Samstag, 9. Oktober 2010

Angela Merkel: Wahrnehmung über den Islam und die Wirklichkeit


Angela Merkel, hier bei der JU
Es kommt immer wieder vor, dass auch diejenigen Medien, die sich der "Verteidigung" des Islams durch Differenzierung verschrieben haben, statt Verbreitung von Feindbildern, in ihrem durchaus richtigem Ansinnen vergaloppieren. Hier haben wir so einen Fall.
Am besten bewahrt man sich selber davor, indem man die ersten drei Grundregeln des Journalismus befolgt: 1. Überprüfe deine Quellen, 2. überprüfe deine Quellen, 3. überprüfe deine Quellen. Dazu noch die Frage immer stellen: Woher weiß er/sie das?
Dieses habe ich nun bei einem interessanten Artikel des Migrationsmagazins "Migazin" gemacht. Eigentlich wollte ich einen Ausschnitt zitieren, um aufzuzeigen, welcher Unterschied zwischen dem Bild über Muslime besteht, also dem oft vorhandenem Zerrbild in den Medien, und der Realität, wie denn eigentlich die Muslime in Wirklichkeit mehrheitlich sind.
Dabei überprüfte ich zudem die Laudatio von Angela Merkel zu Roland Kochs neuem Buch, um zu schauen, ob vielleicht etwas gekürzt wurde. Heraus kam, dass ich nun noch auf einen weiteren Aspekt dieses Artikels eingehen werde, nämlich in seinem wichtigem Bestreben, Feindbilder zu zerstreuen, hat dieser Artikel Merkel missverstanden.
"Angela Merkel
Das Bild des Islam ist geprägt durch …


Der Islam gehört neben dem Christen- und Judentum auch zu Deutschland, hatte Bundespräsident Christian Wulff betont. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel ist der Islam aber geprägt durch die „Scharia, die Ungleichheit von Mann und Frau und durch Ehrenmorde.“
(...)
(...) Wenn CSU-Politiker und Hardliner der CDU sich nicht unbedingt erfreut über die Worte Wulffs zeigen, überrascht das nicht. Wenn aber Bundeskanzlerin Angela Merkel vier Millionen Muslimen negativ etikettiert, lohnt sich ein näherer Blick. Bei Roland Kochs Buchvorstellung in Berlin sagte Merkel, dass das Bild des Islam geprägt sei durch die Scharia, die Ungleichheit von Mann und Frau und durch Ehrenmorde.
Laut Gallup Koexistenz-Index 2009 identifizieren sich Muslime mehr mit Deutschland, als die breite Öffentlichkeit. Einer weiteren Gallup-Sutdie zufolge lehnen 94 Prozent der Muslime in Deutschland Gewalt als politisches Mittel ab. Eine Studie der Albert-Ludwigs-Universität bescheinigt, dass viel weniger Ehrenmorde begangen werden, als medial dargestellt. Und selbst wenn man alle bekannt gewordenen Ehrenmorde mit zehn multipliziert – um auch die Dunkelziffer zu berücksichtigen – und diese durch die Zahl der in Deutschland lebenden Muslime dividiert – ohne auch nur eine einzige Tat relativieren zu wollen, ergibt das eine Null mit vielen weiteren Nullen unmittelbar nach dem Komma.

Offensichtlich basiert das Islambild, den Angela Merkel hat, nicht auf Fakten. Alternativ kommt die mediale Berichterstattung in Betracht, in der an diesen Tagen die Worte der Bundeskanzlerin wiedergegeben werden – so lange, bis sie eingeprägt sind."

weiter lesen:
Migazin: Angela Merkel: Das Bild des Islam ist geprägt von ...

Gleich komme ich darauf, was Merkel zudem noch sagte, und ob dadurch ihr Satz unmissverständlicher wird. 



Auf den fett markierten Teil des Artikels wollte ich Aufmerksam machen, denn dort erfährt man in den Studien, wie denn die Muslime in Deutschland mehrheitlich sind, und sie nix, absolut nix, mit Scharia, Hand abhacken, Ehrenmorde, usw. zu tun haben. So wenig, wie die ganz große Mehrzahl der christlichen Geistlichen in Deutschland nix, absolut nix mit Päderastie oder Pädophilie zu tun haben. Komischerweise denken die meisten hier auch nicht, dass nun wegen den Skandalen in der Kirche die meisten Priester pädophil wären, aber sehr wohl denken viel zu viele hierzulande, dass die Muslime mehrheitlich durch Unterdrückung von Frauen, Ehrenmorden, etc. charakterisiert werden dürfen. Daher obiger Hinweis für diejenigen, die ihr Bild von den Muslimen mal der Realität anpassen möchten.

Der Aufhänger des Artikels jedoch ist die Unterstellung, Merkel hätte ein Bild "des Islams", welches durch die Scharia, Ehrenmorde, usw. geprägt sei, oder zumindest würde sie dieses Bild unreflektiert weitertragen.

Und was hat nun Angela Merkel im Kontext wirklich gesagt?

"Hier spricht Roland Koch sehr klar davon ‑ ich kann das nur unterstreichen ‑, dass die Frage "Was ist die Wahrnehmung über den Islam, was ist der Islam bei uns in Deutschland?" eine der zentralen Fragen wird, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Wolfgang Schäuble hat nicht umsonst den Islamdialog eingeführt. Es gibt viele Versuche der christlichen Kirchen, mit muslimischen Verbänden zu sprechen.

Wir brauchen nicht drum herumzureden: Die Wahrnehmung dessen, was Islam ist, ist in Deutschland durch die Scharia, durch die fehlende Gleichberechtigung von Mann und Frau, bis hin zum Ehrenmord stark geprägt. Das ist nicht der Islam, wie er ist, aber dadurch ist das Bild geprägt, und es gibt solche Facetten. Es ist ganz klar ‑ ich kann das nur unterstreichen ‑: Es gibt hier keine Toleranz gegenüber den Grundwerten unseres Grundgesetzes. Es wird sicherlich die zukünftige Aufgabe sein, die wir mit großem Respekt vor der Religion, aber auch großem Nachdruck durchsetzen müssen, zu sagen: Ein Islam, der mit der Religionsfreiheit in Deutschland natürlich hier willkommen ist, muss ein Islam sein, der sich unseren Grundwerten verpflichtet fühlt. Darüber muss gesprochen werden. Ansonsten würden Ängste zunehmen, und das kann nicht unser Ansinnen sein."
komplett lesbar bei:
bundeskanzlerin.de

Merkel spricht nicht von ihrem Bild des Islams, sondern sie beschreibt, wie denn der Islam in der öffentlichen Wahrnehmung oft gesehen wird, was diese Wahrnehmung in den Medien prägt. Dies macht sie in ihrem folgenden Satz unmissverständlich deutlich, dass es eben ein Bild, ein Zerrbild des Islams sei: "(...) Das ist nicht der Islam, wie er ist, aber dadurch ist das Bild geprägt, (...)"
Und damit hat sie natürlich Recht, wie uns dankenswerterweise solche Zeitschriften wie Migazin immer wieder aufzeigen, um gegen dieses Bild anzugehen, um Vorurteile und Feindbilder abzubauen, die seit dem 11. September die öffentliche Debatte über den Islam durchsetzten.
Und natürlich hat sie auch Recht, wenn sie sagt, dass es Facetten innerhalb des Islam gibt, die eben die Scharia ultraorthodox auslegen, bis hin zu Ehrenmorden, die eigentlich nichts mit dem Islam zu tun haben, aber viel mit vormodernen Gesellschaftsformen. So wie es eben auch innerhalb der Christenheit "gefährliche" Bestrebungen gibt, die aber nicht repräsentativ für diese sind.


Ich meine, hier hat Migazin sich in seinem Bemühen die Dimensionen von Ehrenmorden mal aufzuzeigen, die Dimensionen von Anhängern ultraorthodoxer Schariavorstellungen mal zu verdeutlichen, sich den falschen Aufhänger in Angela Merkels Sätzen genommen.

(Bildquelle: Wikimedia Commons)

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