Mittwoch, 29. Juni 2011

Verhältnis der Muslime und Nichtmuslime im Osmanischen Reich 2. Teil

Banja-Baschi-Moschee in Sofia, Bulgarien. Osmanisch, 16. Jahrhundert


Ich hatte in dem vorherigen Posting bereits einige grundlegende Dinge angesprochen, damit einige Missverständnisse für eine weitere Diskussion aufgeklärt werden können. Nun geht es konkreter um die folgenden Gruppen im Osmanischen Reich:

Verhältnis Muslime - Christen - Juden

Es folgen wie schon in dem ersten Artikel dieser kleinen Serie einige Zitate um das Verhältnis der obigen Gruppen mal zu beleuchten:

Bernard Lewis: Stern, Kreuz und Halbmond. 2000 Jahre Geschichte des Nahen Ostens. München 1997. S. 162 ff.:
In der früheren Konfrontation [zwischen dem OR und seinen christlichen Nachbarn] waren Beflügelung und Dogmatismus auf beiden Seiten und größere Toleranz auf türkischer Seite zu finden. Während des 15. und 16. Jahrhunderts zogen die Flüchtlinge -jene, »die mit den Füßen wählten«, [...] - von Westen nach Osten und nicht, wie in unserer Zeit, von Osten nach Westen. Die Flucht der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden in die Türkei ist gut dokumentiert, aber sie war keineswegs ein Einzelfall. Andere Flüchtlingsgruppen - etwa abweichlerische Christen, die von der in ihren Ländern tonangebenden Kirche verfolgt wurden - fanden in den osmanischen Ländern Zuflucht. [...]
Die Flüchtlinge waren nicht die einzigen europäischen Nutznießer der osmanischen Oberhoheit. Auch das Schicksal der Bauern in den eroberten Provinzen verbesserte sich erheblich. Die osmanische Reichsregierung brachte Einheit und Sicherheit in Gegenden, in denen vorher Konflikte und Chaos geherrscht hatten, mit wichtigen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Im Laufe der Eroberungskriege war ein großer Teil des alten grundbesitzenden Erbadels vernichtet worden, und seine herrenlosen Güter gingen als Lehen an osmanische Soldaten über. [...] Es war nicht mit Erbrechten oder einer feudalherrschaftlichen Rechtsprechung verknüpft. Die Bauern dagegen verfügten in der Regel über einen erblichen Besitztitel, der gemäß osmanischem Brauch sowohl vor Zerstückelung als auch vor Eigentumskonzentration geschützt war. Damit hatten sie auf ihren Höfen größere Freiheit als unter den früheren christlichen Herrschern. Ihre Steuern wurden auf niedrigem Niveau festgesetzt und - verglichen mit den Praktiken der ehemaligen und auch der benachbarten Regime - auf humane Weise eingetrieben. Wohlstand und Sicherheit trugen erheblich dazu bei, die Bauern mit anderen, weniger attraktiven Aspekten der osmanischen Herrschaft zu versöhnen, und waren weitgehend für den langen Frieden in den osmanischen Provinzen verantwortlich, bis nationalistische Ideen aus dem Westen für eine Explosion sorgten. Noch im 19. Jahrhundert äußern sich europäische Balkanbesucher positiv über das Wohl und die Zufriedenheit der Bauernschaft, gemessen an den Verhältnissen in Teilen des christlichen Europa. Noch auffälliger war der Kontrast im 15. und 16.Jahrhundert, also im Zeitalter der großen europäischen Bauernaufstände. [...] Unterdrückte Bauern [christlicher Nachbarreiche der Osmanen] richteten ihre Hoffnung auf die Feinde ihrer Grundherren. Martin Luther warnte in seiner im Jahre 1541 veröffentlichten »Vermahnung zum Gebet wider den Türken«, daß die von habgierigen Fürsten, Grundeignern und Städtern ausgebeuteten Armen vielleicht lieber unter den Türken als unter solchen Christen leben würden. Sogar die Verteidiger der etablierten Ordnung waren von der politischen und militärischen Leistungsfähigkeit des türkischen Reiches in seiner Glanzzeit beeindruckt. Ein beachtlicher Teil der umfangreichen europäischen Literatur über die türkische Bedrohung behandelt die Vorzüge der türkischen Ordnung und empfiehlt, ihr nachzueifern.


Exemplarisch aus einem Standardwerk: Donald Quataert: The Ottoman Empire. Cambridge 2005:
Rezension auf deutsch: SEHEPUNKTE - Rezension von: The Ottoman Empire 1700-1922 - Ausgabe 8 (2008), Nr. 10
Zitat: "...wird eine unverzichtbare Lektüre im Schul- und Universitätsstudium werden."
Ich könnte noch weitere Rezensionen auch aus Fachzeitschriften zitieren, letztlich kommen alle Rezensenten zum Urteil, dass dieses Buch so fundiert ist, dass es als Standardwerk gelten wird. Das nur vorbeugend, damit nicht jemand denkt, es wäre irgendein Buch, und man könne ignorieren was dort steht:

Peaceful relations among Ottoman subjects were the norm over most of the period and the Ottoman system worked relatively well for almost all of its history.
    ad hoc Übersetzung, wichtig, weil es ein Gesamturteil über 600 Jahre osmanischer Geschichte darstellt:
    Das friedliche Zusammenleben der osmanischen Untertanen war die Norm über die meiste Zeit und das osmanische System arbeitete relativ gut für fast seine gesamte Geschichte.

    Montag, 27. Juni 2011

    Verhältnis der Muslime und Nichtmuslime im Osmanischen Reich 1. Teil

    Gazi-Kasım-Pascha-Moschee, 1543-1546, Pécs, Ungarn.
    Eines der wenigen nicht zerstörten Überreste von bis zu
    500 Jahren osmanischer Epoche auf dem Balkan.
    Ich führte öfters Diskussion darüber, wie das Verhältnis der Muslime und Nichtmuslime im Osmanischen Reich ausgesehen hatte. Nun, in der Geschichtsschreibung der Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches dominiert oder dominierte ein klares Feindbild des Osmanischen Reiches, im Zuge des Abgrenzungsprozesses während des Aufbaus einer gemeinsamen Nation (im 19. Jahrhundert) um die eigene nationale Identität  zu fördern. Und dieses Zusammengehörigkeitsgefühl kann man eben recht leicht durch einen äußeren Feind fördern, egal ob dieser Feind nun real, übertrieben oder als Zerrbild dargestellt wird. Dieses Feindbild der Osmanen wurde dann im 20. Jahrhundert fast ausnahmslos auf dem Balkan, aber auch in zahlreichen arabischen Werken konserviert und erst in den letzten Jahren begann eine vorsichtige differenziertere Aufarbeitung mit der eigenen Geschichte auf dem Balkan inklusive der jahrhundertelangen Phase der Osmanen.
    Nun haben aber viele Migranten aus den Nachfolgestaaten immer noch dieses Feindbild im Kopf, wenn sie im Internet diskutieren. Teilweise noch befördert durch eine Zunahme des Nationalismus auf dem Balkan, und der einhergehenden Publikationswelle, die oft die Schuld für alle möglichen Probleme gerne auf die osmanische Herrschaft zurückführt.

    Nun möchte ich gar nicht die osmanische Herrschaft über den östlichen Mittelmeerraum beschönigen, oder Gräueltaten verharmlosen, die es durchaus in der Spätphase der osmanischen Politik gehäuft gegeben hatte, als sich eine Region nach der anderen aus dem Vielvölkerreich unabhängig machen wollte. Übrigens ist es auch unter türkischen Migranten nicht selten, dass sie die moderne Definition von Nationalismus kaum kennen.

    Nur macht man es sich als Diskutant zu leicht, wenn man einerseits diese Phase zunehmender Gewalt im 19. Jahrhundert auf allen Seiten in die Vergangenheit zurückprojiziert, und meint, das Verhältnis zwischen den religiösen Gruppen wäre immer schon so schlecht gewesen. Andererseits ist man sich offensichtlich kaum bewusst, dass unser heutiges nationales Gruppenzugehörigkeitsgefühl nicht für alle Ewigkeit in der Geschichte gegolten hat, ja, es ist sogar ein relativ junges historisches Phänomen, entstanden vor allem nach der französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts. Davor haben sich die einfachen Serben, Bulgaren, Ungarn, usw. gar nicht als solche - anders als z.B. im 20. Jahrhundert - gefühlt. Ihre Identität beruhte eben nicht vorrangig auf eine damals noch unbekannte "Nation". Es waren eher andere Identitäten, die eine größere Rolle spielten, insofern darf man Revolten in christlichen Regionen des Osmanischen Reiches z.B. im 17. Jahrhundert nicht als frühe Freiheitskämpfe ohne weiteres begreifen. Dieses wäre dann nämlich ein Zurückdatieren heutiger Vorstellungen von Identitäten, während vielleicht diese Revolten keineswegs das Ziel hatten, aus dem osmanischen Staatsverbund auszuscheren, sondern Reformen innerhalb der osmanischen Welt zum Ziel hatte.

    Eines der Hauptvorurteile ist also, dass Nationalismus quasi als etwas naturgesetzliches, immer schon da gewesenes angesehen wird, und nicht erkannt oder gewusst wird, dass es eine Konstruktion darstellt.

    Ich möchte daher hier in einer Serie einige Zitate bringen, die die Diskussionen auf einen gleichen Stand bringt, die neuere Ethnien-/Nationalismusforschung berücksichtigt, sowie auch Autoren von Standardwerken über die Osmanen zu Wort kommen lässt.
    Dadurch sollten im günstigsten Falle alle Gesprächspartner ein wenig zumindest auf dem internationalen Stand der Forschung sein, wobei nicht wenige Diskutanten z.B. aus dem Balkan einige vermeintliche Gewissheiten dabei über Bord werfen müssten, möchten sie nicht im internationalen wissenschaftlichen Dialog isoliert sein.

    Es geht um das Verhältnis der Muslime und Nichtmuslime im Osmanischen Reich, um Gruppenbewusstsein, Identität, Nationenbildung und damit Herausformung neuer Identitäten, Islamisierung und Turkisierung, und alles was im weiteren Sinne damit zusammenhängt.


    Es fängt damit an zu erläutern, wie überhaupt die "Nation", der Begriff, die Identitäten entstanden, die wir oft ohne Hinterfragen als so selbstverständlich annehmen.

    Nationbuilding / Nationenbildung / Identitäten

    Aus dem Brockhaus 2007, Artikel Nation:
    In unserem Bewusstsein ist die »Nation« fest verankert - und dabei wird allzu oft übersehen, dass sie keine zeitlose Konstante in der Geschichte der Menschheit ist und mithin auch kein Raster darstellt, das die Menschen seit jeher in große übersichtliche Gruppen einteilt. Die Nation als Solidarverband gibt es nicht »seit Urzeiten«, ]wie dies vor allem von den Protagonisten nationalen Denkens überall behauptet wird. Das Gegenteil ist der Fall. Die Nation ist eine moderne Erfindung. Sie ist gerade einmal zweihundert Jahre alt.
    ...
    Nationalbewusstsein wird durch Erziehung im weitesten Sinne vermittelt. Dabei wird meist das hervorgehoben, was die Angehörigen der Nation angeblich gemeinsam haben: Sprache, Kultur, Religion, politische Ideale, Staatsform, Geschichte. Nationalbewusstsein bzw. eine nationale Identität wird aber auch gern durch Abgrenzung von den anderen Nationen oder durch Vergleiche mit ihnen definiert. In der Auseinandersetzung mit dem Fremden - der anderen Sprache oder Religion, den anderen Sitten und Lebensformen, dem anderen politischen System - wird sich eine soziale Gruppe, eine »Schicksalsgemeinschaft«, ihrer eigenen engen Beziehungen bewusst und ihrer Gemeinsamkeiten, aufgrund derer sie leichter miteinander kommunizieren können als mit den »Anderen«, den »Fremden«. Man kann den Sachverhalt zugespitzt ausdrücken: Eine Nation braucht Feinde, weil das offenbar die Suche nach der eigenen Identität erleichtert.

    Sonntag, 26. Juni 2011

    Islam eine Missionsreligion? 4. Teil


    Taj Mahal, Zeichen islamischer kultureller Blüte in Indien,
    übrigens mit feststellbarem osmanischen Einfluß

    So, langsam sollte ich mal zum Ende mit dieser Internet-Diskussion kommen, in der es über die Ausbreitung des Islams, Dschihad, Konversion von Nichtmuslimen, Toleranz oder Intoleranz unter muslimischer und unter christlicher Herrschaft, usw. ging.

    Hier der 1. Teil, der 2. Teil und der 3. Teil.

    Mein Gesprächspartner widerspricht mir in dieser Diskussion, dass uns heutige oder Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderst vorhandene Minoritäten zeigen können, wie duldsam der Islam oder das Christentum mit Minoritäten umgegangen seien (dieser obige Stichtag eignet sich besser, weil danach große Arbeitsmigrationsbewegungen das Bild veränderten, außerdem auch im 20. Jahrhundert die Regime und Diktaturen im islamischen Raum die Lage der Christen, usw. mitunter stark verschlechterten, der Geist des (europäischen) Nationalismus auch im Nahen Osten Einzug gehalten hat, und daher Minoritäten im Zeitalter des Imperialismus und auch danach manchmal als "5. Kolonne" der christlichen Mächte gesehen wurden. Dieses Verhalten darf man aber nicht auf 1400 Jahre zurückprojizieren.)



    Nun also möchte mir mein Gesprächspartner Beispiele aufzeigen, die meine durchaus pauschale Aussage von dem "toleranteren" islamischen Herrschaftsgebieten widerlegen sollen.

    Er fängt an bei Indien zu differenzieren und Beispiele von "christlicher" und "islamischer" Herrschaft zu zeigen, die beweisen sollen, dass der Islam doch genauso intolerant ist, wie christliche Herrschaft, oder sogar noch intoleranter:
    "Indien war rund 250 Jahre von England besetzt, hat aber den Hinduismus uneingeschränkt bewahrt. Christen gibt es nur in ganz minimaler Zahl. Ganz anders hingegen die dünne Machtelite der Moslems, die Indien seit dem 13. Jh. besetzt hielt - erst im Norden mit dem Sultanat Delhi, unter den Großmoguln dann auch den Süden.

    Der muslimische Sultan Aurangzeb (1618-1707) brach mit dem Konzept der annähernden Gleichberechtigung von Muslimen und Hindus, das schon sein Vater vernachlässigt hatte. Er ließ 1669 im ganzen Land Hindutempel zerstören (z.B. den ältesten Shivatempel in Benares, an dessen Stelle eine Moschee gebaut wurde), führte eine Fülle von Restriktionen ein (z.B. 1668 Verbot der Hindu-Pilgerfeste), zu deren Überwachung Zensoren eingesetzt wurden, und entfernte die Hindus soweit möglich aus der Verwaltung, besonders dem Steuerwesen und den hohen militärischen Rängen. Schließlich führte er 1679 die Dschisja (d.h. Kopfsteuer für Nicht-Moslems, einst von Akbar abgeschafft) wieder ein."

    Nette Sätze

    Teil eines Verses aus der 48. Sure Al-Fath
    in einer Handschrift aus dem 8. oder 9. Jahrhundert.


    Sag: Ihr Ungläubigen!
    Ich verehre nicht, was ihr verehrt,
    und ihr verehrt nicht, was ich verehre.
    Und ich verehre nicht, was ihr (bisher immer) verehrt habt,
    und ihr verehrt nicht, was ich verehre.
    Ihr habt eure Religion, und ich die meine.



    Koran, Sure 109:6 Übersetzung nach: Rudi Paret

    (Bildquelle: Wikimedia Commons)

    Freitag, 24. Juni 2011

    Islam eine Missionsreligion? 3. Teil

    Darstellung eines Janitscharen,
    osmanisch, 17. Jh.

    Heute nun die Fortsetzung meiner mehrteiligen Serie:
    Islam eine Missionsreligion?
    Hier der 1. Teil und der 2. Teil

    Es geht in dieser Internetdiskussion um die Folgen muslimischer und christlicher Herrschaft, um Mission, Dschihad, Konversion, Assimilierungsdruck, um das Vorurteil einer Verbreitung des Islams "mit Feuer und Schwert", usw.


    Ein Diskutant bemerkte, dass die "legendäre muslischen Toleranz" in Spanien, in seinen Augen bedauerlicherweise bis heute in vielen westlichen Publikationen falsch dargestellt wird.

    Ich antwortete:
    "Da wird viel Bullshit geschrieben. Richtig. Aber wir kennen ja glücklicherweise die maßgebliche Standardliteratur und können ein differenzierteres Bild zeichnen. Doch selbstverständlich können wir einen Schlussstrich unter das islamische Kapitel in Andalusien ziehen, und schauen, wie relativ zu christlichen Reichen jener Zeit insgesamt die Situation zu bewerten ist. Nicht mit heutigen Maßstäben der Toleranz natürlich, und auch nicht verklärend."

    Über die Osmanen meinte er:
    "Die christlichen Balkanvölker wurden von der osmanischen Militärmaschine samt und sonders im 15. und 16. Jh. Jh. überrollt. Die bis heute andauernde Verarmung Südosteuropas ist auf die andauernde Misswirtschaft der osmanischen Regierung zurückzuführen, die eine Industrialisierung analog zum westlichen Abenland verhinderte, dazu die für Europa so wichtige Epoche der Aufklärung und des beginnenden Parlamentarismus im 19. Jh. mit der Forderung nach Menschenrechten und Teilhabe an der Regierung."

    Ich war verblüfft und sagte:
    "Aha, ich habe da doch schon einige Beiträge gebracht, welches die Gründe für die Rückständigkeit des Balkans differenzierter und auch nach neueren Erkenntnissen ausführt - jenseits aller Feindbildkonstruktionen von jungen Balkan-Nationen? Einerseits ein differenziertes Bild für Andalusien fordern, um dann mit dem Vorschlaghammer holzschnittartig woanders draufzuhauen, wie es dir beliebt? Das ist inkonsequent."

    Donnerstag, 23. Juni 2011

    Oscars der Luftfahrtbranche: Turkish Airlines beste Fluggesellschaft Europas

    Boeing 777-300 in der Manchester United Edition

    Erinnert sich noch jemand an das Flugzeugunglück in der Karibik von der kleinen türkischen Fluggesellschaft Birgenair? An die damalige Berichterstattung? Und infolgedessen den Konkurs dieser Fluggesellschaft? Jedenfalls taugte dieser tragische Unfall mit 164 toten deutschen Urlaubern recht gut das Bild der Türkei in der deutschen Öffentlichkeit noch negativer wie bislang darzustellen. Ein Klischee, das viele beim Begriff Türkei nicht selten heute sogar noch an einfache (Lehm-)Behausungen in weitläufiger anatolischer Kargheit denken lässt. Jedenfalls weniger Assoziationen an Hightech, Fortschritt, Luxus, gute Qualität, etc. denken lässt. Das gleiche Problem mit den ewigen Klischeevorstellungen haben übrigens auch die Polen, die unbemerkt von der Masse der hiesigen Bevölkerung in den letzten Jahren einen bemerkenswerten (ökonomischen) Aufstieg und Modernisierung ihres Landes hinlegten, und das in unserer unmittelbarer Nachbarschaft.

    Ich hatte hier schon einmal über die inzwischen mögliche Konkurrenzfähigkeit von Teilen der türkischen Wirtschaft berichtet:

    And the Oscar goes to... Turkey!
    Türkei top, Deutschland flop.

    Nun, wahrscheinlich haben doch inzwischen einige hier festgestellt, dass zumindest Turkish Airlines so gar nicht vergleichbar ist mit obiger konkursgegangener Mini-Fluggesellschaft. Denn Turkish Airlines setzen einerseits stark auf Sicherheit und Komfort, andererseits fahren sie schon seit Jahren intensive Kooperationen und Werbebotschaften mit international renommierten Persönlichkeiten oder Sportvereinen. Ich erinnere mich da an Werbefilme im TV z.B.mit Kevin Costner, Kobe Bryant, Manchester United, FC Barcelona, usw.

     

    Wikipedia schreibt:
    "2010 baut die Fluglinie ihr sportliches Engagement und damit ihre Marketingstrategie europaweit aus. Sie fungiert als Official Carrier oder Hauptsponsor für verschiedene Fußball- und Basketballvereine wie FC Barcelona, Manchester United, Schachtar Donezk und dem Athener Klub Maroussi BC. Zudem ist die Airline Titelsponsor der europäischen Basketball-Liga, die damit offiziell "Turkish Airlines Euroleague Basketball" heißt."

    Kopftuch im Koran

    Im Blog von Loay Mudhoon sah ich eine Zusammenfassung eines Vortrages von Prof. Rotraud Wieland, welches im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz gehalten wurde.
    Hier das vollständige Dokument mit dem Titel:


    Gleichzeitig bietet Loay Mudhoon einige weiterführende Links. Schaut selber dort für tiefergehendere  Informationen nach.

    künstlerisches Foto, siehe unten
    Dabei kam mir der Gedanke, dass es nicht schadet dazu meine Literatur durchzusehen, um daraus als Ergänzung zu seiner Verlinkung weitere Informationen dem interessiertem Leser zur Verfügung zu stellen. Denn viele Muslime wissen, dass ein Kopftuchtragen meist als Pflicht für (geschlechtsreife) Frauen gilt, wissen aber weniger, wie denn die Muslime in der Geschichte zu dieser Auffassung gekommen sind, und ob diese Kleiderordnungen denn so unmissverständlich klar sind, oder ob es da Interpretationsspielraum gibt.

    Was steht dazu im Koran, wie war die historische Entwicklung?

    Aus: Hartmut Bobzin: Der Koran. Eine Einführung. München 1999.:

    Ein anderes in der Öffentlichkeit vieldiskutiertes rechtliches Problem ist die Verschleierung der Frau, für die man sich von muslimischer Seite aus gerne auf den Koran beruft. In diesem Zusammenhang werden drei Verse als mögliche Begründung genannt, wobei es interessant ist, daß alle drei Verse aus medinensischen Suren stammen. Bei der Betrachtung der ersten Stelle, nämlich Sure 24, 31, ist es wichtig, auch den vorhergehenden Vers zu beachten; er zeigt nämlich, daß hier ganz allgemein von den Grundregeln der Schicklichkeit die Rede ist, die Männer ebenso wie Frauen betreffen. Die beiden Verse lauten:

    [30] Sag zu den gläubigen Männern (mu’minun), daß sie ihre Blicke niederschlagen und ihre Scham (farg) hüten sollen. Das bedeutet Reinheit für sie. Gott weiß Bescheid über das, was sie tun. [31] Und sag zu den gläubigen Frauen (mu’miriat), daß sie ihre Blicke niederschlagen und ihre Scham hüten sollen, daß sie ihren Schmuck nicht zur Schau stellen sollen, mit Ausnahme dessen, was ohnehin davon sichtbar ist. Sie sollen ihr Tuch (himâr/chimâr; laut Paret: Schal; laut Khoury: Schleier) über den Halsausschnitt schlagen und ihren Schmuck nicht zur Schau stellen. (...) 

    Das hier für die Frauen erwähnte besondere Kleidungsstück war ein großes Umschlagtuch oder eine Art von Schalgewand, das über das weit ausgeschnittene Untergewand (izar) geschlagen wurde; es bedeckte zwar den Kopf, nicht aber das Gesicht. Es ist jedenfalls bemerkenswert, daß an dieser Stelle keines der in der altarabischen Dichtung benutzten Wörter für den Gesichtsschleier im engeren Sinne verwendet wird. Das trifft übrigens auch für die zweite der hier zu besprechenden Stellen zu; sie stammt aus Sure 33, die besondere Anweisungen für die Frauen des Propheten enthält (33, 30–34. 59). Aus dem Text der gesamten Sure geht mit aller Deutlichkeit hervor, daß der Prophet zu dieser Zeit in Medina bereits eine herausgehobene Stellung hatte und daß sich daraus bestimmte Sonderrechte für ihn und seine Frauen ergaben (33, 59):

    Prophet! Sag deinen Gattinnen und deinen Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen etwas von ihrem Gewand (ğilbab) über sich hinabziehen, das ist passender dafür, daß sie erkannt und nicht belästigt werden. Siehe, Gott ist vergebend und barmherzig.

    Wie der himar war der ğilbab offenbar ein weites Tuch. Aus dieser Stelle geht freilich nicht hervor, wie man sich die Umhüllung genau vorzustellen hat und ob es tatsächlich eine Gesichtsverhüllung gab. Jedenfalls sollte aus der Art der Bekeidung der besondere soziale Rang der Frauen (etwa im Unterschied zu Sklavinnen) sofort erkennbar sein, so daß sie vor möglichen Übergriffen geschützt waren.

    Die dritte Stelle (33, 53) lautet:

    Und wenn ihr sie [d. h. die Frauen des Propheten] um etwas bittet, was ihr braucht, so tut das hinter einer Abschirmung (hidschab).

    Mit hidschab ist aber keineswegs ein „Kleidungsstück“ gemeint, sondern eine Art Trennwand bzw. ein irgendwie trennender Gegenstand (ob Mauer, Paravent oder Vorhang), der auch an anderen Stellen im Koran erwähnt wird: Zwischen den Bewohnern des Paradieses und der Hölle ist ein hidschab (7, 46); Maria zieht sich vor ihren Angehörigen nach Osten zurück und verbirgt sich hinter einem hidschab (19, 16f.); zwischen Mohammed und den Ungläubigen besteht ein trennender hidschab (17, 45; 41, 5), und Gott redet zu Menschen nur durch „Offenbarung“ (wahy) oder eben „hinter einem hidschab“ (42, 51). Ob man hidschab nun mit „Vorhang“ oder „Trennwand“ übersetzt, klar ist im Hinblick auf Sure 33, 53, daß eine „Abschirmung“ der Prophetenfrauen beabsichtigt ist. Ein eindeutiger Grund dafür geht aus dem Wortlaut des Korantextes nicht hervor. Daher ist es nicht verwunderlich, daß es zur Begründung dieser Offenbarung eine ganze Reihe von widersprüchlichen Überlieferungen gibt.
    Die Ausdehnung der „Abschirmung“ auf alle Frauen überhaupt stellt erst eine spätere Entwicklung im islamischen Recht dar, die sich u. a. auf die Erwähnung der „gläubigen Frauen“ in einem benachbarten Vers beruft (33, 59). Die heutige Verwendung des Wortes hidschab im Sinne von „Kopftuch“ bzw. „Schleier“ kann jedenfalls, um ein Fazit zu ziehen, aus dem Koran nicht begründet werden. Das haben übrigens auch schon die islamischen Reformer des letzten Jahrhunderts überzeugend dargelegt, wie z. B. der Ägypter Qasim Amin (1865–1908) in seinem berühmten Buch „Die Befreiung der Frau“, das 1899 in Kairo erschien.


    Mittwoch, 22. Juni 2011

    Islam eine Missionsreligion? 2. Teil

    Kirchenfürst Juan de Ribera bei der Vertreibung
    und Zwangchristianisierung von Morisken in Spanien des 17. Jh.


    Fortsetzung von Islam eine Missionsreligion? 1. Teil:

    Ich hatte eine interessante Diskussion, in deren Verlauf es bislang recht sachlich zuging, so auch in meinen Antworten im letzten Blogposting. Nun wird es aber ab hier ein wenig polemischer, emotionaler, stereotypischer, ebenso auch in meinen Antworten.
    Ich betonte, dass Islamisierung, also Konversion, nicht die primäre Intention beziehungsweise (meist) keine Staatspraxis bei Eroberung von nichtmuslimischen Territorien war. Dieses belegte ich auch mit Zitaten aus der Literatur. Im Verlauf der Diskussion zeigte sich aber, dass einige Diskutanten diese Zitate entweder nicht gelesen haben, oder diese nicht wahrhaben wollten, denn ich musste mich immer wiederholen. Weiter geht es:

    Dschihad bedeutete nicht Zwangskonversion, sondern eine Legitimation zur Eroberung von fremden Gebieten. Was die Bewohner dann in diesen eroberten Gebieten glaubten, blieb ihnen meist selber überlassen.

    Ausbreitung des Islam = Ausbreitung des islamischen Rechts.
    Innerhalb dieses Rechtsraumes genießen dann die Buchreligionen Religionsfreiheit - so gut wie immer in der Geschichte, wenn wir mal die Prozente an Jahren der Unfreiheit im Glauben mit den Jahren von Religionsfreiheit gegen rechnen.

    Die Diskussion sollte zeigen:

    Zwangskonversion gab es nicht nur im Christentum, sondern auch im Islam. Dabei gab es mal hier 5 Jahre eine Phase von islamischer Zwangskonversion, hier mal 10 Jahre mit einem Herrscher der Zwangskonversionen durchführte, und dort mal 50 Jahre eine Phase von Zwangskonversionen. Alle anderen 1300 Jahre konnten z.B. die Christen ihren Glauben frönen, wie sie wollten und wurden in ihrem eigenen Glauben nicht persönlich behelligt.

    Und wie war es im Christentum mit der Tolerierung von anderen Religionen?

    Dazu braucht man nur mal auf einen Globus schauen, und z.B. alleine in Europa suchen, was an vorchristlichen Religionen übrig geblieben ist. Oder in all den ehemaligen Kolonien der Europäer.

    Dann schaut man über das Mittelmeer, und schaut was dort an vorislamischen Religionen übrig geblieben ist.

    Und man hat dann die Antwort, die Antwort über die ungefähre Stärke des Assimilierungsdruckes, das Andere zu tolerieren oder eben damit nicht klar zukommen.

    Dann meinte jemand, dass doch bei den Almohaden in Spanien über 100 Jahre Zwangskonversionen und Bedrückung von Christen gegeben habe.

    Ich entgegnete: Bestreite ich auch nicht, aber insgesamt, summa sumarum, könnte man dieses folgende Fazit zum "Islam" insgesamt ziehen, wie es Donald Quataert über das letzte Weltreich des Islams, das 600-jährige Osmanische Reich zieht:

    "Despite all stereotypes and preconceptions to the contrary, inter-Ottoman group relations during most of Ottoman history were rather good relative to the standards of the age. "


    "Peaceful relations among Ottoman subjects were the norm over most of the period and the Ottoman system worked relatively well for almost all of its history."

    Oder dieses Zitat aus: Bernard Lewis: Stern, Kreuz und Halbmond. 2000 Jahre Geschichte des Nahen Ostens. München 1997. S. 162 ff.:
    "In der früheren Konfrontation [zwischen dem OR und seinen christlichen Nachbarn] waren Beflügelung und Dogmatismus auf beiden Seiten und größere Toleranz auf türkischer Seite zu finden. Während des 15. und 16. Jahrhunderts zogen die Flüchtlinge -jene, »die mit den Füßen wählten«, [...] - von Westen nach Osten und nicht, wie in unserer Zeit, von Osten nach Westen. Die Flucht der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden in die Türkei ist gut dokumentiert, aber sie war keineswegs ein Einzelfall. Andere Flüchtlingsgruppen - etwa abweichlerische Christen, die von der in ihren Ländern tonangebenden Kirche verfolgt wurden - fanden in den osmanischen Ländern Zuflucht."
    Mir ist weniger bekannt, dass Muslime in beachtlicher Zahl zu christlichen Reichen geflohen wären, wiewohl es auch bei innermuslimischen Spannungen Flüchtlingsbewegungen gab, aber kaum einmal in christliche Reiche hinein (bis auf sehr wenige Ausnahmen, wie z.B. Kronprinzen bzw. Thronprätendenten.)

    Dienstag, 21. Juni 2011

    Islam und Wissenschaft. Ein Gegensatz? Gründe für den Niedergang der Blütezeit des Islams

    Das Auge nach Hunayn ibn Ishaq, ca. 1200

    Heute möchte ich den Blick auf eine kürzlich abgehaltene Konferenz der Universität Cambridge richten:


    Does Islam Stand Against Science? - Steht der Islam gegen die Wissenschaft?

    Dazu gibt es in "The Chronicle" eine hervorragende Zusammenfassung, dich ich hier auszugsweise zum Anlass nehme, einige Fragen zu erörtern.
    • Sind Islam und Wissenschaft per se ein Widerspruch? Wie sieht es heute aus?
    • Was sind die Gründe dafür, dass die mittelalterliche wissenschaftliche Blütezeit des Islams niederging?
    • Was waren die Gründe für deren Aufstieg?
    Bevor ich zu dem Bericht des "Chronicles" komme, vorab erst einmal eine deutschsprachige Analyse:

    Ich hatte schon in diesem Posting Islam Teil Europas? auf einen kostenlosen Austellungskatalog (PDFs) aufmerksam gemacht:


    Wissenschaft und Technik im Islam

    Band I.
    Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
    an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main


    Veröffentlichungen des
    Institutes für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
    Herausgegeben von Fuat Sezgin, 2003



    weitere Bände siehe hier.

    Das Frankfurter Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften erreicht man hier.


    Fuat Sezgin stellt in seinem Kapitel "Beginn des Stillstandes und Begründung für das Ende der Kreativität" einige Thesen für sowohl den Aufstieg der Wissenschaften in der islamischen Welt, als auch deren Abstieg vor. Dazu muss man sagen, dass diese nicht alle unumstritten sind, bzw. weitere Thesen im Umlauf sind, also bitte nicht ohne weitere Recherchen von Gegenstimmen diese als gegeben oder als alleinige Mehrheitsmeinung annehmen.

    Montag, 20. Juni 2011

    Islam Teil Europas?

    Seit der Rede von Präsident Wulff letztes Jahr mit dem Satz "der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland" (siehe dazu auch meinen Blogbeitrag) wird in den Medien darüber gestritten, wie man den Einfluss des islamischen Kulturkreises auf Europa und damit auch auf Deutschland bewerten soll.

    Nun gab es kürzlich wieder zwei Artikel von Wissenschaftlern plus einem Kenner des Nahen Ostens in den Medien, die sich dem Thema widmeten. Dabei ist es bezeichnend, dass in den sie begleitenden Stimmen nicht wenige gibt, die diese Artikel gar nicht richtig gelesen haben, sonst würden sie erkennen können, dass in den Artikeln durchaus (in unterschiedlichem Grade) differenziert die historischen Ausführungen gemacht wurden.

    Ich gebe hier einige Passagen als Appetithappen wider, alle drei Artikel geben einen mehr oder minder kleinen historischen Überblick über die wechselseitigen Beziehungen von Islam und Europa. Wer näheres über dieses Thema wissen möchte, der schaue oben in den Reiter mit den Buchtipps, z.B. ist das Werk von Franco Cardini gut zu lesen und enthält meist neuere Forschungsergebnisse. 
    Anmerkungen von mir wie üblich in eckigen Klammern.

    Moschee-Kirche von Cordoba (Spanien),
    eine der größten Sakralbauten der Erde

    Sonntag, 19. Juni 2011

    Brücken in Bosnien-Herzegowina

    osmanische Drinabrücke des Sokollu Mehmed Pascha,
    1571-1578, Višegrad, Bosnien-Herzegowina

    Normalerweise lese ich ja nie die Zeitung "Neues Deutschland", aber heute stolperte ich über einen Artikel im Reise-Ressort:


    Drei Brücken über 500 Jahre

    Bosnien-Herzegowina: Zerklüftet von fantastischen Gebirgen, zerrissen von fataler Geschichte

    Alles im Leben, man denke etwa an das Wort oder an das Lächeln, ist wie eine Brücke. So schrieb es einst der Jugoslawe Ivo Andric. Dieser friedlichen Metapher war er in seinem 1961 nobelpreisgekrönten Roman »Die Brücke über die Drina« nachgegangen. Aber auch deren schicksalhaften zerstörerischen Umkehrung.

    An der Drina, einem dieser großartigen Flüsse des Landes Bosnien-Herzegowina, verlief fast 500 Jahre lang, bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und dem der Habsburger. Somit zwischen Islam und Christentum, zwischen Asien und Europa. Besagte Brücke steht in Višegrad, heute aus Belgrad kommend etwa fünf Kilometer nach der serbisch-bosnischen Grenze. In dem Roman von Andric widerspiegelt sie politische wie kulturelle Zäsur in all ihren Facetten. Und Zäsur versinnbildlicht sie bis heute. ...
    Ich weiß ja nicht, ob der Autor auch mal in ein Geschichtsbuch geschaut hat, aber 500 Jahre lang war diese Brücke nicht die "Grenze". Das ist einfach peinlich, wenn ein Autor sich bei solch einer leicht zu ermittelnden Jahreszahl schon so verschätzt, denn dann weiß man als Leser nicht, wie es ansonsten mit den Recherchefähigkeiten des Autors oder Journalisten so auf sich hat.

    Zur Erinnerung einige Daten (die ich selber lt. Standardwerken recherchierte, wenn nicht ein Wikipedia-Editor inzwischen alles "verschlimmbessert" haben sollte.)


    Osmanische Herrschaft in Europa (grob nördlich des Fusses Drina):
    (es werden die heutigen Staaten genannt, in denen sich osmanisches Territorium befand. Natürlich war nicht ganz Russland, usw. osmanisch.)

    um mal die größten Gebiete in den heutigen Staatsgrenzen zu erwähnen. Weitere Gebiete siehe hier.

    Samstag, 18. Juni 2011

    Islam eine Missionsreligion? 1. Teil

    Erzbischof Absalon von Lund stürzt den slawischen Gott Svantovit
    nach dem Sieg über die Wenden 1169. Gemälde aus dem 19. Jh.



    Ich war mal am diskutieren, ob der Islam eine sogenannte "Missionsreligion" sei. Neben dieser Frage werden viele weitere Themen in diesem Blogpost und in dieser Serie tangiert, wie zum Beispiel das Thema Dschihad, das sogenannte "Haus des Krieges", Zusammenleben von Christen und Muslimen, Konversion von Christen, und so weiter. (Wie so oft in diesem Blog...)
    Nun habe ich mal kurz geschaut, ob dieser Begriff überhaupt verbreitet ist, und nach google und googlebooks ist dieser konkrete Begriff eigentlich nicht sehr verbreitet.
    Ich habe auch nicht sehr intensiv in Enzyklopädien, Standardwerken, googlebooks, und dergleichen nachgeschaut, als ich am diskutieren war - wie ich es ansonsten oft tue, um einer Internet-Diskussion eine nötige Tiefe und Grundierung zu verleihen. Denn dann hätte ich gesehen, dass es durchaus unterschiedliche Stimmen zu dieser Frage gibt. Ich habe nur mal kurz in einigen Werken nachgeschlagen - siehe unten.

    Meine Ausführungen gehen von einem Missionsbegriff aus, der eben nicht nur eine einfache "Einladung" zum Christentum darstellt, und wenn nicht, dann eben nicht. So wie es eher beim Islam der Fall ist, und mit dem Fachbegriff Da'wa bezeichnet wird (siehe unten). Ich bin kein christlicher "Missionsexperte", bin also nicht so bewandert mit der Vielzahl von Missionskonzepten in der Geschichte des Christentums. Ich gehe eher vom historischen Ergebnis unter anderem aus diesen Missionstätigkeiten aus. Überall auf der Welt wurde ja spätestens im Zuge des Kolonialismus mitunter auch gewaltsam Zugang für Missionare geschaffen. Und wenn nicht direkt gewaltsam, so unter Androhung von Sanktionen, um die Lehre Christi verbreiten zu können - wie beispielsweise in China Mitte des 19. Jahrhunderts der Eröffnung von zahlreichen Missionsstationen zustimmen musste. Und je nach konkreter Missionstätigkeit, wurde in aktiver und auch repressiver Weise das Christentum gelehrt, also so lange "insistiert", bis indigene Völker das Christentum annahmen. Daneben gab es historisch die noch restriktivere Form der Zwangstaufen und der Zwangschristianisierungen. Als eine Form der Missionierung - mir ist natürlich bewusst, dass es noch zahllose andere Formen gibt, die z.B. eher über die sanfte geduldigere Schiene der Hilfsbereitschaft, der Unterstützung Einheimischer durch Errichtung von Krankenhäusern und dergleichen die Konversionen erzielen. Das nur vorab zum besseren Verständnis der Diskussion.

    Hier also nun meine Ausführungen:

    Ist der Islam eine "Missionsreligion?

    Ist das wirklich so? Ist der Islam summa sumarum eine "Missionsreligion" wie das Christentum (gewesen)?
    Welche aktiven "Missionare" gibt es denn im Islam? Die auszogen, vor allem um andere Menschen zu missionieren? Mir fallen spontan eher die Derwische ein, die zu einem meist sufistischem Verständnis des Islams eher einluden (denn missionierten).
    Mir fallen da auch nur wenige Strömungen innerhalb des Islams ein, die eine dem (modernen) Christentum vergleichbare Missionarstätigkeit betreiben, und die deshalb auch immer so betont werden, weil die Mehrheit des Islams eben eher kein aktives Missionarstum kennt.
    1. Einmal die Ahmadiyya (aus Pakistan, im 19. Jh. entstanden), und 2. neuerdings noch eine Art Ausweitung des Einflusses z.B. des saudischen streng orthodoxen Wahhabismus dank Petrodollars, aber eher weniger bei fremden Religionen, sondern viel stärker bei sonstigen Muslimen. Zudem einige Salafisten.
    Dann gibt es noch einige singuläre Phasen in der islam. Geschichte, wo tatsächlich wie beim Christentum aktiv und bisweilen aggressiv "missioniert" wurde, aber eben nur kurze zeitlich und örtlich begrenzte Ausnahmen von der Regel, so wie ich es bisher in der Lektüre gelesen habe.

    Also insgesamt könnte eine verstärkte Missionarstätigkeit des Islams gesehen werden als Reaktion auf die aggressiv vordringenden Missionstätigkeiten Europas und des Westens insgesamt seit dem Kolonialismus in aller (auch der islamischen) Welt.


    Ich habe mal im Buch Peter Heine: Islam zur Einführung, mittels Suchfunktion nach "Mission" und deren Varianten gesucht: Nichts besonderes steht dazu, ausser einmal die Bahai-Sekte, die wohl missioniert, und die schiitischen Ismailiten, die mal missionier(t)en (nicht zuletzt eher bei den Sunniten, als unter fremden Religionen). In einem Buch über das Christentum wäre es undenkbar, dass es nicht einige Absätze über die Mission geben würde, nicht wahr? Dies zeigt den Stellenwert der Mission im Islam, denke ich, wenn in diesem einführendem Standardwerk über den Islam die Mission so gut wie nicht behandelt wird.

    Bei Heinz Halm: Der Islam steht immerhin eine Klarstellung:

    Die Zerstörung von Mekka - Wahhabiten 2. Teil

    Der erste saudische Staat, 1744 - 1816

     Nachdem ich hier:

    Die Zerstörung von Mekka - Wahhabiten 1. Teil

    auf einen interessanten Dokumentarfilm sowie einige zusätzliche Erläuterungen hingewiesen habe, folgen nun nur noch einige Hintergrundinformationen aus einer Enzyklopädie, die das ganze unterfüttern sollen. Denn es zeigt sich, dass der in Saudi-Arabien gelebte ultraorthodoxe wahhabitische Islam auch nicht vom Himmel fiel, sondern sich erst in relativ junger Zeit entwickelte.
    Und ohne dem Ölreichtum hätte diese Bewegung der Wahhabiten heute ein nicht beachtetes Schattendasein gefristet, wie heutzutage im Westen kaum bekannte andere islamische Richtungen (wie z.B. die Charidschiten).


    aus:
    Richard C. Martin (Hrsg.): Encyclopedia of Islam and the Muslim world. 2004.

    S. 727 ff.:

    Freitag, 17. Juni 2011

    World Islamic Economic Forum in Kasachstan: Kein Platz für Extremismus

    Konzerthalle in Astana, Kasachstan
    Vor einer Woche fand in der Hauptstadt von Kasachstan, im zentralasiatischen Astana das 7. World Islamic Economic Forum statt. Diese Konferenz entwickelte sich aus dem OIC Business Forum, einer Plattform für wirtschaftspolitische Gespräche der Mitglieder der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC). In dieser OIC befinden sich 57 Staaten die eine ganz oder teilweise muslimische Bevölkerung besitzen und nimmt für sich in Anspruch die islamische Welt zu repräsentieren. Auf diesem islamischen Weltwirtschaftsforum sollen die Wirtschaftsbeziehungen in der islamischen Welt, aber auch mit der nichtislamischen Welt erörtert, intensiviert und verbessert werden, daher zählen zu den Gästen und Rednern auch westliche Wirtschaftsvertreter, Medienvertreter und Politiker wie zum Beispiel der frühere niederländische Ministerpräsident Wim Kok. Man könnte diese Konferenz als Nachahmer des Weltwirtschaftsforum betrachten, welches alljährlich im schweizerischen Davos stattfindet.

    Nun fand diese Konferenz kaum Niederschlag in hiesigen Medien, vielleicht sind deren Beratungen auch nicht sehr "weltbewegend" für uns, aber einige Bemerkungen der Teilnehmer fand ich doch  interessant. Vor allem deshalb, weil man hier mal Stimmen aus den Regionen der islamischen Welt vernehmen kann, die meistens im Windschatten der Berichterstattung über Krieg, Bürgerkrieg, Terror, radikal-islamische Exzesse, und so weiter, vorwiegend aus dem arabischen Nahen Osten liegen. Dieser arabische Nahe Osten, der meist 90% der Schlagzeilen über den islamischen Kulturraum bei uns ausmacht ist aber nur ein kleinerer Teil der islamischen Welt - gemessen an den Einwohnerzahlen:
    Indonesien: 200 Mio.
    Indien: 159 Mio.
    Pakistan: 159 Mio.
    Bangladesch: 144 Mio.
    Türkei: 73 Mio.
    Iran: 71 Mio.
    dann erst folgt Ägypten als erstes arabischsprachiges Land.

    (laut Fischer Weltalmanach 2011)

    Ich zitiere mal einige Stimmen aus der euronews-Seite, wo man sich auch den Videobericht anschauen kann:

    In eigener Sache

    Istanbul heute
    Ich bin ein Perfektionist. Das ist Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil ich öfters solange Themen bearbeiten und verbessern möchte, bis sie schon nicht mehr aktuell sind, andere Blogs genau dasselbe geschrieben haben was ich auch denke, und ich meine knappe Zeit irgendwann auf neue Themen richte, ohne die bisherigen zum Abschluss bringen zu können, da ich nie ganz zufrieden bin. Segen, weil ich nicht selten Themen tiefer durchdringe, da ich es ganz genau wissen möchte, Zahlen, Fakten in der Presse nachrecherchiere und diese zusätzlichen Informationen verbreite. Nun ist es so, dass ich schon einmal fragte, welche Art Blog hier gewünscht ist, und das Feedback so ausfiel, dass lieber intensiv beleuchtete wenige Themen gewünscht werden, als eine Aneinanderreihung von Pressemeldungen mit vielleicht höchstens einen kurzen Kommentar meinerseits. Zumal es letztere Blogform, die man auch als Mediawatchblog bezeichnen kann, schon mehrfach in hervorragender Weise gibt - siehe Blogroll rechts. Mir wurde gesagt, dass diese Blogs sowieso schon jeden Tag konsumiert werden, daher alle Pressemeldungen über unser Interessensgebiet schon bekannt seien. Außerdem: Jeder kennt Googlenews, jeder schaut sicherlich einmal am Tag hinein um mittels Suchbegriffen die relevanten Artikel zu finden, insofern sind Blogs, die diese interessanten Artikel den Lesern empfehlen möchten nicht mehr so ganz wichtig wie noch vor Jahren. Außerdem habe ich festgestellt, dass dieselbe Funktion dieser (Mediawatch-)Blogs inzwischen auch bei Facebook Einzug gehalten hat. Also das dort mittels der "Teilen-Funktion" jeden Tag unzählige Pressemeldungen verbreitet und auch kommentiert werden. Es kommt demnach kaum einmal oder sogar nie vor, dass nun ausgerechnet ich mit meiner wenigen Zeit ein Zeitungs-Fundstück im Netz finden sollte, welches weder in Facebook noch in den anderen Blogs die Runde macht. Daneben gibt es natürlich auch weiterhin die "klassischen" Foren, wo Zeitungsartikel gepostet und diskutiert werden. Seit einiger Zeit sehe ich auch einige Online-Magazine und Blogs, die posten nicht nur jeden Tag ein oder zwei Artikel zu ihren Themen, die erstellen jeden Tag quasi eine komplette Presseschau mit relevanten Artikeln. Eigentlich könnten sie auch fast einen Screenshot von Googlenews mit den entsprechenden Stichworten machen... ;-)
    Sowieso ist es eigentlich schade, dass quasi auf mindestens drei Internetplätzen über ein und denselben Artikel diskutiert wird, auf Facebook, auf diversen Blogs, und in Foren. Natürlich auch unter dem Artikel auf der Zeitungsseite selber, jedoch finden dort meist kaum niveauvolle Diskussionen statt da Rechtsradikale, Rechtspopulisten, aber auch Nationalisten anderer Herkünfte, Weltverschwörer, Linksradikale, etc. zu oft in Polemik und Unsachlichkeit abdriften. Nun stellt sich also die Frage, sollte man lieber nur auf Facebook einen Artikel "teilen", zumal dieses durch einen Knopfdruck meistens schön einfach erledigt ist, oder noch dazu auf einem Blog auf diesen Artikel aufmerksam machen, wenn man z.B. ein Mediawatchblog betreibt? Was soll so ein Blog überhaupt noch?
    Tja, ich weiß es auch nicht so genau. :-)
    Ihr könnt ja schreiben, was ihr so darüber denkt. Nicht wenige Blogs sind ja auch letztlich nur mit den Artikeln gefüllt, die die Blogbetreiber selber in den Medien platzieren. Oder mit Links zu Fernseh-Interviews und dergleichen. Oder mit Terminen ihrer nächsten Vorträge, etc. Also weniger mit genuin nur für den Blog erstellten Content.
    Ich habe ja auch eine ähnliche Vorgehensweise, indem ich woanders von mir in Foren schon erstellten Content, der meistens auch über die Aktualität hinaus von Interesse sein kann, hier nochmals gesondert präsentiere und damit auch vor der Versenkung bewahre oder vor Löschaktionen... Das Problem dabei ist nur diesen Content aus den Tiefen der Foren auch wiederzufinden...

    Die Zerstörung von Mekka - Wahhabiten 1. Teil

    So schön dieses Bild der al-Haram-Moschee in Mekka (Saudi-Arabien) auch ausschaut - der Schein trügt. Was Mao Zedong für die Kulturbauten Chinas war, war ein wenig das saudisch-wahhabitische Königshaus für das architektonische Erbe des heutigen Saudi-Arabiens.

    Ich möchte hier kurz eine Dokumentation vorstellen, die viele Einblicke in das heutige Saudi-Arabien erlaubt, trotz ständig präsenter Religionspolizei und mehrfacher Kontrolle des Filmteams durch Geheim- und Militärpolizei. Diese Doku beleuchtet das Vorgehen der Saudis mit ihrem historischen Erbe. Das fehlende Geschichtsbewusstsein, den Fanatismus, die Fahrlässigkeit.

    Folgendermaßen beschreibt der Bayrische Rundfunk die Doku:

    Mekka retten 
    Ein Mann kämpft gegen die Zerstörung seiner Heimat

    Reportage von Asiem El Difraoui

    Über eine Milliarde Muslime beten täglich in Richtung Mekka. Die Stadt, wo sich die 'Kaaba' befindet, ist der heiligste Ort des Islam. Kaum ein ausländisches Fernsehteam darf hier filmen. Das Herz der islamischen Welt ist seit 80 Jahren fest in den Händen der Wahabiten, einer der radikalsten islamischen Gruppen.

    Mekka bedeutet aber auch gutes Geschäft: Luxushotels im Besitz saudischer Prinzen umringen die Kaaba. Historische Stadtviertel und über tausend Jahre alte Denkmäler islamischer Geschichte werden dafür hemmungslos zerstört. Die saudischen Herrscher wollen vergessen machen, dass Mekka einst Symbol eines weltoffenen und toleranten Islam war. Heute ist der Ort eine wuchernde Millionstadt mitten in der Wüste.

    Wir begleiten in unserer KOMPASS-Reportage einen der wenigen mutigen Saudis, die versuchen, den heiligsten Ort des Islam vor der Zerstörung zu retten. Sami Angawi ist ein Nachfahre des Propheten Mohammed. Bei seinem verzweifelten Kampf nimmt er große Risiken auf sich. Denn in Saudi Arabien, dem wichtigsten Verbündeten der USA im arabischen Raum, werden kritische Bürger verfolgt.

    Mekka retten: ein seltener Blick auf den heiligsten Ort des Islam und eines der restriktivsten Gesellschaftssysteme der Welt.

    Quelle


    Nun, wie schaut die historische Einordnung aus, was schreiben die Historiker? Was hat diese saudische Sekte alles zerstört? Einige Zitate dazu:

    Donnerstag, 16. Juni 2011

    Einsteiger Buchtipps Türkei für Auswanderer, Geschäftsleute, Rentner



    Ich habe zwar schon im obigen Reiter angefangen die Basisliteratur aufzuzählen, aus denen ich die Kenntnisse für dieses Blog hernehme, und dort sind und werden auch einführende Bücher empfohlen, gleichsam für Leser die über keinerlei Kenntnisse verfügen. Doch während obige Buchtipps sämtlich wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, selbst wenn sie in einfachen Worten verfasst und knapp gehalten sind, möchte ich hier eine spezielle Leserschaft ansprechen, denen auch Bücher empfohlen werden können die gegebenenfalls eher subjektiv und weniger empirisch fundiert geschrieben wurden.

    Ich wurde vor einiger Zeit mal gefragt, ob ich denn Bücher für eine deutsche Auswanderin in die Türkei empfehlen könne. Sie wisse zwar durch das Internet schon eine Menge über die Türkei und die Türken, jedoch ist bei im Netz gefundenen Informationen nicht immer klar, ob diese Informationen vielleicht nur einen kleinen Teil der türkischen Wirklichkeit darstellen. Bei Büchern ist dieses mitunter auch nicht besser, jedoch durchlaufen Bücher meist einen längeren Prozess des Entstehens, so dass vielleicht ein gewisses Niveau erreicht werden kann, welches bei im Internet schnell hingeklatschten Behauptungen seltener der Fall sein kann.

    Kleiner Exkurs: Sind die Deutschtürken repräsentativ für die Türken der Türkei?

    Es zeigt sich mitunter (!) doch ein Unterschied bei den nach Deutschland eingewanderten Türken und deren Nachkommen, und den Türken in der Türkei, wobei erstere das hiesige Bild der Türken dominieren, statt die Türken in der Türkei selber, die wesentlich weniger in den Medien den Deutschen präsent sind oder im Internet uns ihre Sicht der Dinge direkt darlegen. Bei den "Diaspora-Türken" in Deutschland zeigt sich denn auch ein zwiespältiges Bild:

    1. Einerseits eine große Gruppe, deren Verhaltensweisen denen ihrer Umgebung weitgehend angepasst sind, spießig, kleinbürgerlich, konservativ, alternativ, progressiv, liberal, temperamentvoll oder nordisch kühler, und so weiter. Will sagen: Der Unterschied ihres Verhaltens zu anderen Deutschen oder "Deutsch-Türken" in anderen benachbarten Bundesländern ist unter Umständen größer, als der Unterschied der Türkischstämmigen zu ihren direkten autochthon deutschen Nachbarn.