"Gehorche Jesus oder stirb!" Fundamentalistischer Missionar auf einem Campus in den USA |
In den letzten Tagen hingegen finden wir immer wieder Berichte über islamistische Salafiten wie den ominösen Pierre Vogel, der eher eine Karikatur seiner selbst ist. Nicht nur wird damit er und seine Sekte oder islamistische Bewegung damit über Gebühr aufgewertet, nein, die Medien tragen auch Mitverantwortung dafür, dass diese Bewegung weiter Zulauf gewinnt. Dabei gibt es in Deutschland nur geschätzte 3000 - 5000 Salafiten, wie einige Experten hier und hier schätzen. Ein Bruchteil der geschätzten 1,3 Millionen Evangelikalen. Und lass es auch inzwischen 10.000 Salafiten in Deutschland geben, verglichen mit den Evangelikalen sind sie eigentlich nur eine absolute Randerscheinung - nur nicht in den Medien. Und von diesen Salafiten sind die meisten auch in der Praxis verfassungstreu, wenngleich sie am liebsten in einem "Gottesstaat" leben würden, wie viele der Evangelikalen in ähnlicher Weise ebenfalls. Nun mag man einwenden, dass von diesen zehntausend Salafiten durchaus wenige Hundert gewaltbereite Dschihadisten sein könnten. Richtig. Aber selbst wenn diese erfolgreiche Anschläge verüben würden, könnten sie Deutschland niemals verändern (abgesehen von einer dann einsetzenden Welle der Intoleranz Minderheiten gegenüber und starken Abbau von Persönlichkeitsrechten seitens der Politik nach Vorbild der Heimatschutzbehörde der USA). Ganz anders die Evangelikalen. Nicht nur haben sie ein starkes Wachstum an neuen Anhängern, nicht nur indoktrinieren sie gezielt die Jugend Deutschlands, sie betreiben nicht selten aggressives Missionarswesen, nein, einige Gruppen der Evangelikalen planen nichts geringeres als eine "Revolution" in Deutschland, wie der Protagonist der ersten Doku es unten beschreibt. Sie haben die Möglichkeit weit stärker zu wachsen, als es die Salafiten jemals könnten, sie haben die Möglichkeit unbemerkt Politik, Medien, Gesellschaft zu "unterwandern", wie es die Salafiten niemals könnten, sie haben die Möglichkeit ein anderes Deutschland zu schaffen, wo der liberalen Gesellschaft große Einschränkungen drohen würden.
Dabei möchte ich nochmals betonen: Die allermeisten Salafiten sind friedliche Menschen, die einfach nur nach ihrer rigiden Auslegung des Islams leben möchten, manche von denen betreiben aktives Missionieren, einige befürworten auch Gewalt zum Erreichen ihrer ideologischen Ziele, würden aber selber nie aktiv werden, und eine kleine Minderheit der Salafiten ist durchaus bereit selber zur Waffe zu greifen, vorwiegend im Ausland, z.B. Irak, Afghanistan, usw. und davon wiederum sind einige wenige bereit auch hierzulande Gewalt anzuwenden. Letzteres muss selbstverständlich auch erkannt, beobachtet und gegebenenfalls bekämpft werden.
Und bei den Evangelikalen sind die allermeisten ebenso friedliebende Menschen die Gewalt ablehnen, die auch in der Praxis verfassungstreu wie die meisten Salafiten sind, wenngleich beide nur die Autorität Gottes als letzte Instanz insgeheim oder offen akzeptieren. Etliche der christlichen Fundamentalisten betreiben aktives Missionieren und nur ein kleiner Teil befürwortet Gewalt zum Erreichen ihrer ideologischen Ziele.
Auch bei Kindern lösen gehirnwäschemäßige Massenevangelisationsveranstaltungen tiefe Emotionen aus |
Die Evangelikalen hätten durchaus die Macht Deutschland entscheidend in eine gewisse illiberale Richtung zu verändern. Die Salafiten werden diese niemals haben. Die Medienberichterstattung sollte dem einmal Rechnung tragen.
Hier nun zwei Dokus, die Einblicke geben in die Szene der Evangelikalen:
Jesus' junge Garde
Die christliche Rechte und ihre Rekruten
Die amerikanische Bet- und Bußgemeinde "The Call" fasst in Deutschland Fuß. In den USA ist die religiöse Rechte bereits zu einer einflussreichen politischen Kraft geworden. Auch in Europa gewinnen die christlichen Konformisten durch systematische Evangelisation an Terrain. Hauptzielgruppe ist die Jugend, die den großen Kirchen abhanden kommt. ...Bitte auf 3Sat weiter lesen.
Hier gibt es weitere Informationen zur dieser Bewegung "The Call" auf der Wikipedia.
Die zweite Doku ist ebenfalls interessant, wurde mehrfach ausgezeichnet, und war sogar Oscar-nominiert als beste Dokumentation des Jahres.
Jesus-Camp
Die Gotteskrieger vom Teufelssee
Sie sollen genau so radikal ihr Leben für das Evangelium riskieren, wie junge Moslems das ihre für den Islam. Das will Becky Fischer, Pastorin der evangelikalen Christen, die mit über 80 Millionen Mitgliedern in den USA zunehmend an Macht und Einfluss gewinnen. Am „Devil’s Lake“, dem Teufelssee, in Nord Dakota werden junge Christen in „Gotteskrieger“ verwandelt. ...Bitte weiterlesen beim WDR.
Noch mehr Hintergrundinfos erhält man auch hier bei der Wikipedia. Sowie auf der Seite der Filmemacher.
Trailer zu Jesus Camp mit einigen erschreckenden Einblicken - besonders, da es kleine Kinder betrifft (englisch, die Doku unten ist aber in deutsch):
Weitere Trailer zu Jesus Camp
1. Teil der vollständigen Doku Jesus Camp auf deutsch bei youtube:
Die weiteren Teile bitte direkt bei Youtube schauen.
Wenn man sich durch diverse Sender im Kabelfernsehen oder gar im Satellitenfernsehen durchzappt, begegnen einem immer wieder diverse Sendungen, ja ganze Sender, die offenbar ein Menschenbild verbreiten, á la: "Wir - die Christen, die Evangelikalen - sind das auserwählte Volk, wir sind mehr wert, alle anderen kommen in die Hölle, Abtreibungsbefürworter werden ewig brennen, Gott wird uns in eine gottgefällige Gesellschaft führen, es kommt bald die Entscheidungsschlacht am Tag des Armageddons, die Zeichen verdichten sich, usw."
Sowas ist nicht gerade demokratieförderlich, ebenso wenig wie die Weltanschauungen der Salafiten, die haben aber wenigstens noch keine Fernsehsender oder Sendungen....
(Bildquelle: Wikimedia Commons: 1 Saraware, 2 Paul M. Walsh)
Radikale sind immer gruselig...ich verstehe diese Leute nicht - und bin irgendwie froh darüber ;)
AntwortenLöschenIch finde, das ist kein sehr guter Vergleich. Die 1,3 Millionen Evangelikale kannst du doch nicht alle mit Salafiten gleichsetzen. Außerdem gibt es in Deutschland nach offiziellen Angaben bis zu 30.000 gewaltbereite islamisten und Umfragen haben ergeben, dass 15% aller Muslime in Deutschland die Demokratie ablehene, also etwa 600.000.
AntwortenLöschenKennst du etwa nicht Milli Görüs?
Der Verfassungsschutz sagt, sie betreut 8 % der deutschen Moscheen und ist damit neben der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion der bedeutendste muslimische Verband in Deutschland.
Nicht zu vergessen die Sauerland-Gruppe und andere Terrorzellen, die eine größere Gefahr darstellen als Evangelikale.
Wenn du den Text aufmerksam liest, dann liest du, dass ich schon differenziere und betone, dass die meisten Evangelikalen, wie die meisten Salafiten Gewalt ablehnen und nur einfach friedlich ihre Religion ausleben möchten. Ich kenne in gewissem Umfange auch Milli Görus, und dort sind Gruppen vertreten, mit denen ich nix anfangen kann, doch auch dort sollte man nicht den Fehler machen alle unter Generalverdacht zu stellen, denn die meisten sind ebenfalls gewaltlos. Außerdem teilen nicht alle Gläubigen oder Mitglieder die strengere orthodoxe Glaubensrichtung der Führung, sondern gehen einfach in eine Milli Görüs Moschee, weil diese sich in der Nähe der Wohnung befindet, und etliche auch gar nicht so darüber reflektieren, wer nun der Betreiber ist, weil sie einfach nur beten wollen, und gut ist.
AntwortenLöschenWenn 15% der Muslime die Demokratie ablehnen sollten (was nicht gleichbedeutend ist, wenn sie meinen das Gott die letzte Instanz ist, was auch die Frage dahinter sein könnte), dann würden sie sich sicherlich in "guter Gesellschaft" der Deutschen befinden, denn es gibt bestimmt ebenso viele, die die Demokratie ablehnen und lieber einen Führer hätten, eine Monarchie hätten, oder einen wie auch immer gearteten autoritären christlichen Gottestaat hätten.
Ich halte die "Gefahr" durch Evangelikale auch weniger gegeben, indem sie Terroranschläge verüben, sondern eher dadurch, dass sie langsam die gesellschaftlichen Debatten beherrschen könnten, die liberalen Eliten durch sie selbst ersetzen könnten, dass es zur Vermischung von Religion und Politik kommt, wie in den USA des Bush, dass Gruppierungen wie die Tea-Party und hiesige Rechtspopulisten mit den Evangelikalen engere Allianzen eingehen.
Zum Thema "Tea-Party" ein interessanter Satz aus Wikipedia:
AntwortenLöschen"David Duke gab bekannt, eine Kandidatur zur Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2012 zu prüfen, nachdem er von zahlreichen Anhängern der Tea-Party-Bewegung dazu aufgefordert worden sei."
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/David_Duke
Wer ist David Duke:
- Ex-Chef des Ku-Klux-Klan
- Holocaustleugner und Unterstützer von Ernst Zündel
- Verurteilter Steuerhinterzieher und Betrüger (15 Monate Gefängnis)
- Teilnehmer der Teheraner Holocaust-Konferenz 2006, mit Udo Voigt
- Vertritt die Ansicht, die Anschläge vom 11.09.2001 seien vom Mossad durchgeführt worden, um Stimmung gegen den Islam (!) zu machen.
Wahrscheinlich ist das mit den Aufforderungen zur Kandidatur nur eine Behauptung von Duke, aber die Ku-Klux-Klan-Webseite "Stormfront.org" rühmt sich, nicht unerheblichen Einfluss auf die Tea-Party zu nehmen.
Ausserdem sprich das Verhalten der Tea-Party gegenüber der Menschenrechtsbewegung NAACP Bände.
Beispielsweise weigert man sich, eine gemeinsame Resolution zur Ablehnung des Rassismus zu unterzeichnen, und fordert statt dessen die NAACP auf, Hassreden der Black-Panther-Bewegung zu verurteilen:
Zitat:
"Instead of joining us to repudiate racism, Tea Party leaders have attempted a tit for tat and demanded that we condemn the New Black Panther Party for reported hate speech. "
Und weiter:
"Dick Armey and other Tea Party leaders have not only refused to disavow the racism -- they have denied it."
Nachzulesen hier;
http://edition.cnn.com/2010/OPINION/07/16/tea.party.resolution/?fbid=gN5LJj4Sge6
Gruss Der Falke
http://derfalke.blogspot.com/
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass gewisse Teile der Bevölkerung da drüben "ein Rad abhaben". Danke für die weiteren Infos...
AntwortenLöschenChristen sind aufgrund ihre Ethik IMMER gewaltlos. Evangelikale Gruppen üben vielleicht psychische Gewalt gegen sich selber aus, aber sie töten niemanden.
AntwortenLöschenDer Islam relativiert das Tötungsverbot an vielen Stellen: Hier wird schon "die Beleidigung der Religion" mit dem Tode bestraft (siehe Pakistan) und das wird religiös begründet.
Zitat: Christen sind aufgrund ihre Ethik IMMER gewaltlos...
AntwortenLöschenWenn Christen immer gewaltlos seien, und diejenigen, wovon es nicht wenige gibt und gab, eben keine "echten Christen" seien, warum nicht auch diese Logik auf die Muslime anwenden?
Es finden sich auch heute noch religiös begründete Gewalt auch durch Christen in der Welt. Leider. Siehe Uganda, oder Anschläge auf Abtreibungskliniken.... usw....
Mit Verlaub, aber der obige Beitrag ist eigentlich nicht mehr als armselig. Ausser dass ich mich als lernfähigen Atheist einordne, bin ich auch nöch ein jüdischer Deutsche, was mich berechtigt, zu behaupten, dass ich eine grosse Distanz von all diesen Sekten und ihren Religionen halte.
AntwortenLöschenAuch betrachte ich sowohl fundamentalistischen als auch revolutionssüchtigen Sekten aller drei monotheistischen Religionen und ihrer Varianten als durchaus gefährlich für die Institution der Demokratie, so wie sie seit Mitte des XVIII. Jahrhunderts verstanden wird.
Aber: Der Vergleich und die versuchte Gleichsetzung der Botschaft, Ziele, Methoden und Werkzeuge von Salafisten und Evangelikalen in unserer Umgebung, die zu den westlich-demokratischen und christlich geprägten Gesellschaften gehört ist ein misslungener Produkt von ideologisch stark verunreinigtem Denken und Manipulationsdrang.
Ich werde keine Textanalyse hier unternehmen, um den stringenten Beweis der Irreführung zu bringen, da es die Arbeit nicht lohnt: der Autor weiß nur zu gut davon, und der Leser kann sich ruhig anstregen, sie im Text auszumachen, zumal sie im Text oft auftritt ...
Sicher sind die beiden Bewegungen nicht demokratisch geprägt, aber die Evangelikalen sind die Kinder unserer
- Geschichte,
- Traditionen,
- Religionen,
- Kultur,
- Gesellschaft,
- Wissenschaftphilosophie,
- Rechts-, Wirtschafts-, Politik- und Ordnungssysteme,
wogegen die Salafisten - vereinfacht gesagt - die deklarierten Feinde, seien sie friedliche oder verdeckt bzw. sogar offen gewaltbereiteFeinde, ALLER obigen Komponenten unserer europäisch-nordamerikanischen judeo-christlichen Zivilisation sind.
Ich werde hier auch nicht "lynxx" unter die Arme greifen, damit er die intellektuelle und analytische Glaubwürdigkeit, die er mit diesem Beitrag verspielt, wieder erlangt.
Ich warne nur davor, mehr Angst vor polit-religiös infizierten Salafisten oder Evangelikalen als vor den ideologisch-befallenen Lynxx(x) und Konsorten aller Art, wie immer sich ihre Bewegungen, Überzeugungen, Pseudo-Wissenschaftslehren oder Weltanschauungen sich nennen mögen, zu haben.
Denn dann kann man sich die Hände schmutzig machen, und es zu spät merken. Mann kann in die ideologische Falle fallen, und die Motive und fundamentalen Ziele der Salafisten sowie ihre teils provokativen, teils todernsten ISLAMISTISCHEN Ziele verniedlichen, bis es zu spät ist.
Gleiches gilt, in doch milderer Form auch für Evangelikale. Denn seit Jahrhunderten haben nirgendwo in Europa und Nordamerika christliche Sekten der Demokratie ernsthaft gedroht, sondern nur Ideologien: erst Bolschewiken, dann auch Faschisten. Und heute Islamisten...
Ach, lynxx, noch etwas, was einem nicht zu Ehren gereichen kann, weder intellektuell noch wissenschaftlich: der Ausdruck "anti-muslimischer Rassismus" zeugt von nichts anderem als unverdautem, unreflektiertem Aneinanderreihen von Worten die sich miteinander nicht prokreativ vereinigen lassen, denn sie beschreiben miteinander unvereinbare semantische Spezies :-)
AntwortenLöschenQ.E.D.: Ideologie zerquetscht Ideen.
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AntwortenLöschenKlaus-Dieter, jedenfalls wäre es schon ein Gewinn, wenn die Erkenntniss, dass die im Artikel oben sicherlich nicht sehr detaillierten Rückschlüsse, die auch sicherlich manchmal zu pauschal gefasst sind, gleichermaßen auch auf die fundamentalistische Szene Deutschlands angewendet werden würde. Ich habe auch persönlich nichts dagegen, wenn Leute quitätistisch wie die Amish-People leben möchten, oder eben in einer anderen islamistischen Parallelwelt, solange sie sich in der Praxis an das Grundgesetz halten.
AntwortenLöschenUnd Robert, du irrst dich in einem Punkte fundamental, wenn du annimmst, dass die islamistischen Fundamentalismen des Islams, nicht ebenfalls "Kinder unserer (also der westlichen) Geschichte, Gesellschaften, Wissenschaftphilosophien, usw." sind. Siehe meine Artikelserie über den Islamismus, indem ich ausführlich die Entwicklung dieser modernen Ideologie aufzeigte, stark beeinflusst, von westlichen Vorstellungen, wesensverwandt mit anderen fundamentalistischen Strömungen im Christentum und Judentum, die alle eine Antwort auf das Aufkommen der Moderne im 19. Jahrhundert versuchten zu geben.
Es ist ja geradezu skuril, dass einer der Väter des Islamismus, Sayyid Qutb, sich von erzkatholischen Vorstellungen bei seinem Aufenthalt im USA stark inspirieren ließ. Dieses mögen u. U. heutige Islamisten gar nicht so gerne hören... ;-)