Donnerstag, 28. Juli 2011

Muslime verlangen nach Terroranschlag von Oslo von Christen Bekenntnis zum Gewaltverzicht

Aufklärungskampagne des christlichen Uganda gegen Klitorisbeschneidungen
Ich habe noch so einige alte Geschichten in meinen Blogentwürfen, die ich aus Zeitmangel nicht behandeln konnte, als sie noch aktuell waren. So die Meldung des Anschlags auf die koptische Gemeinde von Kairo Anfang des Jahres.
Auf diese Meldung wollte ich damals in der Weise reagieren, indem ich alle möglichen durch Christen begangene Verbrechen auf der Welt beispielhaft aufzählen wollte, von Klitorisbeschneidungen, über Ehrenmorde, bis hin zu Massakern z.B. an Minoritäten, um dieser Forderung der CSU die Absurdität aufzuzeigen, die immer wieder die hiesigen Muslime in intendierter Sippenhaft für Ereignisse von Verbrechern (die Muslime sind) auf der Erde nimmt. Diese Pauschalisierung, die dahinter steckt deutlich werden zu lassen. (Das es islamistische Fanatiker auch hier geben kann, die den Angriff auf die Kopten gutheißen, möchte ich dabei gar nicht Abrede stellen. Und das es natürlich nicht "christlich" ist, Verbrechen zu begehen weiß ich natürlich auch. Es ging mir darum die Pauschalisierung Islam=Terror aufzuzeigen.)

Nun mache ich dieses, indem ich das Ereignis des Terroranschlages von Oslo durch Anders Behring Breivik zum Anlass nehme, und diese unten stehende Meldung verfremde, auf das dadurch diese Geisteshaltung der dort erwähnten CSU-Mitglieder deutlicher wird.
Ich mache aber einen Unterschied:
Die CSU möchte von den hiesigen Muslimen eine deutliche(re) Distanzierung von dem Anschlag in Ägypten auf Kopten. (Übrigens: Bei wieviel Prozent Distanzierung ist denn die Schwelle erreicht, wo die CSU zufrieden wäre?)


Damit impliziert sie bewusst oder unbewusst, dass die deutschen Muslime insgeheim auch Christenhasser seien, dass sie radikale Islamisten seien, wie die Attentäter von Kairo.
Würde ich so in meiner Verfremdung verfahren, müsste ich alle Christen auffordern, sich noch deutlicher (wie denn eigentlich?) von dem Terroristen Anders Behring Breivik zu distanzieren.
Da ich nicht weiß, wie das gehen soll, differenziere ich meinen Text ein wenig und nehme mir nur die christlichen Rechtspopulisten vor, von denen durchaus einige stärkere Distanzierungen vermissen lassen und angesichts ihrer "Geburten-Dschihad"-Paranoia und Islamangst bei manchem Zweifel an ihrer gewaltlosen Geisteshaltung aufkommen kann.

Übrigens: Interessant ist dabei die Positionen der Grünen und der CSU bezüglich der Zusammenarbeit mit Regierungen wie dem Mubarak-Regime im Vorfelde des "arabischen Frühlings" am Ende des Artikels.

CSU verlangt von Muslimen Bekenntnis zum Gewaltverzicht

Die CSU hat von deutschen Muslimen eine deutliche Verurteilung des Anschlags in Ägypten gefordert. In Alexandria und Kairo gab es erneuten Protest von Christen.

Nach Ansicht der CSU haben die Vertreter der Muslime in Deutschland nicht deutlich genug auf den Anschlag auf eine Kirche in Ägypten reagiert. "Ich erwarte, dass sie ihre Abscheu noch klarer formulieren, so wie das weltweit geschehen ist", sagte der Unionsfraktions-Vize Johannes Singhammer. Im Kampf für Religionsfreiheit spiele die Öffentlichkeit eine entscheidende Rolle. Der Aufruf deutscher Muslime zu mehr religiöser Toleranz sei besonders wichtig, weil Muslime in Deutschland ihren Glauben frei ausüben könnten. In Ländern wie Ägypten oder dem Irak sei genau das für viele Gläubige nicht der Fall.

Auch der CSU-Außen- und Sicherheitspolitiker Hans-Peter Uhl forderte nach dem Anschlag vom 1. Januar mit 21 Toten eine eindeutige Distanzierung der gemäßigten Muslime. "Wenn die Muslime selbst protestieren, bewirkt das viel mehr, als wenn wir das tun." Fernziel müsse ein aufgeklärter "Euro-Islam" sein, der Religions- und Glaubensfreiheit selbstverständlich anerkennt, sagte Uhl.

In der Neujahrsnacht war vor einer koptischen Kirche im ägyptischen Alexandria eine Autobombe explodiert. 21 Gläubige starben, 97 Menschen wurden offiziellen Angaben zufolge verletzt. Politiker in aller Welt verurteilten den Anschlag, der koptische Klerus in Ägypten sagte die Feierlichkeiten zum Weihnachtsfest am 7. Januar ab.

[...]

Die Grünen forderten von der Bundesregierung, den Druck auf die ägyptische Regierung zu erhöhen. "Eine Verurteilung solcher Anschläge ist zu wenig", sagte Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck. Ägypten und andere Staaten müssten "dem Ungeist religiöser Intoleranz" wirksam entgegentreten. De facto sei das Land eine Diktatur. "Der Westen aber schaut aus außenpolitischer Rücksichtnahme auf das Regime Mubarak systematisch weg." Auch Deutschland habe seine Möglichkeiten zur Einflussnahme "bei weitem nicht ausgeschöpft", sagte Beck.

Stattdessen müsse eine Menschenrechts-Agenda mit klar formulierten Bedingungen Teil außen- und entwicklungspolitischer Vereinbarungen sein, insbesondere bei staatlicher Budgethilfe, fügte Beck hinzu. Ägypten gewähre Religionsfreiheit nur im Rahmen der Regeln der Scharia, des islamischen Religionsgesetzes. Das reiche aber nicht aus, "um islamistischen Wirrköpfen die Stirn zu bieten", sagte Beck.

Auch die CSU möchte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit stärker an die Frage der Religionsfreiheit knüpfen. Künftig solle die Entwicklungshilfe davon abhängen, "ob in einem Land Christen vom Staat oder einer anderen Seite verfolgt werden", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller. Die "abscheuliche Gewalttat" von Alexandria sei zwar eine besondere Dimension, aber leider kein Einzelfall. Alle Regierungen im islamischen Raum seien aufgefordert, die christlichen Minderheiten zu schützen. "Es kann keine finanzielle Unterstützung für Länder geben, in denen Christen ihre Religion nicht ungehindert ausüben können", sagte Müller.

aus dem Tagesspiegel vom Januar 2011.


Nun meine Verfremdung:

Muslime verlangen von Christen Bekenntnis zum Gewaltverzicht

Die Muslimisch Soziale Union (MSU) hat von deutschen Christen, insbesondere den christlichen Rechtspopulisten eine deutlichere Verurteilung des Anschlags in Norwegen gefordert.

Nach Ansicht der MSU haben die Vertreter der christlichen Rechtspopulisten in Deutschland nicht deutlich genug auf den Anschlag auf Muslime und Sozialdemokraten in Oslo reagiert. "Ich erwarte, dass sie ihre Abscheu noch klarer formulieren, so wie das weltweit geschehen ist", sagte der Unionsfraktions-Vize Yahya Sarkicekic. Im Kampf gegen Islamophobie spiele die Öffentlichkeit eine entscheidende Rolle. Der Aufruf deutscher Rechtspopulisten zu mehr Multikulti sei besonders wichtig, weil Rechtspopulisten in Deutschland ihre Meinung frei ausüben könnten. In Ländern wie Ungarn oder Russland sei genau das für viele Regimekritiker nicht der Fall.

Auch der MSU-Außen- und Sicherheitspolitiker Yohanna-Petro Baykuş forderte nach dem Anschlag vom 22. Juli 2011 mit über 70 Toten eine eindeutige Distanzierung der gemäßigten Rechtspopulisten. "Wenn die Rechtspopulisten selbst protestieren, bewirkt das viel mehr, als wenn wir das tun." Fernziel müsse ein aufgeklärter "Multikulturalismus" sein, der Religions-, Meinungs- und Glaubensfreiheit selbstverständlich anerkennt, sagte Baykuş. ...

OK, ich gebe es zu, ist nur mäßig amüsant, nicht nur deshalb, weil die Trauer noch groß ist, sondern auch weil mir in der Hitze hier auf Anhieb nix besseres einfiel und ich keine Zeit habe eine halbe Stunde über die Pointen zu grübeln.
Es ärgert mich einfach immer wieder, wenn nicht nur dumme anonyme Diskussionsteilnehmer im Netz penetrant Distanzierungen von deutschen Muslimen fordern (egal, ob diese sich schon längst und deutlichst distanzierten oder nicht!), sondern in dieses rechtspopulistische Horn immer häufiger auch einige Politiker blasen.
Letztlich aber dürfte der Sinn klar geworden sein, und ich habe diesen Entwurf noch "verwursten" können...


(Bildquelle: Wikimedia Commons, Amnon s (Amnon Shavit) )

2 Kommentare:

  1. @Lynxx
    Wieso sollten sich jetzt, um ihren mässig lustigen Ansatz aufzunehmen (der türkische Füherer tut es Ihnen ja schon nach),irgendwelche christlichen Organisationen von diesem Anschlag distanzieren?
    Ziel der Aktion von Herrn B. war die Jugendorganisation der norwegischen Arbeiterpatei. Selbige ist keine islamische Organisation. Der Attentäter wollte vielmehr die in seinen Augen verkommene und degenierte westliche Gesellschaft treffen. Findet man diese Vorwürfe der Verkommenheit und Degeneration nicht auch oft auf islamischer Seite?

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  2. Ich nehme an, mehr als Diagonallesen war bei diesem Posting nicht drin? Schade, ansonsten wärst du vielleicht über meinen Satz gestolpert: "Würde ich so in meiner Verfremdung verfahren, müsste ich alle Christen auffordern, sich noch deutlicher (wie denn eigentlich?) von dem Terroristen Anders Behring Breivik zu distanzieren."
    Damit hättest du schon den ersten Hinweis dazu erfahren, dass ich Aufforderungen von "Distanzierungen" von großen Gruppen, die nichts mit einem Terrorakt gemeinsam haben, außer vielleicht die gleiche Haarfarbe, die gleiche Religion oder die gleichen Nasen haben, für sehr problematisch halte. Denn damit impliziert man immer den Verdacht der geheimen Agenda, der heimlichen Zustimmung. Dieses ist bei den meisten Christen oder Evangelikalen ebensowenig der Fall, wie bei Muslimen oder "ultraorthodoxen" Muslimen. Und Erdogan würde ich nicht immer so ernst nehmen (oder besser gesagt übermäßig darüber aufregen), da er nicht selten populistische Äußerungen tätigt, wie auch unsere Kanzlerin (selten) oder Seehofer (häufiger). Seit Dekaden, seit der Revolution im Iran '79 hört er sich immer die oft im Westen gemachten Gleichsetzungen von Islam = Terror an (weniger in den Eliten, mehr bei der Bevölkerung und Massenblättern), und da habe ich gewisses Verständnis dafür, dass er nun einmal die Gelegenheit nutzt "dem" Westen den Spiegel vorzuhalten, letztlich nicht, damit der Papst sich nun distanzieren solle, sondern damit der Westen endlich damit aufhört "den" Islam in Sippenhaft für Terror zu nehmen. Das scheint mir der Sinn hinter seinen Aussagen zu sein.
    Das war letztlich auch mein (wie ich oben schon schrieb) durchaus "mäßig lustiger" Ansatz, durch Spiegelung Einsicht beim Gegenüber zu generieren, dass es meist falsch ist, Distanzierungen, noch stärkere Distanzierungen, die stääärksten Distanzierungen vom Terror immer und immer wieder mit rechtspopulistischen Motiven von dem Islamverbänden zu fordern (zumal die meisten dieses schon in ihren Satzungen stehen haben!).

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