Donnerstag, 7. Oktober 2010

Islam trug seinen Teil zur Identität Europas bei

Heute fand ich einen interessanten Artikel, der ebenso wie ich auf die doppelte Interpretationsmöglichkeit von Präsident Christian Wullfs Rede zur Deutschen Einheit eingeht.

Ich habe schon hier meine Anmerkungen gemacht:

"Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland"

"Debatte um den Islam
Die neue deutsche Frage
Ein Kommentar von Matthias Drobinski
Der Islam gehört zu Deutschland wie der Schneefall zum Wetter. Bundespräsident Wulff hat nichts Neues gesagt. Seinen Kritikern geht es um die Abwertung des Anderen und eigene Identitätsprobleme. Das ist zukunftslos.

Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland: Der Satz, den Bundespräsident Christian Wulff am Sonntag sagte, hat für sich gesehen ungefähr den gleichen Neuigkeits- und Erkenntniswert wie der Satz: Zum Wetter in Deutschland gehört der Schneefall. Der Schneefall prägt nicht das Wetter in Deutschland, aber er gehört dazu, es gibt ihn. Und wer sich nicht auf ihn einstellen mag, der rutscht im Winter mit dem Auto in den Straßengraben. (...)
Der Islam soll kein Teil der eigenen Kultur sein: Das ist so geschichtsvergessen wie zukunftslos. Es ist geschichtsvergessen, weil der Satz leugnet, dass der Islam durchaus seinen Teil zur kulturellen Identität Europas beigetragen hat."
weiter: Süddeutsche Zeitung

Hier wird auf die Identitätsprobleme der Deutschen eingegangen, und dass man Identitätsfragen am wirkungsvollsten damit begegnet, indem man versucht sich von etwas vermeintlich oder tatsächlich Fremden abzugrenzen versucht. Dabei bemerkt der Artikel, dass der islamische Kulturraum durchaus einen (wenn auch kleinen) Beitrag zur europäischen, und damit deutschen Identität beigetragen hat, oder besser gesagt, einen Beitrag zu unserer Kultur.
Christian Wulff
Es ist schön, wenn dieses in Erinnerung gerufen wird, was leider zu selten geschieht. Dabei muss man allerdings auch aufpassen, dass man diesen islamkulturellen Einfluss für uns heute nicht überbewertet. Da er jedoch in den Abgrenzungstendenzen, die sich heute in den zahllosen Integrationsdebatten zeigen, eher negiert wird, ist es schon einmal positiv, wenn in einer auflagenstarken Zeitung überhaupt einmal daran erinnert wird.
Letztlich bleibt es eine Beschreibung einer Banalität, wenn Wulff meint, Muslime seien inzwischen auch ein Teil Deutschlands. Wenn dabei noch gleichzeitig darauf im Subtext verwiesen werden sollte, dass auch der Islam seinen Beitrag zur Kultur in Deutschland geleistet hat, dann ist es umso besser. Denn er würde den Stimmen entgegentreten, die annehmen, "der Islam" sei letztlich eine "Barbarei", die nichts außer Kriege mit dem Abendland ergeben hätten und wir sonst nichts mit ihm zu tun hätten.

In einem weiteren Artikel wird noch der Zentralrat der Juden wie folgt erwähnt:
"Kramer fügte hinzu: "Politiker, in deren Vokabular das Wort 'jüdisch' ansonsten bestenfalls in gedenkpolitischen Sonntagsreden vorkam, beziehen sich jetzt mit einer kaum nachzuvollziehenden Vehemenz auf das christlich-jüdische Fundament Deutschlands." Dies könne "man oftmals leider nur als allzu durchsichtigen Versuch werten, das Judentum in Deutschland geradezu gegen 'den Islam' in Stellung zu bringen"."
Süddeutsche Zeitung: Zentralrat der Juden lobt Wulff

Dieses ist mir auch schon aufgefallen, und ich frage mich, wo der jüdische Einfluss, das jüdisches Erbe auf uns heute ist. Ich verneine ihn nicht, ich habe mich darüber nur noch nicht kundig gemacht. Über den schweren Stand jeglicher Minoritäten in Europa in der Geschichte, darunter auch das Judentum, darüber habe ich weit mehr Kenntnisse, bis hin zum Holocaust.

(Bildquelle: Wikimedia Commons)

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