Freitag, 30. März 2012

Landminen in Bosnien und Herzegowina

Brennendes Parlamentsgebäude in Sarajevo - durch serbische
Granaten während des Bosnienkrieges Anfang der
1990er entzündet.


Trotz aller aktuellen Konflikte, sollte man vergangene militärische Konfrontationen nicht vergessen, denn diese hinterlassen oftmals Folgen, die noch Generationen beschäftigen können. Von einem dieser vergangenen Konflikte und den Folgen, handelt folgende Reportage.

Das tödliche Erbe des Bosnienkrieges:

Landminen in Bosnien und Herzegowina
Minenräumung: ein Projekt für Jahrzehnte


"(...) Viel Metall im Boden

Mostar war hart umkämpft und so verwandelte sich die Hochebene in ein Schlachtfeld voller Gefahren. "Es gibt hier viel Metall im Boden", erklärt der Übersetzer vielsagend und blickt über seine Schulter ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren. Im Radio sülzt Claudia Jung weiter: "Ich kann für nichts garantieren wenn du jetzt bleibst." In der Entfernung lässt sich ein Camp ausmachen. (...)

Genaue Landkarten

Ein anderer Soldat rüstet sich mit seiner Splitterschutzweste aus, setzt den Helm auf und marschiert langsam, jeden Schritt beachtend, Richtung Minenfeld. Ein weiterer holt eine Liste in die sich jeder Besucher des Camps eintragen muss. Das wichtigste Feld ist die Blutgruppe, falls etwas Unvorhergesehenes passiert. (...) Auch die Karte selbst ist genauer als jede handelsübliche Landkarte. Bis auf 50 cm genau lässt sich jede Position bestimmen. (...)
Frontverlauf in Bosnien und Herzegowina (1993)



Dienstag, 27. März 2012

Artikelserie: Islamismus

Muhammad Badi'e, aktueller Vorsitzender der ägyptischen Muslimbruderschaft.
Wie oft bei islamistischen Führern, ein religiöser Laie, also ein ausgebildeter Tierarzt,
kein ausgebildeter Theologe oder religiöser Rechtsgelehrter.

Ich fasse hiermit mal einige zusammenhängende Blogpostings zusammen, und versehe dann dieses Posting mit dem Label "Artikelserien", damit man sie schneller über das rechte Menü finden kann.






(Bildquelle: Wikimedia Commons)

Chronologie des Osmanischen Reiches

Osmanisches Reich in seiner größten Ausdehnung im 16./17. Jahrhundert.

Chronologie des Osmanischen Reiches



1071 Schlacht von Mantzikert/Malazgirt: Der Seldschuke Alp Arslan besiegt die Byzantiner in Ostanatolien
1177 Die Seldschuken nehmen Malatya ein, einen Hauptsitz der mit ihnen konkurrierenden Danişmendiden
1204 Besetzung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer; Gründung des Kaiserreichs von Trapezunt (Trabzon)
1220-37 Herrschaft Alaeddin Keykubad I., seine Herrschaft gilt als Höhepunkt der rumseldschukischen Epoche
1243 Seldschuken werden nach verlorener Schlacht am Kosedağ Vasallen der Mongolen (Ilkhaniden)
1261 der Basileus Michael VIII. gewinnt Konstantinopel zurück
1261-1300 Gründung der Fürstentümer Menteşe, Aydın, Saruhan, Karesi und Osmanlı (Osmanen) in Westanatolien
1288/9 überliefertes Todesjahr von Ertuğrul Gazi, dem Vater Osmans
ca. 1289/90 oder 1281-1324(?) Osman I.
1303 der letzte Seldschuke, Alaeddin Keykubad III., wird durch die Ilkhaniden hingerichtet
1324-62 Orhan
1324 stellt Sultan Orhan die älteste bekannte osmanische Urkunde aus
1326 osmanische Eroberung von Bursa, sie wird zur ersten Residenzstadt ausgebaut
1331 osmanische Eroberung von Nicaea (Iznik)
1335 Ende der mongolischen Ilkhaniden im Iran
1351 osmanische Militärallianz mit Genua gegen Venedig
1354 osmanische Einnahme von Ankara und Gallipoli
1361 oder 1369 osmanische Eroberung von Adrianopel (Edirne), sie wird Hauptstadt bis 1453
1362–89 Murad I.
1363–65 osmanische Expansion ins südliche Bulgarien und Thrakien
1371–73 osmanischer Sieg an der Maritza; Byzanz und die Balkanfürsten akzeptieren die osmanische Oberherrschaft
1373 Murad I. und der byzantinische Kaiser verbünden sich gegen ihre rebellischen Söhne; der Papst verurteilt diese Allianz (1374)
1376 Andronikos V. mit osmanischer Hilfe byzantinischer Kaiser, übergibt Gallipoli/Gelibolu an die Osmanen.
1385 osmanische Eroberung von Sofia; Heerführer Gazi Evrenos besetzt Thessalien
1386 türkischer Karamanenfürst in Anatolien unterwirft sich den Osmanen
1388 der Bulgaren-Zar Schischman unterwirft sich; 1393 verschwindet das bulgarische Reich mit der Einnahme von Tarnovo; Stiftung des Nilüfer Imâret in Iznik von Murad I. zum Andenken an seine Mutter
1389 osmanischer Sieg auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) über eine Koalition von Balkanfürsten; nach der Schlacht wird Murad nach serbischer Überlieferung Opfer eines Attentats; ab jetzt verstärkte Eroberung anatolischer Kleinfürstentümer; ein schweres Erdbeben beschleunigt den Untergang der südwestanatolischen Fürstentümer von Menteşe und Aydın
1389-1402 Bayezid I. Yıldırım ("Der Blitz")
1394 Bayezid I. versucht Konstantinopel einzuschließen; im selben Jahr erreichen die Osmanen die Donaulinie; fast gleichzeitig gelangt der Mongolenherrscher Timur in Besitz von Erzincan
1396 Schlacht von Nikopolis, Bayezid I. besiegt europäisches Kreuzfahrerheer unter Sigismund von Ungarn
1402 Schlacht von Ankara, Zusammenbruch von Bayezids Reich, Wiederherstellung der Fürstentümer Anatoliens durch Timur Lenk
1403–13 Interregnum der Kronprinzen Bayezids
1413–21 Mehmed I. hat sich im Interregnum als Alleinherrscher durchgesetzt
1420 Abschluss der Befriedung Anatoliens durch den Sultan
1421–44 und 1446–51 Murad II.
1423–30 Sieg der Osmanen im osmanisch-venezianischen Krieg um Thessaloniki (Selanik)
1424 Grüne Moschee in Bursa wird nach zehnjähriger Bauzeit vollendet
1425 osmanische Annektierung von Izmir und die Rückeroberung Westanatoliens, vollendet spätestens 1430
1439 osmanische Annexion Serbiens und Einnahme Smederevos
1443 ungarischer Reichsverweser János Hunyadis Einfall in den Balkan
1444 Erneuerung der serbischen Herrschaft; Sieg über europäisches Koalitionsheer bei der Schlacht von Varna; Friede von Edirne
1444–46 und 1451–81 Mehmed II. Fatih ("der Eroberer")
1447 Üç Şerefeli Moschee (Moschee mit den drei Umgängen) wird nach zehnjähriger Bauzeit in Edirne vollendet
1448 zweite Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) mit der Niederlage Hunyadis
1453 Eroberung von Konstantinopel (Istanbul); Fall von Pera
1459 Eroberung von Serbien und der Morea, Baubeginn des Topkapı-Serail (bis 1478)
1461 Eroberung des Reiches von Trapezunt (Trabzon), der letzten griechischen Herrschaft in Kleinasien
1463–79 Krieg mit Venedig
1468 endgültige Eroberung von Karaman
1470 Eröffnung des Baukomplexes der Eroberermoschee Sultan Mehmed II. in Istanbul
1473 Sieg Mehmeds II. über den Fürsten der Akkoyunlu, Uzun Hasan, in der Schlacht von Başkent/Otluk Beli; erste osmanische Vorstöße nach Kroatien, Kärnten und in die Kraina
1475 Inbesitznahme der genuesischen Handelskolonien auf der Krim
1479 Apulienfeldzug mit der Einnahme von Otranto durch Ahmed Gedik Paşa (bis zum Tode Mehmeds 1481 in Besitz)

Sonntag, 25. März 2012

Geschichte und Kultur des Nahen Ostens - Muhammad

Mezquita-Catedral von Córdoba (Spanien),
umayyadischer Bau, begonnen 784
Heute möchte ich den Anfang einer unregelmäßigen Artikelserie starten, die einen wissenschaftlichen Überblick über die Geschichte des Islams und des Nahen Ostens gibt. Dazu gibt es auf zahlreichen Universitätsservern Vorlesungen oder Materialien, die hier zusammengefasst werden sollen. Diese sind mitunter auch seriöser, als so mancher Wikipedia Artikel, die manchmal in diesen Bereichen eine Schieflage haben, oder gänzlich für islamwissenschaftliche Antworten ungeeignet sind. (Dennoch verlinke ich öfters dahin, zwecks erster Orientierung oder weiterführender Links)

Dabei gehe ich deskriptiv vor, beschreibe also zum Beispiel, was es zu bestimmten Zeiten oder in bestimmten Regionen geheißen hat, ein Muslim zu sein, wie der Islam so wurde, wie wir ihn heute kennen, auf welcher Basis an Texten, Interpretationen, wir zu welchen Schlussfolgerungen kommen. Mitunter kommen auch durchaus abweichende Meinungen in der Gelehrtenwelt zu Wort, wenn sie gewisse Relevanz haben, oder es werden die unterschiedlichen Thesen zu bestimmten Zeiten vorgestellt, um zu demonstrieren, wie die Kenntnisse entstanden waren. Es wird dabei versucht islamwissenschaftlich zusammenzufassen, also nicht bekenntnisorientiert oder islamtheologisch. Dies ermöglicht mitunter einen Betrachtungsgegenstand von mehreren Seiten zu betrachten, also zum Beispiel nicht nur eine sunnitische Sicht der Dinge, sondern auch mal die schiitische Sicht zu betrachten.

Etliches mag vor allem Muslimen schon bekannt sein, anderes wird völlig unbekannt sein, zumindest die Wechselwirkungen diverser Entwicklungen oder Ereignisse, ich gehe jedenfalls von kaum Vorkenntnissen bei meinen Beschreibungen aus.
Ich verwende dabei die übliche Zeitrechnung nach Christus, ohne damit irgendeine Aussage zu verknüpfen. Die Koranübersetzungen folgen der Übersetzung von Rudi Paret.

Es werden zum Beispiel folgende Vorlesungen dafür verwendet:

Einführung in die Geschichte der islamischen Länder von Prof. Dr. Jürgen Paul

Geschichte und Geographie der islamischen Welt (Vorlesung WS 2004/2005) von Prof. Dr. Ulrich Rebstock
und vor allem:
Podcast-Tipp: Einführung in die Geschichte und Kulturen des Nahen Ostens von Prof. Dr. Thomas Eich


Muhammad

Muhammad wurde wahrscheinlich um 570 in Mekka geboren. Diese Region ist vor allem durch Oasenwirtschaft geprägt, wobei ungewöhnlicherweise Mekka durch Handel und einer vorislamischen Pilgerstätte und der Wallfahrt dorthin prosperierte. Es handelt sich dabei um die Kaaba (siehe Blogpost), die damals im Zentrum eines polytheistischen Kultes stand. Über die damalige Zeit sind wir relativ schlecht informiert, denn außer dem Koran gibt es kaum Quellen, und bis heute konnten kaum durch archäologische Ausgrabungen die Kenntnisse erweitert werden. (Später einmal mehr dazu.)

Muhammad wuchs relativ früh als Vollwaise auf, denn sein Vater Abdullah starb schon vor der Geburt und seine Mutter Āmina als er sechs Jahre alt war. Er wurde dann von Familienmitgliedern des Clans der Banu Haschim großgezogen, besonders von seinem Onkel Abu Talib (dem Vater des späteren vierten Kalifen Ali ibn Abi Talib). Sein Onkel war wahrscheinlich auch der Führer der Sippe. Obwohl er nie Muslim wurde, beschützte er doch Muhammad, selbst wenn es negative Folgen für die Sippe ergab, aber hier wirkte das arabische Prinzip des Tribalismus. Die Banu Haschim waren zu dieser Zeit noch kein führender Clan Mekkas. Er erlernte den Beruf des Händlers, und begleitete Karawanen bis hin nach Syrien, wo er wahrscheinlich mit Christen in Kontakt kam. Dabei erwarb er sich wohl den Beinahmen al-Amin, also "der Zuverlässige". Es ist allerdings umstritten und nicht endgültig geklärt, ob nicht dieser Name sein eigentlicher Name war, und Muhammad, also "der Gepriesene" eher sein Beiname war.
Etwa 595 heiratete er eine 15 Jahre ältere reiche Kaufmannswitwe, Chadidscha, mit der er bis zu ihrem Tod ca. 25 Jahre lang monogam zusammenlebte. Erst nach ihrem Tod begann Muhammad damit mehrere Frauen zu ehelichen. Bis zu seinem ersten Offenbarungserlebnis ist kaum etwas bekannt, und das was überliefert wurde, ist eher als legendenhaft anzusehen. Das was als ziemlich sicher gilt ist eine Angewohnheit Muhammads sich einmal im Jahr ungefähr einen Monat lang zur Mediation in eine Höhle auf dem Berg Hira bei Mekka zurückzuziehen. Dieses Zurückziehen machten etliche seiner Zeitgenossen ebenfalls, wenn sie spirituell Suchende waren. Diejenigen, die diese Askese- und Mediationsübungen vollzogen, wurden Hanifen genannt. In dem Berg Hira erlebte er dann auch seine erste Offenbarung gegen 610, in muslimischer Vorstellung durch den Erzengel Gabriel. Diese Offenbarungen setzten sich bis zu seinem Tode 632 fort. Dabei kamen allerdings diese Offenbarungen an allen Orten vor, nicht nur in der Höhle des Berges Hira. Aus diesen Offenbarungen entwickelte sich einige Zeit nach Muhammads Tod dann das gebundene Buch des Korans (ca. Mitte des 7. Jahrhunderts).
Die Koranverse wurden im Sadsch'-Stil offenbart. Das ist ein Reim- oder Metrum-Stil, indem die Texte durch gemeinsame Endkonsonanten zusammengehalten werden. Unter anderem dadurch zeigt sich, dass die Offenbarungen dazu da waren, memoriert, also auswendig gelernt zu werden, um dann vorgetragen zu werden. Das ist auch die Bedeutung des Wortes Koran: Lesung, Rezitierung, Vortrag. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn man über den Koran spricht, dass eben die Rezitation, die orale, also mündliche Weitergabe, ein wichtiges Element des Korans darstellt. Jedenfalls wurden schon damals wohl Teile des Korans zur Erleichterung des Auswendiglernens auf diversen Materialien wie Stein, Leder, Holzstücke, etc. zumindest stenographieähnlich festgehalten.
Mit diesen Offenbarungen machte sich nun Muhammad daran, zuerst sein unmittelbares Umfeld, also seine Familie, seine Sippe davon in Kenntnis zu setzen. Er wandte sich mit den frühen Offenbarungen vor allem gegen die Polytheisten in seiner unmittelbaren Umgebung, erst in einer zweiten Phase öffentlich an die anderen Mekkaner. Er begriff sich dabei zuerst vorrangig als Warner, dann ab seiner Zeit in Medina verstärkt als Religionserneuerer, als Reformer der bestehenden monotheistischen Religionen Judentum und Christentum. Es gab auch schon Elemente in seinen frühen Predigten, die einen sozialen Wandel einleiten sollten. So forderte er beispielsweise in dieser frühen Phase bereits ein Almosen für die Armen ein. Aus diesen Forderungen des Korans entwickelte sich später dann im islamischen Staatsrecht das Konzept der Pflichtabgabe Zakat. Das ist aber nicht das gleiche, denn bei der Zakat hat letztlich meist der Herrscher zu entscheiden, wofür es Verwendung finden soll. Er soll damit zwar etwas wohltätiges tun, doch heißt dieses nicht zwangsläufig, dass er damit auch die Armen unterstützt, abgesehen davon, dass es z.B. dem Kalifen obliegt zu definieren, was "wohltätig" heißt, und wer die Begünstigten sind. (Beispielsweise wäre die Errichtung einer Bibliothek etwas wohltätiges, betrifft aber kaum die analphabetischen Armen einer Stadt.)

Im Umfeld Muhammads waren Christentum und Judentum bekannt. Im Koran wird dieses deutlich, und der Koran greift auch einige Konzepte dieser monotheistischer Religionen auf. Die zentrale Botschaft Muhammad war, es gibt einen einzigen übersinnlichen, transzendentalen Gott, der allmächtig, allbarmherzig, allwissend ist, und der von den Menschen verlangt, dass diese sich recht verhalten mögen, damit sie dann am Jüngsten Tag gerichtet werden können. Dabei wird dann entschieden, ob man ins Paradies gelangt, oder in die Hölle kommt. Dieses Thema prägte die Botschaft in den frühen Offenbarungen sehr stark, zum Beispiel in Sure 82:1 ff:
Wenn (dereinst) der Himmel sich spaltet, die Sterne (ihren Standort aufgeben und) sich (nach allen Richtungen) zerstreuen, die Meere über die Ufer treten und die Gräber ausgeräumt werden, bekommt einer zu wissen, was er früher (an guten Werken) getan, und was er versäumt hat.
Diese Botschaft Muhammads wurde von den meisten Mekkanern zurückgewiesen, denn das Thema Leben nach dem Tod war der große Unterschied zu den Polytheisten. Dies zeigt sich auch im Koran (45:24):
Und sie [die Polytheisten] sagen: "Es gibt nur unser diesseitiges Leben. Wir sterben und leben (in diesem Rahmen), und nur die Zeit (die allem, was existiert, den Stempel der Vergänglichkeit aufdrückt) (dahr) läßt uns zugrunde gehen." Sie haben aber kein Wissen darüber und stellen nur Mutmaßungen an.
Zu Beginn seiner Offenbarungen glaubten ihm also nur sehr wenige seines Umfeldes, als eine der ersten, die ihm glaubten und dann auch unterstützten gilt seine Frau Chadidscha.
Es gab vor allem zwei Argumente mit denen seine Gegner gegen ihn argumentierten:
  1. Die Sprache der Offenbarungen im oben erwähntem Sadsch'-Stil erinnerten seine Gegner an die ähnlichen Verse von zeitgenössischen Wahrsagern (kahin) und Stammesdichtern. Wieso sollte es sich also bei Muhammad um etwas anderes handeln, so dachten die Polytheisten. Hinzu kommt, dass die Vorstellung vorherrschte, dass diese Wahrsager und Stammesdichter als von Geistern besessen angesehen wurden. Das war also die Schublade, in die das Umfeld ihn steckte. Dazu schreibt auch der Koran (38:4):
    Sie wundern sich darüber, daß ein Warner aus ihren eigenen Reihen zu ihnen gekommen ist. Und sie sagen in ihrem Unglauben: "Dies ist ein verlogener Zauberer. Will er denn aus den (verschiedenen) Göttern einen einzigen Gott machen? Das ist doch merkwürdig." 
  2. Der zweite Vorwurf war der, dass Muhammads Offenbarungs-Verse nicht eigenständig seien, er habe dieses alles nur von den Juden und Christen abgeschaut, kopiert. Der Koran berichtet auch hier davon, in Sure 25:4 ff.:
    Und sie sagen: "Das ist nichts als ein Schwindel (ifk), den er ausgeheckt hat, und bei dem ihm andere Leute geholfen haben." Sie begehen aber (mit einer solchen Aussage) Frevel und (machen sich der) Lügenhaftigkeit (schuldig). Und sie sagen: "(Es sind) die Schriften der früheren (Generationen), die er sich aufgeschrieben hat. Sie werden ihm morgens und abends diktiert." Sag: (Nein!) Der hat ihn herabgesandt, der (alles) weiß, was im Himmel und auf Erden geheimgehalten wird. Er ist barmherzig und bereit zu vergeben.
Die Gegnerschaft der Mekkaner gegenüber Muhammad ist aus zwei Gründen nicht verwunderlich: 1. Bedrohte Muhammad mit seiner Botschaft die ökonomische Haupteinnahmequelle der Stadt, bzw.der Polytheisten, nämlich die Pilgerfahrt zur Kaaba. 2. Hätte die Befolgung der Offenbarungen immense Folgen für die soziale Ordnung in Mekka gehabt. Da Muhammad sich als Gesandter Gottes sah, hätte er eine völlig neue hierarchische Position im Mekka erhalten, hätten denn seine Missionsbemühungen breiten Erfolg gehabt. Zudem war es unter den Polytheisten bisher so, dass die Legitimation für Handlungen dadurch gegeben waren, dass es die Bräuche und Traditionen der Vorfahren waren, die man einfach tradiert und danach handelt. Durch Muhammads Lehren wäre nun anstelle der Vorfahren ein Gott getreten, der Legitimation für Handlungen verleihen würde. Das heißt, alle bisherigen tradierten Regeln würden durch Muhammads Anweisungen - nur ein transzendentaler Gott könne darüber entscheiden, was rechtes Handeln bedeutet - obsolet werden. Das alles erinnert an die Folgen des Christentums im antiken Römischen Reich, z. B. die Reaktionen der Mission von Paulus von Tarsus in Ephesos.
Durch das Werben für den Islam, das Warnen vor der Hölle, usw. kam es immer wieder zu konkreten Streitereien zwischen den polytheistischen Mekkanern und Muhammads ersten Anhängern, den Muslimen. Diese konnten jedoch meistens beigelegt werden. Diese Konflikte waren auch deshalb nicht verwunderlich, weil Muhammad nicht nur die anderen Stämme oder Clans Mekkas kritisierte, sondern auch vor seinem eigenen Stamm nicht Halt machte, was ganz entgegen den Gepflogenheiten des tribalen Verhaltensmusters erfolgte. Muhammads Gegner versuchten auf zwei Wegen seinen Einfluss in Mekka zu beschneiden: Einerseits gingen sie massiv auf sozial schwächer gestellte Anhänger Muhammads vor, bei dieser Gruppe hatte die Botschaft Muhammads übrigens die größten Erfolge gehabt. Durchaus auch mit physischer Gewalt, nicht nur durch Diskriminierung und Drangsalierung. Dieses Vorgehen hatte einigen Erfolg. Anderseits versuchten sie den Schutz des Stammes Banu Haschim für Muhammad aufzuweichen, dieses gelang allerdings nicht.

Montag, 19. März 2012

Iran und die Atombombe: Wie viel Zeit bleibt noch?

Ruhollah Chomeini, (1902-1989) war ein schiitischer Ajatollah und
 der politische und spirituelle Führer
 der Islamischen Revolution in Iran von 1978 bis 1979.

Heute ein Video eines Interviews mit Prof. Dr. Volker Perthes zu einer Frage, die seit Wochen in den Medien geistert: Iran und die Bombe, und was macht Israel? Mitunter ohne dabei viel Expertise dem Leser zugänglich zu machen. Denn das Säbelrasseln Israels eignet sich hervorragend Schlagzeilen zu gerieren, Angst zu schüren und: Umsatz zu machen. Differenziertere Stimmen stören da nur.

Es kommen solche Fragen zur Sprache, wie:

  • Iran und die Atombombe: Wie viel Zeit bleibt noch?
  • Gibt es nur eine militärische Option, die Atombombe zu vermeiden?
  • Gibt es noch diplomatische Möglichkeiten, wie sähen diese aus?
  • Lassen die militärischen Drohungen Israels mit einem Präventivschlag überhaupt noch Spielraum für diplomatische Lösungen?
  • Gibt es in den nächsten Monaten einen Militärschlag?
  • Was weiß man heute, wie nahe Iran der Atombombe ist?
  • Was bezweckt man mit der Eskalation der Drohungen gegenüber Iran?
  • Was möchte der Iran, möchte er tatsächlich die Atombombe?
  • Befürchtet Israel ernsthaft, dass der Iran sie angreift, sobald sie die Atomwaffen bauen?
  • Wie sieht das heutige Mächtegleichgewicht im Iran aus? Nach den Wahlen?
  • Welche iranischen Fraktionen gibt es, und was wollen diese?
  • etc.

Vom 18. März 2012:
Die Welt blickt besorgt auf Iran und dessen Atomprogramm. Lässt Teheran wirklich eine Atombombe entwickeln? Und droht deswegen ein militärischer Präventivschlag Israels? Was treibt Iran an? Und wie gefährlich ist die Lage wirklich?

Professor Volker Perthes ist Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin und einer der gefragtesten Experten für den Nahen und Mittleren Osten. Mit ihm unterhalten sich NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann und Marco Färber über Machtverhältnisse und Triebkräfte in der iranischen Politik, über Stellenwert und Risiken der Atompolitik und über die Frage, was der richtige Umgang mit Iran wäre.

Dienstag, 13. März 2012

So liebt die Türkei

Viele Türkinnen und Türken unterscheiden sich in ihren Vorstellungen in nichts
 von ihren christlichen mediterranen Nachbarn. Unterschiede werden gleichwohl aber
zu einigen Ländern Mittel- und Nordeuropas deutlich. Andere Vorstellungen von
Türkinnen und Türken hingegen würden wohl auch diese jungen Leute aus einer
Istanbuler Disko befremden.
Heute mal keine Analyse wie gestern, sondern einfach ein schon etwas älterer Artikel, den man mal auf seine Klischees und Stereotypen hin betrachten könnte. Gleichwohl sind einige Umfrageergebnisse durchaus interessant. Aussagekräftiger werden sie jedoch nur dann, wenn man mehrere Jahre und Jahrzehnte zum Vergleich heranzieht, und außerdem diese mit benachbarten Ländern des südlichen Europas vergleicht. Dazu müsste man ggf. in eine Bibliothek gehen, um die alten Stern-Ausgaben einzusehen.
Und wie sieht es hier bei uns aus? Welche Vorstellungen haben die türkischstämmigen Migranten zum Thema Liebe und Sexualität? Sind diese schon mehrheitlich an die Mehrheitsgesellschaft angeglichen, oder verharren sie mehrheitlich in ihren Vorstellungen noch bei denen ihrer Eltern und Großeltern aus den anatolischen Dörfern?

Antworten könnte eine Fachtagung übermorgen in Berlin geben, in die jeder herzlich eingeladen ist:


Sexuelle Identität und Selbstbestimmung in muslimischen Milieus


Donnerstag, 15. März 2012
18.00 – 20.30 Uhr

Friedrich-Ebert-Stiftung
Politische Akademie

Konferenzsaal der Friedrich-Ebert-Stiftung
Haus 1

Hiroshimastraße 17
10785 Berlin
Telefon: 030 269 35 - 7142

Die sexuelle Selbstbestimmung von Menschen ist ein hohes Rechtsgut, welches mit Ehrkulturen und patriarchalen Strukturen in einem Spannungsverhältnis steht. In traditionell orientierten Milieus wird den Themen „Sexuelle Identität und Selbstbestimmung“ deshalb zumeist mit Vorurteilen und Tabuisierung begegnet. Das führt vor allem bei jungen Menschen zu Unsicherheit und Ablehnung. Infolgedessen sehen sich Lehrkräfte sowie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen u. a. häufig mit homosexuellenfeindlichen Einstellungen unter Jugendlichen konfrontiert. Die Berufung auf religiöse Normen und Werte ist hierbei nicht selten ein maßgeblicher Faktor. Bei der Fachtagung wird u.a. der Frage nachgegangen, was „Sexuelle Selbstbestimmung“ aus islamischer Sicht bedeutet. Verschiedene Ansätze sexueller Aufklärung und Möglichkeiten der Kooperation sollen vorgestellt und diskutiert werden. Ziel ist es, das Wissen um die islamischen Perspektiven und die Handlungskompetenzen der handelnden Akteure zu erhöhen.
Sie sind herzlich eingeladen.
Folgendes Programm ist vorgesehen:


18.00 Uhr  Begrüßung und Einführung
Dr. Tobias Mörschel
Friedrich-Ebert-Stiftung

18.10 Uhr  Film
Islamische Positionen zum Thema Homosexualität

Impulse zum Thema:
Gabriele Heinemann
Leiterin von Mädchentreff MaDonna
Claudia Dantschke      
ZDK, Berlin
Ahmad Mansour
Projekt „Heroes“, Berlin
Jörg Steinert
Geschäftsführer LSVD Berlin-Brandenburg

19.00 Uhr Podiumsdiskussion

Lamya Kaddor
Islamische Religionspädagogin,  
Autorin und Erste Vorsitzende des  
Liberal-Islamischen Bundes e.V.
Andreas Ismail Mohr
Islamwissenschaftler, Berlin
Ahmad Mansour
Projekt „Heroes“, Berlin
Ulrich Keßler
Vorstand LSVD Berlin-Brandenburg

Moderation:
Margarete Steinhausen, rbb

20.30 Uhr Ende der Veranstaltung



Der Titel der Serie der Wochenzeitschrift Stern lautet:


Stern-Serie Teil 8

So liebt die Welt - Türkei

09.08.2007:

Infokasten:
  • WER KLÄRT AUF?
Nur 25 Prozent der jungen Türken werden von ihren Eltern aufgeklärt, im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Mit einigen Ausnahmen wird das Thema an den Schulen gemieden, obwohl sich 57 Prozent der Türken im Unterricht mehr Information über Sex wünschen.
  • WIE LERNT MAN SICH KENNEN?
In den Städten treffen Männer und Frauen wie bei uns aufeinander nämlich im Job oder an der Uni. Auf dem Land und unter den Migranten, die aus der Provinz in die Städte gezogen sind, ist es dagegen normal, dass Ehen von den Eltern arrangiert werden, vorzugsweise unter Verwandten: Im Osten der Türkei sind nach Schätzungen beinahe ein Drittel der Ehepartner blutsverwandt.
  • WANN HABEN TÜRKEN IHR ERSTES MAL?
Durchschnittlich mit fast 18 Jahren und somit eher spät (zwei Jahre später als Deutsche). Sex vor der Ehe haben gut 66 Prozent der männlichen und gerade einmal 8,5 Prozent der weiblichen Studenten. 15 Prozent der jungen Frauen zwischen I5 und 19 sind verheiratet. In traditionell lebenden Familien muss nach der Hochzeitsnacht immer noch ein blutiges Laken präsentiert werden.
  • WELCHE ROLLE SPIELT DIE PROSTITUTION?
Sie ist legal, für die meisten jungen Männer sind Prostituierte die einzige Möglichkeit Sex vor der Ehe zu erleben.
  • WANN UND WIE WIRD GEHEIRATET?
Nach solchen Zahlen sehnt sich der Vatikan: 92 Prozent der Türken heiraten im Lauf ihres Lebens, jedes Jahr wird kaum mehr als eine von 1000 Ehen (1,28) geschieden. Männer heiraten im Durchschnitt mit 28, Frauen mit 24 Jahren. Ober 80 Prozent der Ehen werden nicht nur vom Standesbeamten, sondern auch vom Imam geschlossen, gut 8 Prozent sogar ausschließlich von den islamischen Schriftkundigen, wobei diese Ehen rechtlich nicht anerkannt sind. Obwohl die Vielehe in der Türkei seit 1925 verboten ist, hat nach Schätzungen jeder neunte Mann in Südostanatolien mehr als eine Ehefrau. Nach dem Gesetz müssen die Ehepartner bei der Hochzeit 18 Jahre alt sein oder mindestens 16, wenn die Eltern zustimmen, und beide müssen sich vorher medizinisch untersuchen lassen. Aber bei den so genannten Imam-Ehen sind insbesondere die Frauen häufig jünger. Erst seit 2006 werden Zwangsehen von der türkischen Religionsbehörde als Sünde gegeißelt.
  • WELCHE RITUALE GIBT ES?
Ihre Initiation erleben türkische Jungen im Alter von drei bis zehn Jahren: „Sünnet“ die Beschneidung, die als wichtiger Schritt zur Männlichkeit angesehen wird. Spätesters mit dem ersten feuchten Traum lernen die Jungen „Abdest“, eine rituelle Waschung, der sich muslimische Männer und Frauen nach jeder sexuellen Handlung unterziehen. In Haushalten ohne fließendes warmes Wasser gilt noch heute: Stellt er abends den Kasel aufs Feuer, will er mit seiner Frau schlafen.
  • WIE STEHT'S MIT DER TREUE?
Einerseits: Kein anderes Land sprach sich bei einer Umfrage der Marktforschungsgruppe
GfK so sehr für die Treue aus: neun von zehn Türken halten eine Affäre für unverzeihlich. Andererseits: Eine Umfrage des Kondomherstellers Durex in 40 Ländern ergab das Gegenteil - Türken sind demnach Weltmeister im Seitensprung (58 Prozent gaben an, fremdgegangen zu sein). Und sie wechseln den Partner häufiger als alle anderen Nationalitäten - glaubt man den Antworten, bringen sie es im Durchschnitt auf 14,5 Bettgefährten.
  • WAS IST VERBOTEN?
Seit 1925 ist das Kopftuch in öffentlichen Gebäuden verboten. Seit 2005 wird Vergewaltigung in der Ehe als Straftat geahndet.
  • IST HOMOSEXUALITÄT AKZEPTIERT?
Sie ist nicht verboten, doch werden Schwule und Lesben geächtet. Geschlechtsumwandlungen sind seit 1988 erlaubt: Istanbul hat die größte Transvestiten- und Transsexuellenszene in der islamischen Welt. Dennoch berichtet Amnesty International von gezielten Medienkampagnen, gewalttätigen Polizei-Übergriffen und Geldstrafen gegen Transsexuelle.
  • WAS MACHT TÜRKEN AN?
Pornografie liegt mit 52 Prozent vorn. 2003 kam der erste Pornofilm auf Kurdisch auf den Markt und fand reißenden Absatz. Leider führt die Türkei auch in einer anderen Statistik: Weltweit wird nirgendwo so oft nach „Kinderpornografie“ gegoogelt.
  • WIE WIRD VERHÜTET?
64 Prozent der Frauen verhüten, davon die Hälfte mit Pessaren und Injektionen.
Weit verbreitet ist noch immer der Coitus Interruptus als einziges Verhütungsmittel. Nur sieben Prozent der Paare benutzen Kondome.
  • WIE HÄUFIG WIRD ABGETRIEBEN?
Seit 1983 sind Schwangerschaftsabbrüche bis zur zehnten Woche erlaubt, die Entscheidung kann die Frau allein treffen. 27 Prozent der verheirateten Frauen hatten schon mindestens eine Abtreibung.
  • WIE STEHT'S MIT DEM NACHWUCHS?
Türkische Frauen bekommen im Durchschnitt 2,4 Kinder (siehe Schaubild). 40 Prozent der Geburten in den vergangenen fünf Jahren waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums keine Wunschkinder.

Inka Schmeling"


Montag, 12. März 2012

"Der Islam will die Welteroberung"


Belagerung von Amorium durch die Araber 838.
In der Vorstellung einer byzantinischen Handschrift des 12. Jh.


Ich hatte vor vier Jahren mal einen Text eines Geschichtsprofessors der in der FAZ erschien auf seine Richtigkeit abgeklopft. Einiges mag heute anders zu sehen sein, oder einiges würde ich heute anders formulieren, doch trotzdem mag meine Analyse exemplarisch aufzeigen, wie Diskussionen über den Islam ablaufen und wie man ihnen begegnen kann. Dieser Text fand äußerst weite Verbreitung vor allem auf antiislamischen Hetzblogs und Internetforen. Er wurde immer und immer wieder rezipiert, und zeigt genau dieses Verhalten, welches ich schon in der Artikelserie Feindbild Islam, besonders in den Teilen 6 bis 8 angeschnitten hatte. Es werden eben auf diesen islamophoben Seiten nur diejenigen "Gewährsmänner" und "-frauen" zitiert, die ihrem Weltbild zupass kommen. Kein Wort aus der im obigen Reiter "Buchtipps" enthaltenen orientalistischer oder historischer Standardliteratur. Auch der Text selber begeht einige der in den "Feindbild Islam"-Posts enthaltenen Fehler.
So etwas passiert immer wieder, wenn Laien, selbst wenn sie in einem anderen historischen Forschungsschwerpunkt sehr bewandert sind, versuchen eine These, die sie offensichtlich schon zuvor im Kopf hatten, in einem Artikel oder einer Talkshow zu untermauern. Sie fallen auf die Nase, da sie vielleicht in wenigen Monaten, Wochen oder gar Tagen eine Weltregion, eine Weltreligion und 1400 Jahre erfassen und begreifen möchten. So wenig, wie man in nur wenigen Monaten Gehirnchirurg werden kann, so wenig kann man solch ein komplexes Themengebiet "Orient" in all seiner ganzen Tiefe erfassen. Es versuchen sich aber immer wieder selbst Professoren an dieser Thematik, obwohl sie besser in ihrem Forschungsgebiet, wie zum Beispiel der Weimarer Republik geblieben wären, statt in fachfremden Gefilden den "Islamexperten" zu mimen. Natürlich kann jeder Hans und Franz einen Artikel über den Orient verfassen, und dabei auch völlig korrekt bleiben. Dies bedarf aber der guten Recherche, auch in aktuellerer Sekundärliteratur und nicht nur in veralteten Propyläen-Weltgeschichtsbänden, die vielleicht in der Bibliothek eines Professors dahinstauben.


Mich würde es mal interessieren, was wohl die geschichtliche Zunft dazu sagen würde, wenn plötzlich Islamwissenschaftler oder Turkologen in Zeitungen mit Fehlern gespickte Essays dahinklatschen würden, z.B. über die Weimarer Republik oder den Hellenismus, etc....


Es handelt sich um diesen Artikel in der FAZ:
Der Islam will die Welteroberung


Die Kriegsregeln sind flexibel, das Kriegsziel bleibt: Der Greifswalder Althistoriker Egon Flaig über Mohammeds kämpferische Religion. 15. September 2006.
Am Anfang steht der reißerische Titel. Jede Religion hat letztlich das Ziel, dass am besten alle Menschen dieser Religion angehören mögen, um ihr Seelenheil zu finden. Doch hier bedeutet dieser Titel natürlich keine historische oder theologische nüchterne Betrachtung einer Banalität, sondern ein Schüren von Angst, was nach dem 11. September so verstärkt "Mode" geworden ist.