Freitag, 30. März 2012

Landminen in Bosnien und Herzegowina

Brennendes Parlamentsgebäude in Sarajevo - durch serbische
Granaten während des Bosnienkrieges Anfang der
1990er entzündet.


Trotz aller aktuellen Konflikte, sollte man vergangene militärische Konfrontationen nicht vergessen, denn diese hinterlassen oftmals Folgen, die noch Generationen beschäftigen können. Von einem dieser vergangenen Konflikte und den Folgen, handelt folgende Reportage.

Das tödliche Erbe des Bosnienkrieges:

Landminen in Bosnien und Herzegowina
Minenräumung: ein Projekt für Jahrzehnte


"(...) Viel Metall im Boden

Mostar war hart umkämpft und so verwandelte sich die Hochebene in ein Schlachtfeld voller Gefahren. "Es gibt hier viel Metall im Boden", erklärt der Übersetzer vielsagend und blickt über seine Schulter ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren. Im Radio sülzt Claudia Jung weiter: "Ich kann für nichts garantieren wenn du jetzt bleibst." In der Entfernung lässt sich ein Camp ausmachen. (...)

Genaue Landkarten

Ein anderer Soldat rüstet sich mit seiner Splitterschutzweste aus, setzt den Helm auf und marschiert langsam, jeden Schritt beachtend, Richtung Minenfeld. Ein weiterer holt eine Liste in die sich jeder Besucher des Camps eintragen muss. Das wichtigste Feld ist die Blutgruppe, falls etwas Unvorhergesehenes passiert. (...) Auch die Karte selbst ist genauer als jede handelsübliche Landkarte. Bis auf 50 cm genau lässt sich jede Position bestimmen. (...)
Frontverlauf in Bosnien und Herzegowina (1993)




Große Teile des Landes sind bis heute minenverseucht

Freie Sicht, ohne Kratzer

(...) Hier könne die Eufor auch helfen. Bei Bedarf werde beschädigte und unsichere Ausrüstung ersetzt. Auch bei der Ausbildung der Mineure hilft die EUFOR mit. Zumindest beim kleinen militärischen Teil des Anti-Minen Programms in Bosnien. Von den rund 1200 Mineuren in Bosnien und Herzegowina sind nämlich nur 350 Angehörige des Militärs. Eigene Minensuchtrupps stellen die Europäer aber nicht.

2,6 Prozent des Landes vermint

Längst ist die Beseitigung des Kriegserbes auch ein finanzielles Geschäft geworden. Anders als das Militär, werden die privaten Minenräumer nämlich nicht nach Zeit sondern nach geräumter Fläche gezahlt. Zwei bis drei Mark (1 bis 1,5 Euro) werden pro Quadratmeter gezahlt. Angesichts einer Fläche von 1.340 km², das sind 2,6 Prozent des Staatsgebietes, in denen Minen vermutet werden, ist das ein Milliarden Geschäft. Selbst bei den 270 km² wo man sicher weiß, dass Minen versteckt sind, ist der Entminungsmarkt mehrere Millionen Euro groß. Ein Geschäft das auch nicht davon läuft, denn irgendwer muss die Minen früher oder später entsorgen.

Schafherde ist keine Lösung

Eine Schafherde über das Feld zu treiben, wie oft landläufig vermutet wird, erledigt den Job leider nicht. "Man kann nicht sichergehen, dass die Schafe jeden Quadratzentimeter abgehen. Außerdem sind die Auslöser vieler Minen auf ein Körpergewicht eingestellt, so dass kleinere Tiere die Minen gar nicht auslösen“, räumt Weingartmann ein. (...)

Waffenkammer Bosnien

Bosnien und Herzegowina gilt als eines der Länder mit dem größten Minenproblem weltweit. Das hat auch damit zu tun, dass vor dem Zerfall Jugoslawiens, Bosnien als die Waffenkammer des Landes galt. Durch den Krieg geriet die eigene Minenproduktion und die Lagerung der Minen außer Kontrolle. So geschah es, dass viele Minen einfach aus den Beständen verschwunden sind. Grassl zeigt die Absurditäten, die dadurch entstanden sind: "Manche haben zum Beispiel die Grundstücksgrenze vermint, weil sie den Nachbarn nicht leiden konnten.“ Die Folge daraus sind mehr als 10.000 sogenannte Microlocations die oft nicht kartografiert wurden. Aber selbst in Landkarten erfassten Minenfelder sind nicht zuverlässig. "Jede Überschwemmung, jeder Erdrutsch und jede Korrosion verändert die Landschaft. So kann eine Mine über die Jahre mehrere Meter wandern“, so Grassl.

Unerreichbares Ziel

(...)  Nicht nur die schiere Menge an unentdeckten Minen, auch die politischen Verhältnisse lassen dieses Ziel unerreichbar erscheinen. Es fehlt an Geld und am Problembewusstsein.

Fokus verlagert sich

Zwar werden Landminen nach sieben Jahren instabil, gefährlich bleiben sie aber 50 Jahre lang. Der Kommandant der EUFOR in Bosnien, Generalmajor Robert Brieger ist überzeugt: "Es wird noch Jahrzehnte dauern bis man von einem minenfreien Bosnien sprechen kann. Bis dahin ist die EUFOR schon längst abgezogen.“ Viele andere internationale Organisationen haben sich schon jetzt aus Bosnien verabschiedet. "Leider hat sich der Fokus für viele Organisationen auf andere Krisengebiete verlagert“, so Brieger.


Bitte den kompletten Bericht hier lesen: The Europaen Circle: Minenräumung: ein Projekt für Jahrzehnte

(Bildquellen: Wikimedia Commons: 1 - Mikhail Evstafiev, 2, 3)

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