24.4.1990 - Berlin: Tausende auf einer Demonstration unter dem Motto "In- und Ausländer gemeinsam - Menschenrechte sind unteilbar"
Ich las gerade in dem sehr gutem Blog, Hinter meinem Schreibtisch ein Posting, in dem der jüngsten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung über die Islamophobie in Deutschland nicht so recht über den Weg getraut wird.
Dies mag berechtigt sein, oder auch nicht. Das weiß ich nicht, da ich deren Methodik nicht genau angeschaut habe. Ich habe sie allerdings auch nicht "naiv" übernommen, als ich sie in diesem Posting erwähnte und als einen Aufhänger nahm, eine der Ursachen für Ausländerfeindlichkeit in der falschen Nutzung des Kulturbegriffes zu beschreiben:
In den Spiegel der ausländerfeindlichen Deutschen geschaut
Dort schrieb ich ebenfalls, dass es zahlreiche andere Studien gäbe, und man sich nicht damit aufhalten sollte diese Studie nur zu zerpflücken um sich ja nicht mit der Situation in Deutschland zu beschäftigen. Oder sich damit aufhalten, dass man bei dieser Studie interessensorientierte Methodik nachweist oder unterstellt.
Man kennt ja inzwischen die Diskussionen, das "Totschlagsargument", den Skeptizismus Statistiken gegenüber, usw.
Daher möchte ich mit diesem Posting weitere Studien vorstellen, wo man gegebenenfalls nachschauen könnte, ob sich in Deutschland in der letzten Dekade etwas im Verhältnis der Mehrheitsgesellschaft zu ihren Minderheiten, insbesondere den Muslimen (ob gläubig oder eher nicht, sei dabei immer dahingestellt) änderte. Und wie die Einstellungen der Deutschen sind, ganz unabhängig von der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung
Wichtig ist dabei, dass fast alle diese Studien noch vor der Sarrazin-Debatte erhoben wurden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass nach den letzten zwei Monaten noch alles wie zuvor ist.
24.4.1990 - Berlin: An einer Demonstration unter dem Motto "In- und Ausländer gemeinsam - Menschenrechte sind unteilbar" beteiligten sich am Abend auf dem Alexanderplatz tausende Bürger aus beiden Teilen der Stadt. Von dort zogen sie zu einer Kundgebung vor dem Roten Rathaus.
- Da gibt es zum einen etliche repräsentative Umfragen unter den Deutschen durch Meinungsforschungs- und Demoskopie-Institute. Ein Beispiel Infratest dimap im Auftrag der ARD von 2010, oder die Allensbach-Umfrage im Auftrag der Financial Times Deutschland,
- Zum anderen gibt es Studien wie diejenige des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, die jüngst wieder verdeutlichte, wie unbeliebt die Türken bei Jugendlichen in Deutschland sind - im Gegensatz zur Beliebtheit der Deutschen bei den Türken.
- Eine Umfassende Studie ist fast fertig mit ersten Ergebnissen unter dem Titel "Realität der Diskriminierung in Deutschland - Vermutungen und Fakten" mit dem Fazit: "Deutlich geworden ist im Rahmen der Untersuchung allerdings, dass ethnisch motivierte Diskriminierungen wesentlich häufiger vorkommen als es die geringe Zahl der einschlägigen Gerichtsentscheidungen vermuten lässt."
- Weiterhin gibt es das Projekt des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung sowie eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs, an dem die Universitäten Bielefeld und Marburg beteiligt sind. Hier kann man sich in der Wikipedia einige Kernthesen anschauen. Detaillierter sind die Zusammenfassungen in der Zeitschrift Die Zeit von 2003, 2005, 2006, 2007 und 2008.
- Dann gibt es ausserdeutsche Institutionen, die empirische Studien zur Fremdenfeindlichkeit, bzw. Islamophobie unternommen haben, z.b. die EUMC der EU, oder die Studie der Open Society Institute in London (OSI) wonach z.B. nur 11% der deutschen Muslime das Gefühl haben, als gleichberechtigte Bürger von der Mehrheitsgesellschaft akzeptiert zu werden. Weiterhin gibt es die Gallup-Studien, wo man von außen nicht nur Deutschland sondern auch andere Länder betrachtet hatte. Diese Organisation führt auch internationale Studien durch: Internet Centre Anti Racism Europe. Andere Organisationen haben Sektionen, die sich mit Diskriminierung und Rassismus beschäftigen und Untersuchungen veröffentlichen, z.B. die OSZE, Jahresberichte der EU, etc.
- Es gibt auch von der CDU-nahen Konrad Adenauer Stiftung etliche Studien, z.B. eine alte von 2003 zu Vergleichszwecken: Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff,: Was halten die Deutschen vom Islam?
- Man kann ab diesem Jahr auch in dem Jahrbuch für Islamophobieforschung gesammelte Erkenntnisse erfahren. Im obigen Link kann man anhand der Abstracts lesen, worum es in der aktuellen Ausgabe geht.
- Dann gibt es Studien des Innenministeriums zu Muslimen in Deutschland, die offenlegen, was Muslime denken, was sie erleben, wieviel Prozent von ihnen persönlich von Diskriminierung betroffen waren, etc. Z.B. von 2009 "Muslimisches Leben in Deutschland", von 2008 "Muslime in Deutschland"
- Es gibt auch Spezialuntersuchungen, die z.B. feststellten, dass Migranten auch im Gesundheitssystem benachteiligt werden.
- Daneben gibt es etliche Studien, die Erklärungen bieten können, warum viele Deutsche islamophobe Feindbilder haben, und zwar auch bei denjenigen Deutschen, die gar keinen Kontakt zu Muslimen haben. Z.B. Kai Hafez: Die politische Dimension der Auslandsberichterstattung. Band 2: Das Nahost- und Islambild der deutschen überregionalen Presse. Nomos-Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2002.
- Oder Untersuchungen, die zeigen, dass seit einer Dekade die Schulbücher immer noch den Islam stereotyp und mangelhaft differenzierend darstellen, und eine Generation Schüler wiederum Bilder im Kopf haben, die später schwer wieder zu korrigieren sind.
(Bildquellen: Wikimedia Commons 1, 2)
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