Ich habe vor einiger Zeit einmal einige Tipps beziehungsweise einige Sehenswürdigkeiten für Bekannte herausgesucht, die noch nie in dieser vielleicht nach Rom kultur- und geschichtsträchtigsten Stadt Europas waren. Was muss man gesehen haben? Was sind also die "must-see"? Welches sind die Top-Sehenswürdigkeiten und wieviel Zeit sollte man für deren Besichtigung einplanen? Natürlich hat jeder andere Interessen, natürlich ergibt sich daraus auch immer eine unterschiedliche Intensität, wie lange man etwas anschauen möchte. Ich bin da wohl ein "Extrem-Sightseeing-Gucker", aber auch ich durchlief dabei eine Entwicklung. In meinen minderjährigen Teenagertagen, wo ich erstaunlicherweise schon alleine (mit Freunden) reisen durfte, reiste ich eher planlos, lies mich eher treiben, hatte vielleicht einen dünnen Reiseführer dabei. Später dann, wenn ich zu einer Sehenswürdigkeit kam, und in diesen dünnen Reiseführer schaute, dann las ich innerhalb einer Minute in den wenigen Sätzen des Reiseführers das Wichtigste zu dieser Sehenswürdigkeit, aber eine Frage drängte sich immer stärker dabei in den Vordergrund:
Wieso war nun eigentlich diese Kirche, oder diese Moschee, oder diese Ruinenstätte, usw. "sehenswerter", als jene dort drüben? Wieso hatte es diese Sehenswürdigkeit in die Top 10 der Stadt oder des Landes geschafft, oder bekam einen, zwei oder drei Sterne vom Reiseführer?
Was machte die Architektur des Gebäudes so besonders, oder wieso war es geschichtlich bedeutend, oder was war nun so originell an diesem und jenem Bauwerk? Für mich sahen nach einigen Besichtigungstrips doch irgendwie viele Moscheen, viele Kirchen, viele archäologischen Museen, viele griechisch-römischen Ruinenstädte einander recht ähnlich, ja flapsig hätte man damals auch sagen können: Sehen doch alle gleich aus...
Ihr kennt sicherlich diesen Satz von euch selber oder aus eurem Freundeskreis.
Jedenfalls begann dann meine Suche nach obigen Antworten, und so kaufte ich mir immer mehr und immer dickere Reiseführer, und erhielt langsam diese Antworten. Später genügten aber nicht mehr diese Reiseführer, denn wenn ich eine ganze damalige antike Weltstadt wie Ephesos, oder ein UNESCO-Weltkulturerbe wie die Würzburger Residenz mit einem allgemeinen Reiseführer anschaute, dann las ich vielleicht gerade einige wenige Seiten über diese Sehenswürdigkeiten, erfuhr also das Nötigste, war aber mit dem Lesen innerhalb von höchsten 10 Minuten netto zu Ende (also rumgehen, schauen, lesen, rumgehen, schauen, lesen...). Den Rest der Stunde, oder Stunden, in denen ich die Sehenswürdigkeiten besichtigte, bildeten sich wieder Fragezeichen auf meiner Stirn. Aha, das sind also die berühmten antiken Villen in den Hanghäusern in Ephesos, und schöne römische Fresken und Mosaiken, aber was ist denn darauf dargestellt? Und was ist daran so besonders? Und in der Würzburger Residenz: Was ist das nun schon wieder ein Saal? OK, den Namen des Saales kenne ich, aber was wurde hier gefeiert? Wie kam er zu seinem Namen? Vielleicht kennt ihr auch diese Fragen, vielleicht erfreut ihr euch aber auch nur an den Farben, Formen, Darstellungen, Raumwirkungen, Architekturen, usw. ohne das sich bei euch weitere Fragen im Kopfe zusammenbrauen, oder ihr an den Antworten interessiert seid.
Bei mir war es jedenfalls so, dass ich nun begann, speziellere Reiseführer zu kaufen, bzw. aus den Bibliotheken auszuleihen, also zum Beispiel Architekturführer, spezielle archäologische Reiseführer oder sonstige archäologische Bücher, Kunstreiseführer, spezielle Reiseführer nur für Kultur. Später weitete sich übrigens mein intensives Interesse vom "klassischem" Sightseeing von Bauwerken, etc. hin zu Sightseeing von Naturbesonderheiten. UNESCO-Weltnaturerbe, etc. aus, also nicht nur durch schöne Landschaften fahren oder wandern, sondern auch wissen, was an denen so besonders hinsichtlich der Flora und Fauna ist. Wieso diese Reptilienart so interessant sein soll, was an diesem Wald so speziell ist, was diesen Sumpf oder dieses Flussdelta so einmalig macht, usw.
Natürlich konnte ich neben meiner Fotoausrüstung von mehreren Kilo nicht noch zusätzlich mehrere Kilo hochglänzende Kunstreisebücher durch Florenz, Sevilla, Kathmandu oder Trabzon schleppen, so dass ich davon Kopien der entsprechenden Seiten erstellte, und dann immer nur diese mitnahm. So setzte ich mich also in den Petersdom in Rom, und machte mit der Raffinesse der Architektur vertraut, ließ meinen Blick wandern, und las dann nach, wieso diese Architektur diese und jene Wirkung auf den Betrachter hatte, welche optischen und architektonischen Kniffe angewendet wurden, um eine gewisse Wirkung zu erzielen oder wie das Gewicht getragen wurde, wie diese Statik verborgen wurde, was dieses Gemälde zu bedeuten hatte, wieso es gerade dort hängt, und so weiter. Dasselbe auch mit den Moscheen in der Türkei. So konnte ich vielleicht 50 oder auch doppelt so viele Moscheen alleine in Istanbul besichtigen, und mir wurde nie langweilig, eben weil dann für mich eine Moschee nicht mehr wie die andere Moschee aussah - wie es früher der Fall war und ich mich schon nach der dritten Moschee begann zu langweilen. Ich also Entwicklungen in der Architekturgeschichte der Moscheen nachvollziehen konnte, und viele Moscheen irgendwelche Besonderheiten aufzuweisen hatten, die auch einen Umweg zu ihnen rechtfertigte. Und das waren nicht einmal irgendwelche unbedeutenden "Popel"-Moscheen, die ich besichtigte.
Noch eine Nebenbemerkung: Nun kommt ja demnächst das Computerspiel
Assassins's Creed: Revelations heraus, welches im Istanbul des 16. Jahrhunderts spielen soll. Nachdem ich den vorherigen zweiten Teil dieses guten Spieles mal angespielt hatte, worin man im Rom Machiavellis spielte, bin ich sehr gespannt, denn Rom wurde recht genau (für ein Computerspiel) umgesetzt, mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Wenn man also dieses Spiel gedenkt zu kaufen, und sowieso Istanbul mal besichtigen möchte, lohnt es sich bestimmt, erst das Spiel zu spielen, und dann Istanbul zu bereisen, denn ich könnte mir vorstellen, dass die Orientierung in der flirrenden Megacity dadurch zumindest im Altstadtbereich erleichtert werden könnte.
Tja, wie bin ich nun eigentlich zu diesem Themenausflug gekommen?
Ach ja, weil ich sagte, es hängt immer von einem selber ab, wieviel Zeit man für eine Sehenswürdigkeit veranschlagt. Daher möchte ich mal beschreiben, welche Kriterien ich für dieses "Zeitmanagement" der unten stehenden Besichtigungestouren veranschlagt habe:
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Hagia Sophia, erst Kirche, dann Moschee, heute Museum |
Also, diese Bekannten sind eher älteren Semesters gewesen, insofern ist vom Zeitplan eine gewisse "Gemütlichkeit" eingeplant gewesen, auch wichtig bei der Sommerhitze Istanbuls, damit es nicht stressig wird, genügend Zeit zum Schauen, auch mal nach rechts und links. Zum gemütlichen Kaffee und Kuchen (oder
Baklava) essen zwischendurch, zum gelegentlichen Einkaufen am Wegesrand. Es wurde vorausgesetzt, dass sie sich nicht zuuu lange in einer Sehenswürdigkeit aufhalten, vielleicht so lange, wie es dauert mit einem "klassischem"
Baedeker Reiseführer Istanbul und dem Lesen entsprechender Absätze zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten. Ich bin sowieso eher der Meinung, man sollte nicht versuchen möglichst viele "Zwei-Sterne"-Sehenswürdigkeiten abzuklappern, sondern lieber etwas weniger von denen, dafür aber mehr Zeit zum Besichtigen nehmen.
Achtung! Die praktischen Empfehlungen zu Öffnungszeiten, usw. sind eventuell veraltet, da ca. 15 Jahre alt! Daher unten Links, wo ihr einiges nachprüfen könnt, ob die Öffnungszeiten, etc. noch stimmen. Alles andere ist zeitlos.
- 1. Tag: Zu Fuß:
*** Zuerst am besten bei dem Sultan Ahmet Platz in der Touristen-Info einen aktuellen Stadtplan umsonst holen (wenn man eh schon dort ist) und Broschüren und Metro-Plan, etc. Ausserdem die Fragen stellen, die sich aus diesen Empfehlungen ergeben, also aktuelle Öffnungszeiten, etc. solange man keinen aktuellen Reiseführer besitzt. ***
Vormittags:
* Topkapı Sarayı: Eingang, wenn man vor der Hagia Sophia steht und hinter einem die Sultan Ahmet Moschee ist, rechts neben der Hagia Sophia, hinter dem Brunnenhaus Ahmet III. Am besten nach dem Eintritt in den Saray gleich schnell zum Harem links hinten weitergehen und dort Karten für die deutsche Führung kaufen, da sie schnell vergriffen sind. Denn dann hat man noch genug Zeit erstmal die verschiedenen Innenhöfe anzuschauen, bis die Führung durch den Harem beginnt, also danach wieder zurückgehen und einen Rundgang starten. geöffnet jeden Tag außer Dienstags 9.00-17.00
Nachmittags, Abends:
* Ägyptischer Basar (Mısır Çarşısı), bei der Galata-Brücke. Innen und außen, Gewürze, Tier, Pflanzenmarkt, etc. immer geöffnet, außer Sonntags, schließt ca. um 18.00 Uhr
* Yeni Cami (Moschee) direkt daneben kurz mal reinschauen, denn es zeigt sich, dass man einen schönen "Aha-Effekt" erzielen kann, wenn man erstmal kleiner Kuppelbauwerke anschaut, bevor man in die größten reingeht. Außerdem kann man sich in dieser durchaus nicht kleinen Moschee ohne rieeesigen Touristenandrang (je nach Tageszeit) mit den Grundelementen einer Moschee besser vertraut machen, also Minbar, Mihrab, Sultansloge, usw.
* Vielleicht mal Boza trinken, ein ganz leicht alkoholisiertes sämiges Bier, welches schon die Janitscharen tranken, vielleicht schon die Türken Zentralasiens im 10. Jh., im Vefa Bozacısı, bei der Yeni Cami in der Nähe gab es früher mal einen Laden oder Ausschank, bei dem Sultanslogengebäude, welches die innere Loge mit dem Gebäude verbindet, vielleicht inzwischen geschlossen. Hauptgeschäft von 1876, wo schon Atatürk getrunken hatte, ist im Stadtteil Vefa zwischen der Süleymaniye und der Prinzen (Şehzade) Moschee: Katip Çelebi Cad. No: 104/1 PS: Dieses Getränkt ist eher was für die kühlere Jahreszeit.
* Bei der Galata-Brücke oder in der Brücke vielleicht abends nach Sonnenuntergang an der Brücke essen gehen oder im Restaurant Pandeli, Eingang gleich am Eingang zur Wasserseite des Ägyptischen Basars, Treppe hoch, Fensterplätze mit Aussicht. Traditionsreiches Restaurant seit 1901. Peter Ustinov und andere aßen dort. Montag -Samstag 11.00-16.00, Hauptgerichte 9YTL-18YTL . Reservierung möglich unter: 0212/5273909