen angestellt werden. Allah war in Mekka ein besonderes Heiligtum gewidmet, die Kaaba. Zu Ehren dieses höchsten Gottes fanden regelmäßig festliche Rituale statt, die mit Handelsmessen verbunden waren. Während dieser Zeit standen die Händler unter dem besonderen Schutz dieser höchsten Gottheit, was auch für ihre Anreise nach Mekka und die Rückkehr in ihre Herkunftsorte galt, sodass es zu einer engen Verbindung zwischen religiösen und wirtschaftlichen Aktivitäten kam. (...)

Die Pilgerfahrt

(...) Nach der Ankunft in Mekka beginnt zunächst der individuelle Teil der Pilgerfahrt. Der Pilger besucht die Kaaba, die er bei dieser Gelegenheit siebenmal umwandert. Während dieser Ambulation küsst er einmal den schwarzen Stein, der in der Ostwand der Kaaba eingemauert ist. Dabei handelt es sich um einen Meteoriten, der schon in vorislamischer Zeit verehrt wurde. Nach der muslimischen Überlieferung war er zunächst weiß und ist durch die Sünden der Menschen, die ihn berührt haben, schwarz geworden. Danach bewegt sich der Pilger eiligen Schrittes oder laufend siebenmal zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwa hin und her.
Dieser Teil des Rituals erinnert an die Suche der Hagar nach Wasser für ihren Sohn Ismael. Damit wird die geistige Verbindung zum so verstandenen Urmonotheismus Abrahams (arabisch: Ibrahîm) hergestellt und an Ismael, den Stammvater der Araber, erinnert. (...)

(Elefanten und Vögel?)

(...) Mekka muss eine so große wirtschaftliche Bedeutung entwickelt haben, dass um 570 n. Chr. der äthiopische Statthalter im Jemen versuchte, die Stadt unter seine Kontrolle zu bringen [Anm. von mir: Ich denke bei der Jahreszahl irrt der Autor, wenn man sich Hartmut Bobzin's Ausführungen weiter unten durchliest.].

In seinem Heer führte er auch einen oder mehrere Kriegselefanten mit. Seine Expedition blieb erfolglos, ging aber in die islamische Überlieferung als das »Jahr des Elefanten« ein, das Muslimen als das Geburtsjahr des Propheten Muhammad gilt. (...)

(Änderung der Gebetsrichtung von Jerusalem nach Mekka)

(...)  Ein weiteres Problem stellten zwei jüdische Stämme dar, die seit undenklichen Zeiten in Medina ansässig waren. Bei seiner Ankunft in Medina war Muhammad noch davon überzeugt, dass er ein Prophet wie Moses oder Jesus sei und dass seine Botschaft mit der seiner Vorgänger übereinstimme. Auf seine entsprechenden Angebote zur Kooperation reagierten die Juden von Medina allerdings ablehnend. Die Gründe dafür lagen im religiösen Selbstverständnis der Juden von Medina. Sie sahen keine Übereinstimmung oder Verwandtschaft zwischen ihren Glaubensvorstellungen und den Lehren Muhammads. Wichtig war darüber hinaus auch die Tatsache, dass die jüdischen Stämme von Medina mit wichtigen mekkanischen Familien enge Wirtschaftsbeziehungen pflegten und durch eine Förderung der Position Muhammads in
Medina ökonomische Nachteile fürchteten. Die Juden sahen Muhammad also keineswegs als Propheten an. Damit veränderte sich die Haltung des Propheten gegenüber den anderen Offenbarungsreligionen. Er sah sich von nun an nicht mehr als Propheten, der von Gott allein zu den Arabern geschickt sei, sondern erhob jetzt einen universalen Anspruch. Dass das arabische Moment dennoch weiter eine Rolle spielte, in gewisser Weise sogar gestärkt wurde, erhellt die Tatsache, dass die Richtung, zu der gewandt die Muslime ihre Pflichtgebete verrichteten, nun nicht mehr Jerusalem war, sondern Mekka. Die Betonung Mekkas wirkte sich noch in einer anderen Hinsicht aus. Die Veränderung der Gebetsrichtung dokumentierte einen politischen Anspruch der Muslime auf die Ursprungsstadt ihrer Religion. Fortan wurde betont, dass der Stammvater Ibrahîm (Abraham) bei der Kaaba in Mekka einen monotheistischen Kult etabliert habe, der allerdings mit der Zeit in Vergessenheit geraten sei. Muhammad und die frühe muslimische Gemeinde sahen sich nun in der Tradition Abrahams und betrieben die Revitalisierung der aus ihrer Sicht wahren Traditionen und Rituale.
aus: Peter Heine: Islam zur Einführung Hamburg 2003.


"Sind solche Diskriminierungen aus Ihrer Sicht alltäglich?"

 Ich hatte hier im Blog schon einmal auf den investigativen Film "Schwarz auf Weiß" von Günter Wallraff inklusive Video verwiesen, wo ich auch auf selten zur Sprache gebrachte mögliche tiefere Ursachen von Fremdenfeindlichkeit einging:

In den Spiegel der ausländerfeindlichen Deutschen geschaut


Nun stolperte ich kürzlich über ein interessantes Interview der farbigen Autorin Noah Sow. Sie geht dabei auch kritisch auf Wallraffs Film ein, zeigt methodische Schwächen, jedoch besonders interessant finde ich die Art ihrer Antworten auf die Fragen des Tagesschau-Redakteurs. Denn man erfährt dadurch teilweise mehr über den Fragenden, als über die Antwortende.

Denn ist auch die manchmal diskriminierende Alltagserfahrung von Muslimen im Lande schon traurig genug, was Menschen dunkler Hautfarbe zu berichten wissen, ist doch gelegentlich um einiges trauriger, zumal auch öfters offensichtlicher in ihren Gründen.

Einige Ausschnitte:
(...) tagesschau.de: Überraschen Sie die Erfahrungen, die Günter Wallraff als Schwarzer beschreibt?
Noah Sow: Überraschen? Nein. Woher? Ich bin ja schon länger schwarz als Wallraff. Und das Gott sei Dank auch noch wenn Karneval vorbei ist.
tagesschau.de: Muss erst ein Weißer daherkommen, damit die Öffentlichkeit wirklich glaubt, dass es weit verbreitet Rassismus gibt?
Sow: Für Weiße, die die zahlreichen schwarzen Stimmen zu dem Thema seit langer Zeit ignorieren, offensichtlich schon.(...)

tagesschau.de: Wallraff beschreibt offenen Rassismus, beispielsweise bei der Wohnungssuche oder in der Eckkneipe. Sind solche Diskriminierungen aus Ihrer Sicht alltäglich?
Sow: Natürlich, was für eine Frage. People of Color in Deutschland wissen das alles schon seit Jahrhunderten. In der Bücherei, bei Jahresberichten von Antidiskriminierungsbüros, erreichbar mit einem Klick im Internet: Überall ist Wissen über Alltagsrassismus präsent. Weiße müssen nur aufhören, dieses Wissen zu ignorieren oder anzuzweifeln oder - wie in dieser Frage - zu relativieren.
tagesschau.de: Welche Unterschiede gibt es bei den Vorurteilen weißer Deutscher gegenüber schwarzen Männern und schwarzen Frauen? Welche Stereotypen gibt es da?
Sow: Das gehört eigentlich zum Allgemeinwissen. Wenn es Sie interessiert, lesen Sie doch mal ein gutes Buch über das Thema. Da gibt es wirklich viele. Es ist nicht okay und auch nicht "normal", bei einem so wichtigen Thema, das überall präsent ist und uns alle angeht, einen so großen blinden Fleck zu haben. Ansonsten möchte ich diesen ethnologischen Blick gerne umkehren: Rassismus ist keine schwarze, sondern eine weiße Tradition. Fragen Sie daher doch ruhig mal: "Welche Unterschiede gibt es bei Dominanzpräsentationen weißer Männer und weißer Frauen? Welche Verhaltensmuster gibt es da?"

tagesschau.de: Gibt es denn regionale Unterschiede in der Ausprägung offener Diskriminierungen?
Sow: Nein. Rassismus ist ein System, in dem Weiße davon profitieren, dass sie bestimmte Privilegien haben. Es ist egal, wo diese Weißen wohnen.
tagesschau.de: Zur WM 2006 war von No-Go-Areas die Rede. Gibt es Gegenden, wo schwarze Menschen besonders gefährdet sind?
Sow: Schwarze Menschen sind überall dort besonders gefährdet, wo weiße Menschen Macht und Kontrolle haben und ein rassistischer Konsens besteht, beispielsweise in Polizeigewahrsam, wo es regelmäßig zu Misshandlungen kommt. "Gefährdung" ist ja nicht auf Körperlichkeit beschränkt. Rassismus ist als solches eine Gefährdung: des öffentlichen Friedens und des Friedens und freien Lebens aller Menschen, die nicht weiß sind. Gefährdet bin ich dann, wenn mich rassistische Willkür treffen kann. Ob bei Jobsuche, an der Bushaltestelle, an der Uni oder durch kolonialrassistische Witze im TV. Gefährlich ist es in Deutschland daher potenziell überall, weil die auf dem Papier gut aussehenden Bürgerrechte auf Schwarze nur eingeschränkt Anwendung finden. (...)

komplett:
tagesschau.de: Interview zum Film "Schwarz auf Weiß" - "Ein angemalter Weißer ist kein Schwarzer"

Mir fällt grad nichts mehr sinnvolles Ergänzendes dazu ein, ich bin müde und muss schnellstens ins Bett. :-)

(Bildquelle: Wikimedia Commons)

Donnerstag, 4. November 2010

Türkische Namensreform 1934 und Folgen - Türkifizierung - Teil 2

Ich hatte hier schon einen kleinen Einblick in die Gründungsjahre der jungen türkischen Republik gegeben:

Türkische Namensreform 1934 und Folgen - Türkifizierung - Teil 1

Hier folgt nun der 2. Teil. Immerhin begegnet man entweder persönlich oder über den Medien immer wieder mal türkischen Nachnamen, oder hat gar selber einen, und Namensforschung ist bei deutschen Namen sogar in den Massenmedien außerordentlich populär. Daher ist es vielleicht von Interesse, wie der eigene Nachname zustande kam, oder der Nachname des Nachbarn, Kollegen, Freundes.

Hier habe ich mal eine Stelle in der Literatur gefunden, die etwas genauer auf das Prozedere der Namensvergabe eingeht, auf Probleme dabei, und darauf, welche Gruppen schon vor der Namensreform eine Art Nachnamen besaßen:

(...) Before the adoption of official “Turkish” surnames some years after the declaration of the Turkish Republic, patronyms of the type described were very common in the coastal districts that had comprised the old province of Trabzon, all the way from Batum to Ordu. Probably most men (but not any women) identified themselves with a patronym that signified their membership in a patronymic group. The prevalence of patronyms as well as the salience of patronymic groups was a regional peculiarity. In other parts of rural Turkey, groups of agnatically related males often designated themselves by a nickname, but they did not consistently take the form of a patronym. Correspondingly, the nick-names for descent groups, so common elsewhere in rural Turkey, did not have their counterparts in most of the eastern coastal districts of the old province of Trabzon. This was an odd contrast that had never received any attention but that seemed significant, given my interest in local variation and diversity. I began to consider the patronymic group as a local social formation more or less distinctive of the eastern Black Sea coast without any exact equivalent in other parts of the country. There was other evidence that this might be the case. (...)

(...) The Name Law of 1934 required every citizen to adopt an official surname. It was at this time that the man who had been Mustafa Kemal became Kemal Atatürk. Similarly, all the citizens in the district of Of [in der Provinz Trabzon] also chose new surnames. At this point the correction of a common misunderstanding is required.
It has been observed that “the Turks, like most other Muslim peoples, were not in the habit of using family names.” Surnames were indeed exceptional, although not unknown, in many parts of the country. However, there were appellations that resembled surnames in the rural areas of much of Anatolia. It was commonly the case that a collection of agnatically related households in a village might designate themselves by a collective name. So household or family groupings sometimes chose surnames that were derived from these lineage or tribal names. But they more typically chose a new surname from lists of officially approved surnames, since the lineage or tribal appellations were not always understood to refer to a familyline.
Otherwise, it is not at all accurate to say that the Turks were not in the habit of using what could be regarded as surnames. Everywhere in the districts of Anatolia, from the seventeenth century forward, if not earlier, there were individuals who were designated by reference to the name of their family line. This was especially the case in the eastern coastal districts, where names of family lines were a matter of paramount significance. As I have already pointed out in chapter 1, the names of family lines, whether in the “oğlu” or the “zade” form, were used, both officially and nonofficially, to refer to the principal figures of the old state society. Unlike the lineage or tribal names elsewhere in rural Anatolia, these patronymics did not mark a person as a country bumpkin. Instead, they confirmed standing and position in the imperial system; hence, many individuals were loath to surrender them.
Consequently, the old patronymics commonly, although not invariably, became the basis for the new surnames, simply by eliding the suffix. In the district of Of, for example, Selimoğlu became Selim, Muradoğlu became Murad, while Tellioğlu became Öztel, Bektaşoğlu became Bektaş, Şisikoğlu became Şişik, and Abdikoğlu became Abdik.
The application of the Name Law of 1934 is therefore of utmost interest as an indicator of the transition from the old republic to the new republic.
As the deadline for selecting surnames approached (January 1, 1935), there were disagreements, even heated quarrels, among the members of some large family groupings. As we have already seen, these conglomerations of hundreds of households were comprised of a variety of sets (takımlar), and each set was the potential basis for a faction. The members of different sets were sometimes tempted to formalize these latent cleavages, designating themselves by distinctive surnames. Concerned that such disputes might actually lead to civil disorders, the district officer is said to have taken steps to insure that the members of large family groupings all agreed to adopt the same surname. In one instance, it is recalled, he went to the length of summoning all the elders (büyükler) of the Tellioğlu, a large family grouping in the vicinity of the sub-district center. They had been quarreling about the adoption of a surname, and the sets were on the brink of splitting into different groupings. The district officer told the elders they were the most numerous family in the area and should stay together. He then informed them that he would himself choose their new surname by preserving in some way their old family name. There upon he dubbed them with the new surname “Öztel.” So in this instance, a district officer, who is recalled as an ardent Kemalist, arranged for the continuation of the legacy of aghas and agha-families. He had done so as a practical measure of preserving the working relationship of the new state system with the old state society. He was a revolutionary in principle, but a conservative in practice.
However, in still another instance, a leading individual from a large family grouping specifically chose to disassociate himself from his agnatic relatives. After January1, 1935, Mehmet Selimoğlu became Mehmet Sayın, designating himself by a surname that does not seem to have been adopted by any other member of his patronymic group. The name he chose was a neologism, a “New Turkish” creation of the language reform that meant “esteemed” or “respected.” At the same time, most of the other members of the family line had adopted the official surname of “Selim,” thereby retaining a semantic hold on their old name, hence also a hold on its eminence.
Mehmet Sayın had chosen a surname that at the same time asserted his attachment to the program of reforms and his detachment from the other members of his family line. And whatever his intention, his new surname could not help but suggest that the old name he had explicitly refused was disrespected in that his new name was respected. So by the choice of his surname, Mehmet Sayın appears to have been a radical Kemalist; however, he was pushed by circumstance to become conservative in practice, even if he was a revolutionary in principle.
After Mehmet Sayın assumed the mayoralty, he began to accumulate other public offices as well. He became the chairman of the Turkish Air Association (Türk Hava Kurumu), chairman of the Red Crescent Society (Kızılay Cemiyeti), chairman of the Children’s Protection Society (Çocuk Esirgeme), chairman of the Of People’s House (Of Halkevi), and chairman of the RPP. He was also director of the Ferry Boat Agency (Deniz Yolları Acenteliği) and caretaker (mütevelli) for the endowment (vakıf) of the town mosque.
As my interlocutors remarked, “Little Mehmet was the government.” In this regard, he had succeeded in fully “replacing” Ferhat Agha, who might also have been described in such terms. But if he was similar to his imperial predecessor, he was also different. He had begun as an outsider to his family line. He had disassociated himself from his agnates by choosing a unique surname, and he risen to prominence under the auspices of the one-party regime.
Although I have relatively good information about his accumulation of public offices, I have very little information about his motives. (...)
Offensichtlich hat dieser Bürgermeister später seinen Nachnamen wieder geändert:

Muhammad ist tot. Und nun? Entstehung des Schiitentums

Muhammad vor der Kaaba in Mekka, osmanische Miniatur
von Lütfi Abdullah, 1595 aus dem Siyer-i Nebi, "Das Leben des Propheten"


Ich möchte heute mal historisch darstellen, was nach dem recht unerwartetem Tode Muhammads passierte, wie und mit welcher Legitimation die Kalifen, also seine Nachfolger bestimmt wurden, was den Grund ausmachen könnte, warum jemand Kalif wurde:

Die Probleme nach dem Tode Muhammads:

1. Muhammad hatte keine überlebenden Söhne, denn in der patriarchalischen und tribalen Gesellschaft Arabiens im 7. Jh. wäre es nahe liegend gewesen, einen Sohn zum politischen Nachfolger zu bestimmen und eine dynastische Regelung zu wählen.
2. Er ist überraschend gestorben, so dass er keine Nachfolgeregelung mehr treffen konnte.
3. Der Koran sagt nichts zu einer Nachfolgeregelung aus.

Klar war, dass das politische Gemeinwesen einen Führer brauchte:

Nachfolger des Gesandten Gottes mit dessen Eigenschaft als Führer einer politischen Gruppe = Kalif


Einige legitimatorische Konzepte, warum einer Kalif werden solle - was für Aspekte spielten eine Rolle in den Diskussionen wer denn nun Nachfolger werden sollte. Also, je mehr jemand etwas von folgenden Punkten erfüllt, desto eher kam er als Kalif infrage:

1. sabiqa: religiöse Verdienste und dadurch Vorrang
2. nasab: Abstammung, Genealogie
(war auf der arabischen Halbinsel vor dem Islam weit verbreitet, also Abstammung vom Vater. Diese Aussage, muss biologisch nicht richtig gewesen sein, sondern war oft auch eine politische Aussage, man fühlte sich zu einer gewissen Zeit und an einem gewissen Ort zu diesem oder jenem Stamm zugehörig; selbst wenn man biologisch von einer ganz anderen Linie abstammte. Es wurde auch durchaus die "Abstammung" mehrfach im Leben gewechselt. Es war also sehr oft einfach ein politisches Statement, wie wir heute wissen. Oft trat man einer Gruppe/Stamm/Clan/usw. im Konfliktfall bei oder trat aus. Man hat dazu auch durchaus fiktive Stammbäume erstellt. Damit grenzte man sich ab, und schaffte Identitäten.)
Die Einführung des Islams steht dem Tribalismus nun entgegen, da jeder Muslim vor Gott gleich ist, also ein egalitäres Konzept besitzt, welches sich eher an Punkt 1 orientiert.
3. sahabi: Gefährte des Propheten
4. muhadschirun: Auswanderer von Mekka nach Medina


Einige Gemeinsamkeiten der ersten vier sog. "rechtgeleiteten" Kalifen (Abu Bakr, Umar, Uthman, Ali ibn Abi Talib)

1. Es stammten alle aus dem Stamm Quraisch (dem Stamm Muhammads) und aus Mekka. (Muhammad hatte auch Anhänger aus Medina, und die waren oft noch vor vielen Mekkanern zum Islam übergetreten.) Dieses Festhalten an Stammeslinien zeigt noch das starke tribale vorislamische Konzept in den Köpfen der Zeitgenossen, welches sich auch später noch in den islamischen Dynastien der Umayyaden und Abbasiden zeigte. Das ein Kalif aus einer komplett anderen Gruppe vielleicht auch möglich wäre, kam ihnen nicht in den Sinn, sprengte ihre Weltsichten.
2. Alle vier Kalifen waren mit Muhammad durch Ehebindungen verknüpft gewesen. Abu Bakr und Umar waren Schwiegerväter Muhammads, Uthman und Ali waren Schwiegersöhne Muhammads.

Dienstag, 2. November 2010

Vergleich: Wordpress oder Blogger / Blogspot - Welches System ist besser?

Nun nochmals etwas zum Blog selber, anstelle der sonstigen hier behandelten Themen. Ich habe einen aktuelleren Vergleichstest zu Wordpress versus Blogger (oder Blogspot, wie es früher hieß und heute immer noch gelegentlich genannt wird) gefunden und stelle ihn euch gleich mal in sinngemäßer deutscher Übersetzung vor. Vergleiche gibt es zwar viele, aber meistens berücksichtigen sie nicht die vielen inzwischen erfolgten Neuerungen und Erweiterungen bei Googles Blogger-System. Zuvor noch einige Gedanken.

Das Blog ist ja noch im Säuglingsalter, es wächst, es ändert sich, Funktionen kommen ggf. hinzu oder werden entfernt, usw. Bislang konzentrierte ich mich vorrangig um den Content, um Leser die dieses Blog finden gleich einen Eindruck der Themen zu geben, der Inhalte, der Qualität. Es ist nun aber leider doch so, dass auch der optische Eindruck einen erheblichen Anteil daran hat, ob Leser wieder kommen, oder ob sie überhaupt ein wenig verweilen. So zumindest las ich es mehrfach auf Blog-Tipp-Seiten. Dort wurde z.B. nur einmal das Design etwas dunkler geändert, ohne jegliche Änderung des Contents, und die Zahl der Leser sank sehr signifikant.
Nun, ich werde sicherlich nicht den gelegentlichen Rat beherzigen, und ein total spartanisch aussehendes Blog-Design wählen oder basteln, denn ich finde, die Zeiten, wo etwas nur dann einen seriösen Eindruck macht, wenn es aussieht wie die Zeitung FAZ von 1960 sollten zumindest im Web 2.0-Zeitalter vorbei sein.
Ich werde also Farbe und Bilder nicht verbannen, aber auch nicht die Seite wie einen Legosteinhaufen aussehen lassen. Ich habe ja schon einmal testweise die kleinen Vorschau-Bildchen der letzten Postings auf der rechten Seitenleiste deaktiviert. Dadurch wirkt die Seitenleiste ein wenig geschlossener und ruhiger, anderseits bilden diese Links auch keinen Blickfang mehr.
Ich bin noch unschlüssig, wie ich verfahren sollte.
Am liebsten hätte ich einen Kasten mit Tabs der verschiedenen jetzt noch untereinander befindlichen Widgets/Gadgets, "Letzte Posts", Letzte Kommentare", usw., wie es im Blog "Dont you believe the hype" rechts zu sehen ist. Mal sehen, wie sowas im Blogger-Blogsystem zu realisieren ist. Dieses Design gefällt mir mit Abstrichen auch recht gut. Ist aber mit seinen mehreren Autoren für mich wohl (noch) zu überdimensioniert, denn es geht schon in Richtung Online-Magazin, weg vom doch eher persönlicherem kleinerem Blog.
Außerdem bin ich ein recht kreativer Mensch und ich würde keinesfalls einfach nur ein Design eines anderen mit mir thematisch eng verwandten Blogs 1 zu 1 abkupfern, auch wenn es nicht eigens für jenes Blog erstellt wurde, sondern seinerseits auf einer beliebten weit verbreiteten Design-Vorlage basiert.
Schau'n wir mal.

Tipps und Vorschläge sind wie immer herzlich willkommen.

Kommen wir nun dazu, wieso ich bei Blogger schreibe, und höchstwahrscheinlich auch erstmal bleiben werde. Und was jemand wissen sollte, der sich mit dem Gedanken trägt, ebenfalls ein Blog zu eröffnen.

Dazu suchte ich schon eine Weile nach Vergleichstestberichten zu Wordpress und Blogger, die etwas aktueller sein sollten, denn Blogger hat in den letzten Jahren doch erhebliche Erweiterungen erhalten, die das Bloggen noch einfacher gestalten, mehr Widgets/Gadgets, mehr Ergonomie, usw. Natürlich gilt gleiches auch für Wordpress. Daher sind die Testberichte von 2009 und früher oft nicht mehr aussagekräftig genug. Nun habe ich einen Test gefunden, der mich bestärkt, zumindest bis auf absehbare Zeit auf Blogger zu bleiben. Aber jeder soll sich selbst ein Urteil erlauben, indem die Vor- und Nachteile aufgelistet werden.

Wieso vergleiche ich überhaupt nur Blogger und Wordpress?
Weil Wordpress der Marktführer ist, das weltweit am meisten benutzte Blogsystem, die wohl beste Blogsoftware, mit den meisten Möglichkeiten. Blogger ist von Google, welches vor Jahren Blogspot aufkaufte und weiter entwickelte. Noch heute lese ich in Artikeln oft von Blogspot, wenn Blogger gemeint ist. Und Blogger ist das wohl zweit meist verbreitete System, besonders einsteigerfreundlich, wenn man sowieso schon eine Googlemail-Adresse hat, kann man gleich loslegen, Designvorlage aussuchen, und losschreiben. Und es bietet alles kostenlos an, anders als Wordpress, wo Premiumfunktionen einen Aufpreis kosten, sollte man seine Seite auch bei Wordpress direkt belassen und sich keinen anderen Hoster anmieten.
Da ich eine Googlemail schon hatte, war dies auch der Grund, warum ich mal bei Blogger hineinschnupperte. Außerdem sah ich thematisch mit mir eng verwandte Blogs ebenfalls seit Jahren mit Blogger/Blogspot-Software laufen. Also konnte es wohl nicht so übel sein, oder zumindest den Anforderungen genügen, so dachte ich mir anfangs.

Hier der Originaltest, im Folgendem habe ich mal die Punkte sinngemäß übersetzt, angereichert durch eigene Gedanken:



Es wird nur Blogger mit Wordpress der auf einem eigenen angemieteten Hoster gespeichert wurde, verglichen, denn wenn man Wordpress ebenso wie Blogger, auf Wordpress belassen würde, hätte man einige Einschränkungen in der kostenlosen Version. Auch hat man auf einem eigenen Hoster die maximale Freiheit mit Wordpress.

Funktionen und Vorteile vom selbstgehostetem Wordpress:




  • Du kannst dein Blog von jedem Hoster weltweit aus betreiben, bist also unabhängig, und kosten tut es auch nur wenige Euros im Jahr (je nach Traffic! (= Besucherzahlen pro Zeiteinheit oder auch Datenverkehr))
  • Mit deinem Hoster hast du auch deine eigenen Gesetze, dass heißt, in der Regel kannst du schreiben was du willst
  • Du kannst (und musst) deine Blog-Datenbank selber managen
  • Du kannst dein Wordpress-Blog einfach im- und exportieren
  • Wordpress Themes (also Designvorlagen) gibt es wie Sand am Meer, mehr hat kein anderer Blogbetreiber.
  • Unzählige Wordpress Plugins stehen zur Verfügung um die User-Bindung zu steigern und diverse Funktionen im Blog hinzuzufügen (also z.B. Kalender, Wetteranzeige, "Letze Postings"-Plugin, usw.)
  • Man kann anhand von einem Kategorie- und Tags-System das Blog ordnen und besser strukturieren. Leser finden so, wie mit einem Inhaltsverzeichnis, schnell die für sie interessanten Themen
  • Du kannst Entwickler finden, die dir ein Plugin schreiben könnten für bestimmte noch nicht vorhandene Funktionen.
  • Du kannst leicht Bilder-Galerien erstellen, indem du Einzelbilder, oder ganze Serien von Bildern hochlädst, und diese dann in einem Post einbindest.
  • Vom Wordpress Dashboard aus lässt sich jedes hochgeladenes Bild ändern und entfernen.
  • Leser können nach Klicken auf einem Thumbnail-Bild ein bildschirmfüllendes Bild erhalten, wobei der Blogger die Seite bestimmen kann, auf dem sich dieses Bild befindet, z.B. auch um damit Geld zu verdienen; mit diesen Klicks durch Werbung.
  • Man kann Autoren, Abonnenten, Mitwirkende und Admins hinzufügen
  • Es gibt eine "Read More Summary"
  • Es ist SEO-"freunlich" (SEO = Search Engine Optimization / Suchmaschinenoptimierung)
  • Man kann unendlich viele statische Seiten einfügen, also z.B. solche Seiten wie Impressum, "Wer schreibt hier", Kontakt, usw.
  • Man kann die Permalink-Struktur ändern
  • Es gibt RSS-Feeds von jeder Kategorie und jedem Tag
  • Mann kann auch private Postings erstellen, durch Passwort geschützt.
  • Akismet Spam Schutz
  • Die Kommentarfunktion ist nutzerfreundlich und man kann auch die Seiten durch ein Plugin nummerieren.

Nachteile vom selbstgehostetem Wordpress:



Montag, 1. November 2010

Aus Deutschland gehören 2010 Lamya Kaddor, Hilal Sezgin und Sineb El Masrar zu den zehn einflussreichsten europäischen Musliminnen

"Die Initiative feiert den Erfolg muslimischer Frauen in Europa und trägt so zu einem vielseitigen Bild der Muslimin in der Öffentlichkeit dar."
So fasst es Kristiane Backer zusammen, Muslimin, ehemalige erste deutsche Moderatorin bei MTV

Es ist unheimlich schwer Bilder, die vor allem durch Medien transportiert werden und meist sehr selektiv sind, zu verändern. Einen Beitrag soll diese Gala-Veranstaltung in Madrid vom letztem Wochenende liefern, indem sie den Blick, welches momentan wieder einmal durch Alice Schwarzer medial dominiert wurde, ein wenig verbreitern hilft.

Worum geht es?

Die Liste einflussreicher europäischer Muslima hat als Hauptziele:
  • höhere Vielfalt in der Mainstreamdarstellung von Muslima in Europa
  • erhöhte Sichtbarkeit von Muslima mit ihren vielfältigen Rollen als aktive und anregende Mitglieder der Gesellschaft
  • Muslima zu stärken, ihre Leistungen auf den unterschiedlichsten Gebieten zu würdigen und ihre Mühen zu ehren

Hintergrund

Es leben ungefähr 23 Millionen Menschen mit muslimischer Herkunft in Europa. Die europäischen Muslima sind eine vielfältige, dynamische und einflussreiche demografische Gruppe, die in einer Fülle kultureller, ökonomischer und sozialer Sphären Europas eine entscheidende Rolle spielt. Da Muslime in Europa allerdings größtenteils ökonomisch benachteiligt sind und vornehmlich mit Gewalt und Radikalität in Verbindung gebracht werden, tut es Not, die Kapazität positiv engagierter Muslime zu erhöhen und hervorzuheben. Aufgrund einer zu geringen Anerkennung und häufig negativen Darstellung von Muslima als Opfer von Gewalt und kulturellen Praktiken, die ihnen eine restriktive Kleiderordnung aufzwingen und ihre Bildung verhindern, führen dazu, dass ihre Mühen und Errungenschaften regelmäßig ungewürdigt bleiben.
weiter:
European Muslim Woman of Incluence


Nun sind am Samstag gleich drei Frauen aus Deutschland auf der European Muslim Women of Influence List 2010 vertreten, neben sieben anderen Frauen:

Gefunden auf der Seite des Liberal-Islamischer Bundes