Montag, 25. Juli 2011

Feindbild Islam - 3. Teil

Henryk M. Broder, erstaunliche geistige Metamorphose in den
letzten Jahrzehnten, die schon manchmal an Horst Mahler erinnert.


Manchmal kann man am besten oder am einfachsten erkennen, wie pauschalisierend ein Text ist, wenn man zum Beispiel Henryk M. Broders eigene Worte nimmt, und einige Substantive austauscht, und dann schaut wie der Text nun wirkt.

Entnommen aus seinem Blog:

Original Broder:
(Übrigens ausgerechnet in der rechtspopulistischen schweizer Weltwoche, die noch viel rechter als die Bild ist.)

Islamophobie’ dagegen ist kein Vorurteil und kein Ressentiment, es ist die Angst vor dem Islam, die so begründet ist wie die Angst vor Naturkatastrophen, nicht unbedingt durch eigene Erfahrung, aber durch den Augenschein. Es sind die Bilder von 9/11, von Madrid, London, Bali und Djerba. Es sind die Reden von Ajatollah Chomeini und die Auftritte von Machmud Achmadinedschad, die Programme der Hamas, der Hisbollah und der Muslimbruderschaft, die Videos der Selbstmordattentäter, die Steinigung von Frauen und das Aufhängen von Homosexuellen. Es ist die Fatwa gegen Salman Rushdie, und es sind die Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen, es ist die Behauptung, Islam bedeute ‘Frieden’ und Dschihad ‘innere Anstrengung’, während Islamisten und Dschihadisten das Gegenteil bezeugen.
...
‘Islamophobie’ hat also mit Empirie zu tun. Dabei spielt es keine Rolle, dass nur eine Minderheit der Muslime den Islam in Verruf bringt, solange die friedliche Mehrheit nicht imstande ist, die Minderheit zu bändigen, weil sie vor den Folgen einer Auseinandersetzung Angst hat. Auch das ist praktizierte Islamophobie.



Fälschung vom Politblogger:

Antiamerikanismus’ dagegen ist kein Vorurteil und kein Ressentiment, es ist die Angst vor den Vereinigten Staaten, die so begründet ist wie die Angst vor Naturkatastrophen, nicht unbedingt durch eigene Erfahrung, aber durch den Augenschein. Es sind die Bilder aus Hiroshima, Vietnam, Grenada, Nicaragua, Guantanamo und dem Irak. Es sind die Reden von George W. Bush und die Auftritte von Joseph McCarthy, die Programme des Ku Klux Klan, Fox News und der evangelikalen Rechten, die Folterfotos aus Abu Ghraib, die Ermordung der Kennedy-Brüder und Martin Luther King und die Hinrichtung Unschuldiger. Es ist die tumbe Schwarz-Weiß-Rhetorik der Republikaner, und es sind die Proteste gegen Befürworter von Schwangerschaftsabbrüchen, es ist die Behauptung, das I in CIA bedeute ‘Intelligenz’ und USA ‘Land der unbegrenzten Möglichleiten’, während Salvador Allende und Massenarmut das Gegenteil bezeugen.

‘Antiamerikanismus’ hat also mit Empirie zu tun. Dabei spielt es keine Rolle, dass nur eine Minderheit der Amerikaner ihr Land in Verruf bringen, solange die vernünftige Mehrheit nicht imstande ist, die Minderheit zu bändigen, weil sie vor den Folgen einer Auseinandersetzung Angst hat. Auch das ist praktizierter ‘Antiamerikanismus’.

Jeton düstü? Groschen gefallen? ;-)


Diesbezüglich hatte ich vor sehr langer Zeit auch ein AHA-Erlebnis mit einem persifliertem Peter Scholl-Latour Text gehabt, der mir erst die Augen öffnete über die Macht seiner Worte, und was sie in mir auszulösen vermochten, wenn ich nicht über sie reflektierte, wie ich es in meiner Jugend weniger tat.

Dazu hatte auch mal Dr. Sabine Schiffer einen Vortrag gehalten, dass es bei solchen islamophoben selbsternannten "Islamkritikern" kaum gelingen kann, mit Sachargumenten oder Vorlegen von Fakten irgendeine Änderung ihrer Ansichten oder gar ihrer Faktenlage zu erreichen

Dr. Sabine Schiffer - Islam in aller Munde – Entwicklung eines Feindbildes
Der Islam ist in aller Munde - er beschäftigt seit Jahren die Politik und bereitet ihr Kopfzerbrechen, zugleich liefert er den Medien willkommenes Material. Die Berichterstattung in den Medien hat dazu beigetragen, dass Themen wie Gewalt, Terror und Frauenunterdrückung fast ausschließlich als islamische Themen wahrgenommen werden. Folge dieser Art von Berichterstattung ist, dass der Islam als eine Gefahr empfunden wird.
Dr. Sabine Schiffer, Leiterin des Instituts für Medienverantwortung, wird in ihrem Vortrag anhand einschlägiger Medienbeispiele und unter Einbeziehung aktueller Diskussionen darlegen, wie das „Feindbild Islam“ entstehen und sich als solches auch in den Köpfen der Menschen festsetzen konnte. Denn nur wenn wir wissen wie Feindbilder aufgebaut werden, kann es uns gelingen ihrer Entstehung entgegenzuwirken.

Dr. Sabine Schiffer - Islam in aller Munde – Entwicklung eines Feindbildes on Vimeo


Dr. Sabine Schiffer - Islam in aller Munde – Entwicklung eines Feindbildes
from IslamwocheStuttgart on Vimeo.

Hier in Bild und Ton in einem inhaltlich ähnlichen Vortrag an der Technischen Universität Clausthal:

.


Einen anderen Vortrag kann man hier ansehen, wobei die Beschriftung falsch ist, da es nicht der gleiche obige Vortrag in Stuttgart ist:



Weitere Videovorträge lassen sich auf der Seite ihres Instituts für Medienverantwortung anschauen.


Zum Schluss noch zwei Artikel, die den Nagel oft auf den Kopf treffen, noch vor der Sarrazin-Debatte, aber nicht weniger richtig und wieder aktuell:

"Den Islam anzufeinden, ist rundum praktisch"

Mona Sarkis 15.05.2010
Thorsten Gerald Schneiders über Populismen und Deckmäntelchen

Bereits 2004 war sich das Nachrichtenmagazin Focus sicher, dass Muslime, auch wenn sie hier geboren wurden, "unheimliche Gäste" sind (Ausgabe 48). Der Spiegel aalte sich 2007 in Bedrohungsszenarien wie "Mekka Deutschland. Die stille Islamisierung" (Nr. 13) oder "Der Koran. Das mächtigste Buch der Welt" (Nr. 25). Und bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen warb die islamfeindliche Pro-NRW-Bewegung um Stimmen. Höchste Zeit also, um angeblicher Islamkritik fundierte Sachlichkeit entgegenzusetzen. 29 deutsche Autoren und Wissenschaftler tun dies in dem Sammelband "Islamfeindlichkeit". Telepolis sprach mit dem Herausgeber, dem Islam- und Politikwissenschaftler Thorsten Gerald Schneiders.

Herr Schneiders, der Titel Ihres Bandes lautet "Islamfeindlichkeit", nicht etwa "Islamophobie". Weshalb? Der letztere Begriff beschreibt doch gemeinhin Vorurteile und diskriminierende Verhaltensweisen gegenüber Muslimen – und um nichts anderes geht es in dem Sammelband.

Thorsten Gerald Schneiders: Den Begriff "Islamophobie" halte ich für kritisch, weil er unpräzise ist. Zudem dient er beiden Seiten als Kampfbegriff. Eifernde Muslime nutzen ihn als Totschlagargument, um auch berechtigte, fundierte Kritik an ihrer Religion abzulehnen. Und die "sogenannten Islamkritiker" nutzen ihn, um alle Kritik an ihrer unsachlichen Kritik abzuschmettern und diese so durchzuboxen. Gegen dieses gegenseitige Aufeinandereindreschen wollten wir von Anfang an ein Zeichen setzen.

Zudem geht es bei dem Begriff "Phobie" um Ängste. Diese sind aber nicht immer vorhanden. Die Mitglieder der rechtspopulistischen Bürgerinitiative Pro-NRW, die unter anderem ein europaweites Minarettverbot anstrebt, wissen beispielsweise durchaus über die muslimische Religion und deren Institutionen Bescheid. Akademisch gesehen ist es ein Halbwissen, dennoch wissen sie mehr als der Normalbürger. Sie agieren also weder aus Angst noch aus Unwissenheit heraus, sondern greifen gezielt Aspekte auf, die ihnen zupass kommen, und betreiben damit eine ideologisch besetzte Propaganda.

- Kelek, Schwarzer oder Broder: unlogisch, undifferenziert und fahrlässig -
..."
bitte hier weiterlesen:
TP: "Den Islam anzufeinden, ist rundum praktisch"



Islamfeindlichkeit
Was die denken, die nicht denken


Islamfeindliche Gruppen bedienen rechtspopulistische Tendenzen und sind ideologisch bei Neonazis. Auch mit bei der Hetze gegen Migranten dabei: christliche Fundamentalisten.

Wir sind verloren. Das Abendland wird untergehen, es droht eine schleichende Islamisierung, Europa wird bald unter der Scharia leben müssen, Glaubenskriege auf deutschem Boden sind nur noch eine Frage der Zeit - so und noch viel derber lauten die Parolen der Islamgegner. Und ihre Angstthesen haben Konjunktur.

Eine feindliche Einstellung gegen Muslime, teilweise bis zur Hetze, ist längst auch in Deutschland salonfähig geworden. Und gegenüber dem üblichen Rassismus hat die Islamophobie einen Vorteil: Sie lässt sich als Engagement für Demokratie und Emanzipation tarnen.

"Die islamfeindlichen Bewegungen sind zwar zahlenmäßig kleine Gruppen, aber machen einen ungeheuren Druck durch Leserbriefe, Telefonanrufe und bei öffentlichen Veranstaltungen", beschreibt Mathias Rohe, Juraprofessor und Islamexperte vom Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa die Stimmung. "Es entsteht eine Atmosphäre der Unsicherheit. Die Gruppen richten viel Schaden an," sagt Rohe.

Die Splitterpartei Christliche Mitte verbirgt ihre Anti-Islam-Propaganda hinter einem spießbürgerlichen Gewand. In ihrem Grundsatzprogramm ist als erstes Gebot zu lesen: "Nein zur Islamisierung Deutschlands und Ja zu einem christlichen Deutschland". Konfessioneller Religionsunterricht wird befürwortet und Islamunterricht in öffentlichen Schulen abgelehnt, da dieser "wesentlich Koran-Unterricht und damit antidemokratisch und antichristlich ist". Außerdem sollen "kriminelle Muslime ausgewiesen, Muslime, die freiwillig in ihre Heimat zurückkehren wollen, unterstützt werden".

Kritische Islamwissenschaftler wie Ursula Spuler-Stegemann sind entsetzt, wie aufgeheizt die Debatte über Muslime in Deutschland mittlerweile ist. Spuler-Stegemann ist bekannt für ihre harte Kritik an den islamischen Verbänden, doch sie warnt vor den populistischen Umgang von Ängsten. "Kritisch sein ist in Ordnung, aber dieses Hochschaukeln der Situation, das kann es nicht sein." ...
bitte hier weiterlesen:
Islamfeindlichkeit: Was die denken, die nicht denken - taz.de


(Bildquelle: Wikimedia Commons, Sven Teschke, Büdingen)

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